Vereinsgeburtstage: Näher zusammen
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Malerei, Tanz oder Foto sind auch über sich hinaus in ihrer sozialen Funktion interessant. So führt das Bucerius Kunstforum seit gestern mit über 90 Gemälden ins holländische 17. Jahrhundert. Dabei ist neben der feinen Malerei ausdrücklich der sozialgeschichtliche Gesichtspunkt betont: In Amsterdam wurde vor etwa 400 Jahren mit einer relativ preiswerten Großproduktion von Hunderten von Malern der moderne, anonyme Kunstmarkt erfunden.
Vor rund 200 Jahren dann begannen die Bürger in Deutschland, sich in Kunstvereinen zu organisieren: Man sammelte nicht mehr vereinzelt, sondern kümmerte sich gemeinsam um die Kunst. Als einer der ältesten feiert der Kunstverein zu Hamburg zurzeit sein Jubiläum mit einer großen Ausstellung des Fotokünstlers Wolfgang Tillmans, den vieles mit Hamburg verbindet, so seine allererste Ausstellung 1988 im Café Gnosa.
Am heutigen Samstag ab 14 Uhr gibt es am Klosterwall zwei Podiumsdiskussionen zu Geschichte und Bedeutung, Herausforderungen und Zukunftschancen der Kunstvereine. Und jedes Mitglied erhält ein Knoten-Kunstobjekt von Konzeptkünstler Christian Jankowski – es lohnt sich, noch beizutreten.
Ein anderer Verein feiert nächste Woche seine ersten 20 Jahre: „Koïnzi-Dance“. Das Ziel von Gründerin Nele Lipp ist, die Kunstgattungen näher zusammenbringen, die nach wie vor durch starkes Spartendenken in Produktion und Rezeption getrennt sind. Nicht um konventionelle Verbindungen von Tanz mit Musik und Bühnenbild geht es, sondern darum, den Tanz vor, mit und in den Werken der bildenden Kunst aufzuspüren und zu fördern.
Die Festwoche beginnt am Mittwoch mit einem Aktionsvortrag in der Stabi, Donnerstag bis Sonntag geht es in der Fabrik der Künste am Kreuzbrook weiter mit Tanzpremieren, einer Diskussion über Tanz im Museum, Filmdokumentationen und einer 88.447 Einzelbilder umfassenden Grenzerfassung zwischen Dänemark und Deutschland, einer Lesung zu Beuys und der Verleihung des „BlauLAUT“-Preises. (Programm: www.koinzi.de).
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