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Verkehrsminister über 9-Euro-TicketWissing will Nachfolge ab 2023

Bis Ende des Jahres soll die Nachfolge des 9-Euro-Tickets geklärt sein. Bundesverkehrsminister Volker Wissing wünscht sich eine bundesweite Abo-Variante.

Will ein „möglichst attraktives Ticket“: Bundesverkehrsminister Volker Wissing Foto: Michele Tantussi/rtr

Berlin dpa/afp | Die Nachfolge des 9-Euro-Tickets soll nach Wunsch von Bundesverkehrsminister Volker Wissing bis Ende des Jahres geklärt sein. „Unser Ziel sollte sein, spätestens zu Beginn des Jahres 2023 ein neues Ticket zu haben“, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der Mediengruppe VRM. „Ich möchte ein vom Preis her möglichst attraktives Ticket, das deutschlandweit gilt und als Abo-Variante zu kaufen ist.“ Der Preis hänge „von der konkreten Ausgestaltung und der Verteilung der Kosten zwischen Bund, Ländern und den Kunden ab“.

Die 9-Euro-Tickets ermöglichten im Juni, Juli und August jeweils für einen Monat bundesweit Fahrten in Bussen und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Die Sonderaktion, um Fahrgäste von gestiegenen Energiekosten zu entlasten, lief am Mittwoch aus. Nach Branchenangaben wurden rund 52 Millionen Tickets verkauft. Der Bund finanzierte die Aktion mit 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Verkehrsanbietern.

Kommunen dringen auf Klimaticket nach österreichischem Modell

Vor dem Treffen des Koalitionsausschusses im Kanzleramt dringen die Kommunen darauf, nach dem Ende des Neun-Euro-Tickets ein Klimaticket nach dem Vorbild Österreichs einzuführen. Das Tarifchaos mit unterschiedlichen Zonen und Preismodellen müsse beendet werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. „Dass so etwas auch dauerhaft funktioniert, beweist nicht zuletzt auch Österreich. Das dortige Klimaticket hat sich bewährt.“

Österreicherinnen und Österreicher mit Klimaticket können jeden Bus, jede Straßenbahn und jeden Zug im Nah- und Fernverkehr nutzen. Dazu zählen auch Verkehrsmittel privater Anbieter. Regulär kostet das Ticket 1095 Euro und mit Ermäßigung 821 Euro pro Jahr.

Landsberg sagte vor dem Treffen der Ampel-Koalition, notwendig sei jetzt ein Entlastungspaket für einkommensschwache Haushalte, für Haushalte der Mittelschicht und für von den steigenden Energiekosten betroffene Unternehmen. „Nur so kann verhindert werden, dass aus der Energiekrise eine ernsthafte Wirtschaftskrise wird und dann Kaufkraft und Arbeitsplätze in hohem Maße verloren gehen.“

Koalitionsausschuss will weitere Entlastungen

Die Ampel-Parteien wollen sich am Samstag nach wochenlangen Diskussionen auf ein weiteres Paket mit Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger wegen der hohen Energie- und Lebenshaltungskosten verständigen. Dazu kommt am Vormittag der Koalitionsausschuss im Kanzleramt zusammen. Die Wünsche von SPD, Grünen und FDP gingen bis zuletzt teils deutlich auseinander.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderte vor dem Treffen die Anhebung des Kindergeldes mindestens um die Höhe des Kaufkraftverlusts durch die hohe Inflation. „Familien leiden besonders unter den hohen Preisen“, sagte Paus der „Rheinischen Post“. „Deshalb sollte das Kindergeld deutlich angehoben werden und mindestens die Inflation ausgleichen.“

„Damit erreichen wir vor allem die breite Masse der Familien mit unteren und mittleren Einkommen“, sagte die Ministerin. „Eine weitere Möglichkeit ist, für bedürftige Familien den Kinderzuschlag zu erhöhen. Zentral ist auch die Anpassung des Wohngelds. Wir müssen mehr gegen die zunehmende Spaltung in Arm und Reich tun.“

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8 Kommentare

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  • Es ist doch eine gute Nachricht, dass auch die FDP den Erfolg des 9 Euro Tickets auf der Schiene weiter befördern möchte.



    Gut finde ich auch, dass die Länder bei der Finanzierung mit eingebunden werden.



    Die stehen nämlich seit einem halben Jahr da und manchen nichts, außer meckern.

  • Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP): "Ich möchte ein vom Preis her möglichst attraktives Ticket, das deutschlandweit gilt und als Abo-Variante zu kaufen ist."

    Natürlich ein (teures) Abo, damit der arme "Pöbel" auch ja nicht in die Bahnen und Busse kommt. Millionen Hartz IV Empfänger und Millionen arme Rentner gibt es für die FDP anscheinend nicht.

    *Ein Abonnement (Abkürzung: Abo) ist ein Dauerschuldverhältnis, das im regelmäßigen Bezug einer Leistung, meist gegen ein Entgelt, besteht.*

    • @Ricky-13:

      Sicher doch. Es wäre auch verwunderlich wenn die Länder und die anderen Bundesministerien Gelder für ein Ramschticker aus dem Fenster werfen würden.

      Was es braucht sind extra Tickets für Geringverdiener; diese vorzuschieben um für sich selber ÖPNV Gelder als Gut-Verdiener zu sparen, gehört sich nicht.

  • Die Überschrift

    "Wissing will Nachfolge ab 2023"

    hat mein Herz einen Moment höherschlagen lassen, bis ich begriff, daß es nicht um seine Nachfolge geht.

  • Mir persönlich würde ein bundesweit gültiges, relativ teures Ticket nichts bringen - wie oft fahre ich schon mal Urlaub machen in Deutschland oder jemanden besuchen weiter weg? Wichtig ist doch, dass man bei seinen täglichen Anfahrten zur Arbeit oder für Besorgungen entlastet wird. Ein Monatsticket kostet hier 109 Euro aktuell. Das Jobticket kostet je nach Unternehmen zwischen 45 und 80 Euro. Ein bundesweites Ticket für 69 Euro o.ä. käme also je nach dem teurer als ein Jobticket - bringt dem Arbeitnehmer nicht viel... Ich würde mir ein einheitliches Regionalticket für z.B. 29 Euro wünschen, wie die Grünen es vorschlugen. Und vielleicht eine Art einheitliches Anschlussticket für längere Fahrten, wenn man mal von Köln nach Leipzig fahren würde o.ä., das man sich dazubuchen könnte.

  • Klar gerade der Bereich Verkehr braucht dringend eine CO2 Reduktion.



    Das 9t€ Ticket hat in 3 Monaten so viel gebracht wie ein Tempolimit in einem Jahr bringen könnte.



    Da Herr Wissing nicht bereit ist andere Maßnahmen zu beschließen macht es Sinn.

    Mir selbst sind die Gründe weshalb evtl eine sinnvolle Folgelösung gefunden wird egal.

    Ich hoffe es findet sich etwas bei dem sich seine Partei nicht quer stellt.

  • RS
    Ria Sauter

    Nach dem Vorbild Österreichs?



    Haben sie zutief ins Glas geschaut?



    Dann bitte auch eine Rente wie in Österreich, 14 Monate werden dort ausgezahlt und das Rentenniveau liegt deutlich höher.



    Rente rauf! Löhne rauf!



    Bezahlbare Wohnungen nach dem Vorbild Wiens!

  • Es ist ein echtes Drama (Dilemma?) dieser Minderheiten-Partei: Nur Luschen, die für nichts anderes stehen, als mit Neiddebatten von einer solidarischen Lösung der so zahlreichen Probleme abzulenken. Wer zum Beispiel Lindners gestotterte 'Ansagen' zum G7-Finanzminister-Treffen bei Phoenix verfolgen durfte, bei denen er sich mehrfach widersprach und gar nicht die Versuche, über Erschwerung der Rohöltransporte aus Rußland Druck auch auf die Rohstoffpreise auszuüben, begriffen hatte, musste erkennen, wenn er einmal selbst nachdenken muss und nicht auswendig gelernte Tiraden von sich gibt, ist er überfordert. Auch der Verkehrtminister möchte am liebsten eine aktuelle Debatte erst einmal vertagen, die Kämpfe zwischen dem Justizminister und Lauterbach lösen nur noch Kopfschütteln aus. Dass sich die neue Bildungsminsterin in einem der am schwersten zu durchschauenden, in den letzten Jahren dramatisch vernachlässigten Bereich erst einmal sortieren muss, sei ihr verziehen, aber echte Fachkompetenz war bisher auch nicht erkennbar. Sind schon die anderen Ampelpartner ebenfalls hilflos unterwegs angesichts ihrer leeren Versprechungen, bei der FDP ist das Problem völlig überforderter Kandidaten als besonders gravierend an. Schaum, nichts als Schaum !