Vergrabenes Fass nahe Seevetal: Doch kein RAF-Depot
Anfang des Jahres wurden in Niedersachsen versteckte Chemikalien und Texte gefunden. Anders als vermutet stecken wohl die Revolutionären Zellen (RZ) dahinter.
HANNOVER dpa/afp | Ein im Januar entdecktes Erddepot in einem Waldgebiet nahe dem niedersächsischen Seevetal ist anders als zunächst vermutet nicht von der linksterroristischen RAF genutzt worden. Nach Untersuchungen durch Experten sei davon auszugehen, dass die in dem Erdloch gefundenen Papiere Abschriften und Kopien von Schriften der linksextremistischen Revolutionären Zellen (RZ) seien, teilte das Landeskriminalamt (LKA) in Niedersachsen am Montag in Hannover mit.
Nach Abschluss der kriminaltechnischen Untersuchungen gehen die Ermittler davon aus, dass das Fass im Zeitraum zwischen Ende der 80er Jahre und Anfang der 90er Jahre im Boden versteckt wurde. Darin lagerten neben den Schriftstücken auch Chemikalien. Experten war es gelungen, Spuren zu sichern, diese konnten aber keiner Person zugeordnet werden. Auch Hinweise auf strafbare Handlungen hätten sich nicht ergeben.
Auf das Konto der Revolutionären Zellen sollen von den 1970er bis zu den 1990er Jahren etwa 300 Anschläge gehen, meist gegen Gebäude. Anders als die RAF lehnten die RZ die gezielte Tötung von Menschen ab. Die Gruppe wird aber für die Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry (FDP) im Jahr 1981 verantwortlich gemacht. Anders als die RAF im Untergrund lebten die meisten RZ-Mitglieder in der Legalität.
Das LKA will das Kunststoffgefäß und seinen Inhalt nun an das Polizeimuseum Niedersachsen in Nienburg übergeben, wo der Fund der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.
Leser*innenkommentare
Martin74
Jetzt mal ganz ehrlich: Die einzige Neuheit ist die Ausstellung des Fasses im Museum. Die eigentliche Schlagzeile dieses Artikels wurde bereits vor Monaten (zumindest in anderen Medien) berichtet.
Samvim
"Anders als die RAF lehnten die RZ die gezielte Tötung von Menschen ab. Die Gruppe wird aber für die Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry (FDP) im Jahr 1981 verantwortlich gemacht."
Was ist das denn bitte für eine absurde Textwindung? Sie lehnen also Morde ab, morden aber trotzdem - ist das jetzt was Gutes?
Sven Günther
@Samvim Die Textstelle ist so, weil der Mordfall Heinz-Herbert Karry einfach sehr komplex und immer noch nicht aufgeklärt ist.
Dieses Jahr wurde zum Fall Karry eine sehr interessante Doktorarbeit angeteasert.
Hier mal eine kurze Zusammenfassung aus der Frankfurter Rundschau.
www.fr.de/rhein-ma...llen-90530094.html