Verhandlungen mit der Farc in Kolumbien: Frieden wird noch einmal verschoben
Eigentlich wollten Regierung und Farc-Guerilla am Mittwoch den Friedensvertrag unterzeichnen. Das ist jetzt erst einmal verschoben.
Spekuliert wird über die Ausrufung eines vorläufigen beiderseitigen Waffenstillstands. Diesen hatte Santos bereits vor einem Jahr in Aussicht gestellt, aber nie in Kraft gesetzt. Dagegen hatte die Farc wiederholt eine einseitige befristete Waffenruhe verkündet und zum größten Teil auch eingehalten.
Kolumbiens Regierung und die Farc führen seit November 2012 in Kubas Hauptstadt Havanna Friedensgespräche. Ziel ist es, den seit über 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zu beenden, der über 200.000 Tote gefordert hat.
Präsident Santos hatte vor Beginn der Verhandlungen angekündigt, militärische Operationen würden bis zum Abschluss der Verhandlungen weitergehen. Dennoch waren die bewaffneten Auseinandersetzungen gerade in den letzten neun Monaten erheblich zurückgegangen.
Treffen mit pikanter Note
Santos selbst hatte den 23. März als Unterzeichnungsdatum nach seinem historischen Händedruck mit dem Chef der Farc-Guerilla Rodrigo Londono alias „Timochenko“ im vergangenen September festgesetzt. Obwohl seit Längerem immer wieder in Frage gestellt, war es erst US-Außenminister John Kerry, der die Terminverschiebung am Montag bestätigte.
Kerry hatte sich am Rande des Besuchs von Präsident Barack Obama in Kuba mit der Verhandlungsdelegation der Guerilla getroffen, um, wie es hieß, „den feststeckenden Gesprächen einen Schub“ zu geben.
Kerrys Treffen mit den Farc hatte zugleich eine pikante Note, denn noch immer ist die Guerilla in den USA als terroristische Vereinigung eingestuft. Dies zu ändern und sie als politischen Akteur anzuerkennen war eine zentrale Forderung der Farc an Kerry. Im Gegenzug dürfte Kerry den Guerilleros den neuen US-Plan „Frieden Kolumbien“ erläutert haben.
Damit hatte der US-Präsident im Februar der kolumbianischen Regierung rund 450 Millionen Dollar für das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Die Skepsis der Farc gegenüber dem Plan „Paz Colombia“ dürfte berechtigt sein, stellt er doch lediglich eine wenn auch abspeckte Variante des vorherigen „Plans Colombia“ dar, mit dem die USA fünfzehn Jahre vorrangig die kolumbianische Armee unterstützten.
Verhandlungen seit drei Jahren
In ihren seit über drei Jahren laufenden Verhandlungen einigten sich die Regierung und Farc bisher bei wichtigen Fragen wie der Landreform, der Eingliederung und Beteiligung der Guerilla am politischen Prozess, der Einrichtung einer Wahrheitskommission und einer Kommission für die Suche nach den Verschwundenen, der Wiedergutmachung für die Opfer und auf die Einrichtung spezieller Friedenstribunale für die Aufarbeitung von Straftaten aller am Konflikt beteiligten Parteien.
Was konkret vereinbart wurde, kann auf der Internetseite Mesa de Conversaciones nachgelesen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Journalist über Kriegsgefangenschaft
„Gewalt habe ich falsch verstanden“