Verkehrskonzept für Berlins Nordosten: Irgendwann fährt eine U-Bahn
Das Verkehrskonzept für die Anbindung des Neubauquartiers „Blankenburger Süden“ setzt stark auf die U-Bahn. Wann die fahren könnte, ist offen.
Mehrere tausend Wohnungen sollen ab 2030 im Stadtquartier „Blankenburger Süden“ und auf dem bisherigen Gewerbegebiet Heinersdorf gebaut werden. Wie die BewohnerInnen vor allem ohne Auto dorthin gelangen, wird seit Jahren diskutiert. Ende November kündigte die Senatsverwaltung für Mobilität und Verkehr an, zuerst die Straßenbahn M2 von Heinersdorf aus durch das Neubaugebiet zu verlängern. Die BVG wurde bereits mit der Planung beauftragt. Allerdings soll die Linie nicht, wie ursprünglich geplant, am S-Bahnhof Blankenburg enden, weil dafür Häuser und Gärten in der „Erholungsanlage Blankenburg“ hätten weichen müssen.
Während dieser wichtige Umsteigepunkt nun im Konzept fehlt, will der Senat nun in diesem Jahr gleich mehrere Machbarkeitsstudien für U-Bahn-Strecken in Auftrag geben: Die U9 soll von der Osloer Straße im Wedding über Pankow-Kirche nach Heinersdorf und Blankenburg bis Karow fahren. Auch die vor langer Zeit einmal konzipierte U10 vom Alex nach Weißensee und darüber hinaus soll untersucht werden. Für eine Verlängerung der U2 um eine Station von Pankow nach Pankow-Kirche startet die sogenannte Grundlagenuntersuchung.
Man habe „schon einige gordische Knoten zerschlagen“, sagte die Verkehrssenatorin im Ausschuss. Es gebe eine gute Zusammenarbeit sowohl mit der (SPD-geführten) Senatsumweltverwaltung für Stadtentwicklung als auch mit dem Bezirk Pankow – wo eine CDU-Stadträtin für die Verkehrsbelange zuständig ist. „Kein Verkehrsträger“ werde ausgeschlossen, so Schreiner. Natürlich sei die U-Bahn-Planung „längerfristig“, das sei aber kein Grund darauf zu verzichten“. Wie schon bei früheren Anlässen verwies sie auf die „Vordenker“, die das heutige Berliner U-Bahn-Netz vor 100 Jahren in weiser Voraussicht vorangetrieben hätten.
Keine Antworten
Fragen von den Grünen und Linken nach dem konkreten Zeitplan wurden von Schreiner hingegen umgangen. In ihrer Vorstellung des Verkehrskonzepts hatte die Senatsverwaltung lediglich vage mitgeteilt, die Inbetriebnahme der U9 „könnte in den 2040er Jahren mit dem Einzug der letzten neuen Bewohner erfolgen“.
Dass die von der Senatsverwaltung selbst genannten Kriterien „effizient, klimaschonend und wirtschaftlich“ für die Verkehrsanbindung ausgerechnet beim U-Bahn-Bau eingehalten werden, bezeichnete die Grünen-Abgeordnete Oda Hassespaß gegenüber der taz als „fraglich“. Vielmehr gehe es der CDU darum, „mit U-Bahn- und Magnetschwebebahn-Träumen Dinge auf die lange Bank zu schieben“. Im Ausschuss sagte Hassepaß, dass ein U-Bahn-Ausbau pro Kilometer rund 14-mal teurer sei als etwa der jüngste Verlängerung der Tram M10 nach Moabit.
Dass die unlängst in der Berliner Verkehrsdebatte aufgetauchte Magnetschwebebahn nun auch „mit Lobbying aus Kreisen des Verkehrsverbundes VBB und der CDU“ in Zusammenhang mit dem Nordost-Konzept ins Gespräch gekommen ist, kritisierte auch der Linken-Abgeordnete Kristian Ronneburg. Er vermutet, dass der Bau der neuen Stadtquartiere am Ende bis in die 2040er Jahre verschoben wird, weil „die neuen Wohnungen bei Fertigstellung nicht bedarfsgerecht erschlossen“ wären.
Die Linke hatte am Dienstag ein alternatives Verkehrskonzept vorgestellt, das aus ihrer Sicht schneller zu realisieren ist: Es sieht einen Ausbau des Straßenbahnnetzes in Pankow sowie die Verlängerung der S75 von Wartenberg zum nördlich gelegenen Blankenburg vor – allerdings auch den Weiterbau der U2 bis Pankow-Kirche. „50 Kilometer Tram und 500 Meter U-Bahn“ lautet Ronneburgs Formel für eine bezahlbare und nachhaltige Verkehrslösung.
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