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Verkehrschaos in BerlinPech für Schiene und Gärten

Wegen der bröckelnden A-100-Brücke ist der westlichste Teil der Ringbahn erst einmal gesperrt – und viele Kleingärten müssen „freigezogen“ werden.

Oben Leere, unten bald auch: Kleingärten unter der Ringbahnbrücke der A100 sollen evakuiert werden Foto: IMAGO / Stefan Zeitz

Berlin dpa/taz | Der S-Bahn-Verkehr der Ringbahn unter der gesperrten A100-Brücke am Autobahn-Dreieck Funkturm ist seit Donnerstagabend aus Sicherheitsgründen unterbrochen – und bleibt es bis auf Weiteres. Einen genauen Zeitplan will die bundeseigene Autobahn GmbH in der kommenden Woche vorlegen.

Derzeit werde geklärt, ob die marode Autobahnbrücke zunächst abgestützt oder direkt abgerissen werde, sagte der Technische Geschäftsführer der Autobahn GmbH, Dirk Brandenburger. Man werde aber die Variante wählen, die für den S-Bahn-Verkehr die kürzeste Beeinträchtigung darstelle.

Laut Brandenburger war man zunächst davon ausgegangen, dass die Stützung das schnellere Verfahren sei. Jetzt werde der Abriss aber parallel mit in die Entscheidungsfindung einbezogen.

Betroffen von der Ringbahn-Sperrung zwischen den Bahnhöfen Halensee und Westend sind die Linien S41 und S42 sowie die S46. Die Züge werden von Südosten kommenden über eine Gleiskurve zum Bahnhof Charlottenburg umgeleitet. Zur Anbindung des gesperrten Teilstücks hat die S-Bahn Berlin GmbH einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Der Elternausschuss im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf kritisierte am Freitag, durch den Ausfall der S-Bahn und die Umleitungen des Autoverkehrs seien die Schulwege stark gefährdet. „Viele Kinder sind nun gezwungen, weite Umwege in Kauf zu nehmen und stark befahrene Straßen zu überqueren, die den plötzlichen Anstieg des Verkehrsaufkommens kaum bewältigen.“ Die Schulwegsicherheit sei nicht mehr gewährleistet – eine „unhaltbare Situation“.

Vorzeitiges Ende der Gartensaison

Aber nicht nur die S-Bahn-NutzerInnen auf diesem Teil des Rings haben das Nachsehen: Etliche KleingärtnerInnen, deren Grdunstücke unterhalb des maroden Bauwerks liegen, müssen nun von der anstehenden Gartensaison Abschied nehmen. Die Autobahn GmbH teilte am Freitagnachmittag mit, man habe den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf über die notwendige Einrichtung eines Sperrkreises von 50 Metern informiert.

Bei der „kontrollierten Freiziehung“ der betroffenen Kleingartenanlagen, um die der Bezirk „gebeten“ wurde, handele es sich um eine reine Vorsorgemaßnahme, so die Autobahn GmbH. Betroffen sind demnach offenbar drei Anlagen, die sich alle auf bahneigenem Gelände befinden, also nicht dem Bezirk gehören.

Nachdem Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sich am Donnerstag – noch vor S-Bahn-Sperrung – im Abgeordnetenhaus an einer Verteidigungsrede versucht hatte, meldete sich nun der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zu Wort: Er nehme die Lage „sehr ernst“ und sei „in engem Austausch“ mit Bonde. „Die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner steht für mich an erster Stelle.“ Man arbeite mit Hochdruck dran, den Verkehrsfluss so schnell wie möglich wiederherzustellen.

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4 Kommentare

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  • Dass die Brücke nicht mehr zu gebrauchen ist, steht wohl außer Frage. Also muss sie abgerissen und neu erbaut, ganz abgerissen oder gestützt werden. Sonst fällt sie vielleicht sogar noch einem Kleingärtner auf den Kopf.

    Wenn man Vorwürfe machen will, dann kann man das mit dem späten Erkenntnis. Aber man braucht doch die Sperrung der gefährdeten Kleingärten nicht zu kritisieren! Das geschieht nämlich unterschwellig in dem Artikel.

    Ich kann mir vorstellen, welch traurige Tatsache für die Betroffenen ist, ich selbst habe einen Garten. Fordern sie etwa, dass den Betroffenen Ersatzgärten zur Verfügung gestellt werden, die es leider nicht gibt?= Oder sollen die auf Staatskosten entschädigt werden, damit sie im Bioladen die entbehrten Produkte kaufen können. Der entgangene Erholungswert ist nicht zu beziffern.

  • Watt denn nu?



    Keine A100 oder doch A100. Auf der einen Seite wird gegen fast jeglichen Straßenbau in Berlin protestiert, auf der anderen Seite beschwert man sich jetzt, wenn ein Stück Straße mal ausfällt.



    Werte Nicht-Autofahrer. Berlin würde völlig zusammenbrechen, wenn nur noch ÖPNV und Rad erlaubt wären. Das kann man zwar wünschen und sogar planen und wollen, aber Berlin ist noch lange nicht soweit, dass es ginge.



    Nun habt ihr wohl ein paar Jahre noch mehr Verkehrschaos, da könnt ihr nun ihn Ruhe darüber nachdenken, wie es anders real und praktisch, nicht auch Wolke 7, besser wäre.

    • @Hans Dampf:

      Es gibt noch immer viele, die ihr Auto nicht bräuchten. Das würde den Stress um Sicherheit durch Sicht, Parkplätze und insbesondere Falschparker entlasten. Das würde vor allem auch jene entlasten, die auf Autos oder Transporter beruflich angewiesen sind, eben jene die gebraucht werden, die täglich überall im Stau stehen.

      • @ImInternet:

        Stimmt!