Verkauf beschlagnahmter Movie2k-Bitcoins: Geht Sachsen an die Krypto-Börse?
Im Januar sicherte die Polizei Sachsen ein enormes Bitcoin-Vermögen, das nun noch mehr wert ist. Offenbar haben Behörden mit dem Verkauf begonnen.
Es geht um enorme Summen. Knapp 50.000 Bitcoins hatte die Polizei Sachsen sichergestellt, die „umfangreichste Sicherung von Bitcoins durch Strafverfolgungsbehörden“. Das Krypto-Vermögen ist seither sogar noch deutlich im Wert gestiegen. Wurde ein Bitcoin am 15. Januar 2024 noch für 39.075 Euro gehandelt, stieg der Bitcoin-Preis in den vergangenen Monaten und steht gerade bei über 57.000 Euro. Würde Sachsen alle Bitcoins auf einmal verkaufen, würden also auf einmal rund 2,9 Milliarden Euro in die Länderkasse fließen.
Ob und wann die Veräußerung der Werte begonnen hat, ist gar nicht so einfach zu sagen – bestimmte Informationen über solche Krypto-Transaktionen sind aber öffentlich. Aus denen leitet Arkham Intelligence ab, dass der Verkauf der Movie2k-Bitcoins begonnen hat. Das Unternehmen verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, die sogenannte Blockchain zu deanonymisieren, Geldwäsche aufzudecken und die Krypto-Finanzströme von Institutionen öffentlich einsehbar zu machen.
Eine Blockchain ist ein digitales und dezentrales Register, das Informationen über Krypto-Transaktionen wie mit Bitcoins speichert. Diese werden in solchen Blöcken gesammelt und auf der Blockchain gespeichert. Jeder Block enthält eine Liste von Transaktionen und weitere Informationen, wie den Betrag der verschickten Bitcoins, die Adresse der digitalen Geldbörse („Wallet“) des Empfängers, die Uhrzeit sowie Datum. All diese Daten sind öffentlich zugänglich – nicht aber die Identitäten hinter den Wallets.
„Nie zuvor mussten Behörden einen so großen Betrag veräußern“
Nachdem die Polizei Sachsen im Januar die Sicherung von fast 50.000 Bitcoins mitteilte, durchsuchte Arkham Intelligence die Blockchain – und konnte so die Transaktionen der Betreiber der illegalen Streaming-Plattform movie2k an die Behörden nachvollziehen und visualisieren. Jetzt wiederum haben die deutschen Behörden laut den Analyst*innen mit dem Verkauf begonnen. Auf mindestens drei Kryptobörsen wurden in den letzten Tagen Bitcoins übertragen.
Dass der Erlös Sachsen als Spielort der Beschlagnahmung zugutekäme, bestätigt das Bundeskriminalamt auf Anfrage: „Grundsätzlich ist für die sichergestellten Bitcoin und deren Verkauf bzw. Umwandlung in Euro die jeweilig zuständige Staatsanwaltschaft verantwortlich. Die Erlöse sichergestellter Werte fließen dem jeweiligen Länderfiskus zu.“ Die Generalstaatsanwaltschaft wollte keine Auskunft geben. Auf Rückfragen zu der Auswahl der Handelsbörsen, auf die die Bitcoins transferiert wurden, hielten sich die Dresdner Staatsanwält*innen ebenfalls bedeckt.
„Natürlich wird die Generalstaatsanwaltschaft nicht den Gesamtbetrag auf eine Börse legen“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Jonas Gross, der zu digitalen Währungen promoviert hat. „Möglicherweise möchten sie feststellen, welche Börse sich für dieses Vorhaben am besten eignet. Nie zuvor mussten Behörden einen so großen Betrag veräußern.“ Nach dem Skandal um die Kryptobörse FTX im Jahr 2022 ist nachvollziehbar, dass eine Bundesbehörde nicht direkt einem Unternehmen in einem jungen Finanzsektor traut.
In den vergangen Tagen hat die Generalstaatsanwaltschaft laut Arkham Intelligence hunderte Bitcoins an Kryptobörsen verschickt. Am Dienstagmittag waren demnach aber noch rund 47.000 im Besitz der sächsischen Justiz.
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