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Verkehrsberuhigung in BerlinOstkreuzkiez hat bald die Ruhe weg

Nach mehreren Beteiligungsrunden startet die Verkehrsberuhigung im Kiez am Ostkreuz. Der Durchgangsverkehr für Pkw soll stark verringert werden.

Viele Anwohnende haben schon lange genug vom Durchgangsverkehr im Ostkreuzkiez: Demo in der Niederbarnimstraße im Jahr 2019 Foto: IMAGO / Christian Spicker

Berlin taz | Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg will nach eigenen Angaben noch in der kommenden Woche damit beginnen, die geplante Verkehrsberuhigung des „Ostkreuzkiezes“ umzusetzen. Die vorgesehenen Maßnahmen sollen in den Nebenstraßen den Kfz-Durchgangsverkehr, die daraus resultierenden Gefahren für Radfahrende und FußgängerInnen wie auch die Lärmbelastung deutlich verringern. Die erste von drei Stufen wird nun im nördlichen Bereich des Kiezes zwischen Frankfurter Allee und Boxhagener Straße umgesetzt.

Nach Angaben des Bezirksamts ist unter anderem geplant, die Niederbarnimstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren, Einbahnstraßen anzuordnen und Poller aufzustellen. Vor der Jane-Goodall-Grundschule in der Scharnweberstraße soll eine sogenannte Schulzone eingerichtet werden.

Damit setze man das Berliner Mobilitätsgesetz um und verfolge das Ziel, die Nebenstraßen „wieder für diejenigen zu öffnen, für die sie geplant und gebaut wurden: Anwohner*innen, Schüler*innen, Handwerksbetriebe, medizinische Versorger*innen, Paket- und Pflegedienste und die Müllabfuhr“.

Das im Sommer 2024 vom Bezirksamt beschlossene Ostkreuzkiez-Konzept sei „ausgewogen sowie fachlich detailliert geprüft“, teilte das Bezirksamt mit. In zahlreichen Beteiligungsformaten hätten Anwohnende Ideen einbringen und die geplanten Maßnahmen kennenlernen können. Dabei habe sich eine hohe Zustimmung zu den Maßnahmen gezeigt. Auch die Berliner Stadtreinigung (BSR) und die BVG, Feuerwehr, Polizei und Straßenunterhaltung seien angehört worden.

„Hohe allgemeine Zustimmung“ – zumindest online

Im November vergangenen Jahres hatten sich bei einer „Realbeteiligung“ rund 200 Interessierte in Form von Gesprächsrunden und Fragebögen eingebracht, außerdem fanden zwei Kiezspaziergänge mit Kindern und Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderung, eine Gesprächsrunde mit mobilitätseingeschränkten Menschen und Gespräche mit Gewerbetreibenden statt.

Später gab es einen Monat lang die Möglichkeit, auf der Online-Beteiligungsplattform mein.berlin Kommentare und Kritik zum Verkehrsberuhigungskonzept zu äußern. Dabei gingen knapp 300 Kommentare zu den vorgestellten Maßnahmen ein.

In der Auswertung der Ergebnisse auf mein.berlin ist von einer „hohen allgemeinen Zustimmung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen im Kiez“ die Rede. FußgängerInnen-Zonen, Einbahnstraßen und Modalfilter hätten rund 90 Prozent Zustimmung gefunden, Schulzonen, Querungen und Temporeduktion seien sogar von fast allen Teilnehmenden begrüßt worden. Allerdings wurden auch Befürchtungen geäußert – etwa dass nicht mehr genügend Stellplätze für Autos im Kiez vorgehalten würden oder Verlagerungseffekte eintreten könnten.

Evaluierung frühestens in sechs Monaten

Die jetzt anstehenden ersten Maßnahmen sollen ausgewertet werden. Dazu seien Erhebungen zur Reduktion des Durchgangsverkehrs geplant, um etwaige Verlagerungen beurteilen zu können. Weil es, so das Bezirksamt, erfahrungsgemäß einige Zeit dauere, bis die Verkehre sich neu sortiert hätten, ist die Evaluation allerdings erst sechs bis zwölf Monate nach der Einrichtung der Maßnahmen vorgesehen.

Die Verkehrsstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Annika Gerold (Grüne), sagte, sie erwarte eine „signifikante Verbesserung der Sicherheit für den Fußverkehr“, aber auch eine höhere Aufenthaltsqualität für die Anwohnenden. Der Bezirk ist ein Vorreiter bei der Umsetzung des Berliner Mobilitätsgesetzes.

Bisherige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Bezirk waren vor allem in Kreuzberg umgesetzt worden, etwa durch die Anlage von Fahrradstraßen sowie die Verkehrsberuhigung im Bergmann- und im Graefekiez. Berlinweit immer noch einzigartig ist der elektrisch versenkbare Poller auf der Körtestraße, der die Durchfahrt für private Autos unmöglich macht.

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