Verleihung der MTV Video Music Awards: Swift siegt, Minaj motzt, Bieber blärrt
Videokunst? Stand nicht im Zentrum der diesjährigen MTV Video Music Awards. Die GroßunternehmerInnen des Pop fielen durch nackte Haut und markige Worte auf.
Ihre Mitkonkurrentin Miley Cyrus ging dagegen völlig leer aus. Na, ja, nicht ganz: Von allen Stars wurde sie am längsten von den Fernsehkameras ins Bild genommen, denn schließlich moderierte sie die Show am Sonntagabend in Los Angeles. Und wie von MTV eingepreist und von den ZuschauerInnen erwartet, wechselte sie während der Show mehrmals die Klamotten, die zumeist aus möglichst wenig Stoff bestanden.
Schon über den roten Teppich, der diesmal aus vielen bunten Rechtecken bestand, defilierte sie mit einer Garderobe, bei der lediglich zwei silberne Riemen ihre Brüste bedeckten, dazu hingen ein paar silberne Ketten um ihre Hüften. Mehr oder weniger passend dazu gab es überkniehohe Stiefel und freien Blick auf ihren Po.
Einmal stand sie auch in einem tief ausgeschnittenen Jumpsuit auf der Bühne, den Höhepunkt setzte sie mit einem durchsichtigen Kleid, das die entscheidenden Stellen nur mit aufgeklebten künstlichen Schokodragees bedeckte.
Nach der Vergabe des Hauptpreises an Swift sorgte sie dann noch für ein zweitklassiges Reenactment des Nipplegate von Janet Jackson während der NFL-Superbowl-Live-Übertragung im Jahr 2004. Cyrus versteckte sich hinter einem Vorhang, auf der Videoleinwand war aber kurz ihre Brust zu sehen. MTV erklärte, dass das Bild nicht wieder ausgestrahlt werde. Lohnt sich ja auch wirklich nicht. Ein Jahr früher, und es wäre wenigstens ein rundes Gedenken gewesen.
„Und jetzt zurück zu dieser Schl....“
Aber eigentlich sollte man sich hier jedes weitere Cyrus-Bashing sparen, denn das erledigte auf der Bühne schon ausgiebig Nicki Minaj. Die ließ Cyrus vor dem Live-Publikum ganz genau wissen, was sie von ihr hält. Nachdem sie den Preis für „Anaconda“ als bestes Hip-Hop-Video erhalten hatte, sagte sie: „Und jetzt zurück zu dieser Schl..., die in der Presse viel über mich zu sagen hatte. Miley, was geht?“
Miley hatte in der New York Times zu einer Auseinandersetzung zwischen Minaj und Taylor Swift Stellung genommen und sich dabei auf die Seite von Swift geschlagen. Die von Minj offensichtlich überrumpelte Moderatorin sagte nur: „Wir alle wissen, wie sie Worte manipulieren.“
Minaj hatte sich auf Twitter beschwert, dass der Clip zu ihrem Hit „Anaconda“ nicht für den Preis Video des Jahres nominiert wurde. Die Musikindustrie ziehe offenbar „sehr dünne“ Frauen kurvenreichen schwarzen Frauen vor, ätzte die Rapperin offenbar mit Blick auf die sehr schlanke Swift.
Swift reagierte auf Twitter indigniert: „Ich habe nichts getan, als dich zu lieben und zu unterstützen“, warf sie Minaj vor. Swift lud ihre Kollegin ein, mit auf die Bühne zu kommen, wenn sie mit „Bad Blood“ den Preis für das beste Video gewinne. Knapp zwei Tage später ruderte Swift zurück und entschuldigte sich. Minaj erklärte, sie hätte sich gewünscht, Swift habe sich für Afroamerikanerinnen stark gemacht.
Am Sonntag wurde dann die kurze Fehde wieder beigelegt, als Swift und Minaj bei dem Song „The Night Is Still Young“ gemeinsam auf der Bühne standen und sich schließlich mit einer Umarmung verabschiedeten. Da musste Miley weinen, weil sie außen vorblieb.
Ach nein, es war Justin Bieber, der geheult hat - nach der Performance eines neuen Songs. So weit man überhaupt Tränen in seinem Gesicht sehen konnte, trug er doch einen langen Pony über seinem linken Auge. Der Sänger trat zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder bei den MTV-Awards auf. Wahrscheinlich hat ihm das die letzten Nerven gekostet.
Rapper Kanye West, der einen Sonderpreis erhielt, hatte dagegen Nerven. Und machte eine ganz besondere Ankündigung: „Hiermit erkläre ich, dass ich mich im Jahre 2020 um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten bewerbe“, sagte er. Wie ernst er das meinte, wurde aber nicht ganz klar. Denn bevor er die Katze aus dem Sack ließ, hatte der 38-Jährige minutenlang oft zusammenhangslos auf der Bühne gestammelt. Moderatorin Miley Cyrus sagte: „Wow, jetzt wissen wir, wie Kanye drauf ist, wenn er Gras geraucht hat.“ Wow, das bringt neuen Ärger für Miley - mit Kim, Jay-Z, Beyoncé und mit Yeezus sowieso.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl