Verluste trotz Staatshilfen: Schrumpfende Commerzbank
Im ersten Quartal 2009 schreibt die Commerzbank tiefrote Zahlen: minus 861 Millionen Euro. Nun soll die Bank gesundgeschrumpft werden und ab 2012 Staatshilfen zurückzahlen.
BERLIN/BRÜSSEL dpa/rtr | In den ersten drei Monaten 2009 hat die Commerzbank einen Verlust von 861 Millionen Euro gemacht und schnitt damit schlechter ab, als am Markt erwartet. Im Vorjahresquartal hatte die zweitgrößte deutsche Bank noch einen Gewinn von 236 Millionen Euro verzeichnet, wobei die Zahlen der Dresdner Bank eingerechnet worden sind.
Die Commerzbank hatte 2008 die Dresdner Bank gekauft. Zum Jahresauftakt drückten Belastungen aus der Finanzmarktkrise, Kosten für die Integration der Dresdner Bank (289 Millionen Euro) sowie deutlich erhöhte Rücklagen für Kreditausfälle (844 Millionen Euro) auf das Ergebnis. Mit Abstand größter Verlustbringer war erneut der Kapitalmarktbereich: Hier ging das operative Ergebnis um mehr als 1 Milliarde auf minus 1,16 Milliarden Euro zurück. Abschreibungen belasteten das Ergebnis. Die Börse reagierte am Freitag zunächst sehr positiv auf die Commerzbank-Zahlen: Zwischenzeitlich war die Aktie der Commerzbank rund 5 Prozent im Plus, mittags schmolz der Zugewinn fast komplett zusammen.
Infolge des ausgewiesenen Verlusts in diesem Jahr will sich die vom Staat unterstützte Commerzbank gesundschrumpfen und spätestens 2011 wieder schwarze Zahlen schreiben. "Diese Bank ist stark genug, um auf Dauer ohne Staatshilfe auszukommen", sagte der Vorstandsvorsitzende des DAX-Konzerns, Martin Blessing, am Freitag in Frankfurt. Das Kreditinstitut werde sich auf den Heimatmarkt konzentrieren und sich noch mehr um Privat- und Mittelstandskunden kümmern. Infolge der Finanzkrise unterstützt der deutsche Staat die Commerzbank mit 18,2 Milliarden Euro. Der Bund ist mit 25 Prozent plus einer Aktie größter Einzelaktionär. Die Commerzbank strebt an, die Staatshilfe des Bankenrettungsfonds Soffin ab 2012 zurückzuzahlen - möglicherweise auch mithilfe einer Kapitalerhöhung.
Am Donnerstag hatte Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes die Bundesbeihilfe von rund 18 Milliarden Euro unter strengen Auflagen genehmigt. Mit den europäischen Wettbewerbsregeln sei das nur vereinbar, wenn das Geld der Steuerzahler nicht eingesetzt werde, um der Commerzbank ungerechtfertigte Vorteile im Wettbewerb mit anderen Kreditinstituten zu verschaffen, sagte sie in Brüssel. "Die Commerzbank wird sich in Zukunft auf ihr Kerngeschäft beschränken, also auf das Einlagen- und Kreditgeschäft - auch in Osteuropa. Das war schon in der Vergangenheit die stabilste Einnahmequelle der Bank", erklärte Kroes.
Investmentbanking und die Finanzierung von Gewerbeimmobilien hätten sich als eher unsichere Geschäftsanteile erwiesen und müssten deswegen einschließlich der Eurohypo abgegeben werden. "Insgesamt empfinden wir die Vorgaben aus Brüssel als hart, aber akzeptabel", sagte Blessing. In der Immobilien- und Staatsfinanzierung werden bis Ende 2011 etwa 390 Stellen abgebaut, davon 260 in Deutschland. Auch die Investmentbank wird verkleinert. Insgesamt wird die Bilanz der Commerzbank um mehr als 40 Prozent gekürzt. Zusätzlich müssen sich die Manager verpflichten, in den nächsten drei Jahren keine anderen Finanzfirmen zu übernehmen und ihren Kunden keine günstigeren Konditionen anzubieten als die Konkurrenz. Die Bank habe außerdem Maßnahmen ergriffen, um das Risikomanagement zu verbessern, sagte Neelie Kroes.
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