KOMMENTAR: Verkehrungen
■ Die Daimler/MBB-Fusion lehrt Bremen die Ohnmacht
Die Haltung eines kritischen Kritikers, der keine Rücksicht zu nehmen braucht, ist vielfach recht unbefriedigend: Er kann die guten Argumente zusammentragen, den berechtigten Sorgen drastisch Ausdruck verleihen, er kann darauf spekulieren, im Nachhinein Recht behalten zu haben – Einfluß hat der kritische Kritiker aber, das ist sein Schicksal, selten. Der grüne Ralf Fücks ist in dieser Lage.
Es gibt allerdings Situationen, in denen der Kritiker seine offensichtliche Einflußlosigkeit als Glück empfinden muß. Denn sein scheinbarer Kontrapart, hier der Sozialdemokrat Klaus Wedemeier, muß gegen seine Bundespartei, gegen seine Landespartei und die Arbeitnehmer-Voten zum Zustandekommen des Rüstungs-Imperiums „Ja“ sagen. Er muß, auch in Situationen verzweifelter Machtlosigkeit, gute Miene zum Spiel machen.
Daß eine Stadtstaat-Demokratie für den Kritiker den großen Vorteil kurzer Wege zum Zentrum der Macht hat, verkehrt sich angesichts solcher Erfahrungen: Was da kurz ist, sind die Wege zur Einsicht in die Ohnmacht des Stadtstaates.
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen