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Vereinter Umweltgeist

■ Hamburg und 20 Nationen einig: Illegale Verklappung von Schiffsöl wird gestoppt

Das illegale Verklappen von Schiffsöl auf hoher See soll noch in diesem Jahrtausend europaweit ein gesetzliches Ende haben. Nie war der vereinte Umweltgeist optimistischer als gestern. Nach zwei Tagen internationalen Kongresses zur Ölentsorgung kamen 200 VertreterInnen aus 20 Nationen in Hamburg zu folgendem Ergebnis: Schiffe, die einen Hafen anlaufen, müssen dort auch ihr verbrauchtes Betriebsöl entsorgen.

Die Kosten dafür sollen nicht mehr pro Schiff abgerechnet, sondern automatisch über eine höhere Hafengebühr erhoben werden. Damit, das zeigt die Erfahrung aus Schweden, wird Reedern der Reiz genommen, das schmierige Umweltgift illegal ins Meer zu kippen. Ausnahmen von dieser Regelung soll es nur geben, wenn ein Schiff per Dokument nachweisen kann, daß es bereits im vorigen Hafen gereinigt wurde oder nur so wenig Dreck an Bord hat, daß eine Weiterfahrt bis zum nächsten Hafen unproblematisch ist.

„Wir“, demonstrierte der Brüsseler EU-Kommissar Klaas Jan Bolt Einigkeit, „werden dazu noch in diesem Jahr eine Richtlinie vorlegen“, die dann in ein bis zwei Jahren in Kraft treten könnte. Bisher waren derartige Bestrebungen einzelner Häfen gescheitert, weil diese um ihre Wettbewerbsfähigkeit fürchten mußten. „Bis zu 20 Prozent“, schätzt Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD), würden die Hafengebühren steigen. Kein Problem, falls alle mitziehen.

Hierüber aber bestehen Zweifel. Südeuropäische Staaten haben sich bisher vehement gegen eine solche Regelung ausgesprochen. Nordsee-Anrainer England als einer der hauptverdächtigen Umweltsünder erschien erst gar nicht zur Tagung. Sollte der Gesetzes-Vorstoß scheitern, würden notfalls die großen Nordseehäfen Rotterdam, Antwerpen, Bremen und Hamburg eine gemeinsame Lösung finden, ist Cornelius de Keyzer vom Hafen Rotterdam zuversichtlich. Handlungsbedarf besteht allemal: 44 Prozent der Ölmenge, die jährlich illegal in die Meere gelangt, stammen, so eine Studie der US Coast Guard, aus Bilgen- und Treiböl. Das ist mit 250.000 Tonnen ungefähr soviel wie aus Tankerunfällen und regulärem Tankerbetrieb zusammen.

Heike Haarhoff

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