Verkehrschaos in Berlin: Pech für Schiene und Gärten
Wegen der bröckelnden A-100-Brücke ist der westlichste Teil der Ringbahn erst einmal gesperrt – und viele Kleingärten müssen „freigezogen“ werden.

Derzeit werde geklärt, ob die marode Autobahnbrücke zunächst abgestützt oder direkt abgerissen werde, sagte der Technische Geschäftsführer der Autobahn GmbH, Dirk Brandenburger. Man werde aber die Variante wählen, die für den S-Bahn-Verkehr die kürzeste Beeinträchtigung darstelle.
Laut Brandenburger war man zunächst davon ausgegangen, dass die Stützung das schnellere Verfahren sei. Jetzt werde der Abriss aber parallel mit in die Entscheidungsfindung einbezogen.
Betroffen von der Ringbahn-Sperrung zwischen den Bahnhöfen Halensee und Westend sind die Linien S41 und S42 sowie die S46. Die Züge werden von Südosten kommenden über eine Gleiskurve zum Bahnhof Charlottenburg umgeleitet. Zur Anbindung des gesperrten Teilstücks hat die S-Bahn Berlin GmbH einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Der Elternausschuss im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf kritisierte am Freitag, durch den Ausfall der S-Bahn und die Umleitungen des Autoverkehrs seien die Schulwege stark gefährdet. „Viele Kinder sind nun gezwungen, weite Umwege in Kauf zu nehmen und stark befahrene Straßen zu überqueren, die den plötzlichen Anstieg des Verkehrsaufkommens kaum bewältigen.“ Die Schulwegsicherheit sei nicht mehr gewährleistet – eine „unhaltbare Situation“.
Vorzeitiges Ende der Gartensaison
Aber nicht nur die S-Bahn-NutzerInnen auf diesem Teil des Rings haben das Nachsehen: Etliche KleingärtnerInnen, deren Grdunstücke unterhalb des maroden Bauwerks liegen, müssen nun von der anstehenden Gartensaison Abschied nehmen. Die Autobahn GmbH teilte am Freitagnachmittag mit, man habe den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf über die notwendige Einrichtung eines Sperrkreises von 50 Metern informiert.
Bei der „kontrollierten Freiziehung“ der betroffenen Kleingartenanlagen, um die der Bezirk „gebeten“ wurde, handele es sich um eine reine Vorsorgemaßnahme, so die Autobahn GmbH. Betroffen sind demnach offenbar drei Anlagen, die sich alle auf bahneigenem Gelände befinden, also nicht dem Bezirk gehören.
Nachdem Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sich am Donnerstag – noch vor S-Bahn-Sperrung – im Abgeordnetenhaus an einer Verteidigungsrede versucht hatte, meldete sich nun der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zu Wort: Er nehme die Lage „sehr ernst“ und sei „in engem Austausch“ mit Bonde. „Die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner steht für mich an erster Stelle.“ Man arbeite mit Hochdruck dran, den Verkehrsfluss so schnell wie möglich wiederherzustellen.
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