Vermeintlich gendergerechtes Brettspiel: Frau Monopoly fasst es nicht
Der gehassliebte Familienabend-Zerstörer Monopoly hat eine neue Variante: Miss Monopoly. Das ist allerhöchstens gut gemeint.
![Gestapelte Monopoly-Kästen Gestapelte Monopoly-Kästen](https://taz.de/picture/3673890/14/1a.jpeg)
W enn Kapitalisten auf Weltverbesserer machen, geht das – überraschenderweise – ziemlich in die Hose. Hasbro, der Spieleriese aus den USA, bringt eine neue Variante des Brettspiels auf den Markt: Miss Monopoly.
Ist wie herkömmliches Monopoly, nur mit der neuen Regel, dass frau beim Überschreiten des Los-Feldes 240 Dollar bekommt, während männliche Mitspieler die üblichen 200 Dollar erhalten. Davon verspricht sich der Hersteller, dass die Gender-Pay-Gap-Debatte galant in die Konversationen beim Spieleabend einfließt. Als wäre der nicht schon stressig genug, mit vom Tisch gefegten Spielfeldern und Mitspielern, die kein Wort mehr miteinander sprechen – weil man sich eben doch über’s Verlieren ärgert.
Auch optisch unterscheidet sich die neue Variante. Mr. Monopoly, der alte Mann mit Schnurrbart und Zylinder ist wortwörtlich in den Hintergrund gerückt. Von der Mitte des Covers und des Spielfeldes strahlt nun seine Nichte – Miss Monopoly. Eine Karrierefrau, wie sie aussehen muss: Blazer, Pumps und einen Coffee-to-go-Becher in der Hand.
Angekündigt hat Hasbro die neue Version, die kommende Woche in den USA und auch in Deutschland auf den Markt kommen soll, mit einem Video, das vor Melodramatik trieft. Zu Beginn die Einblendung: „Nur 10 Prozent aller Erfindungen stammen von Frauen.“
Die Idee für Monopoly kommt von einer Frau
Wie ungeschickt – denn die Idee für Monopoly stammt nicht etwa, wie von Hasbro angegeben, von einem Mann namens Charles Darrow, sondern von einer Frau. Elizabeth Magie Phillips, Autorin, Erfinderin und Feministin, entwickelte bereits im Jahr 1904 ein Spiel, das auf die Folgen und Gefahren des Kapitalismus aufmerksam machen sollte. Darrow verkaufte die Spielidee im Jahr 1935 bloß gewinnbringend als seine eigene.
Zurück aufs Spielfeld: Die Straßen, Häuser und Bahnhöfe sind verschwunden – bei Miss Monopoly investieren die Spieler*innen in Erfindungen von Frauen, darunter Chocolate Chip Cookies und Shape Wear. Wenn neben Monopoly auch bei anderen Erfindungen der Mann die Idee einer Frau als seine eigene ausgab und Ruhm, Erfolg und Geld dafür einheimste, ist diese spärliche Auswahl nicht verwunderlich.
Hasbro jedoch ist stolz auf seine „gendergerechte“ Revolution. Das Einkommensgefälle sei ein „zusätzlicher Spaßfaktor“, denn beim Spiel „genießen Frauen die Vorteile, die in der realen Welt häufig Männern vorbehalten sind“. Ich bleibe dann doch lieber bei „Mensch ärger dich nicht“ – da ärgere ich mich zwar auch, aber besser.
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