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Verdrängungswettbewerb im Spielzeughandel

■ Erfolgsrezept von „Toys R US“ findet Nachahmer / Konzentrationsprozeß will kleine Spielzeugläden

Berlin (taz) - Nachdem „Toys R US“ seinen Spielzeugsupermärkten für die ersten elf Monate 1987 ein Umsatzplus von 27.7 Prozent auf 2.95 Milliarden Dollar meldete und dies der Erschließung des bundesdeutschen Marktes zuschrieb, scheinen die bundesdeutschen Konkurrenten wachgeküßt. Karl Heinz Richter, Geschäftsführer der Deutschen Handelsgesellschaft für Spielwaren (DHS) und Gleichzeitig Manager der Einzelhandelskette „Richter Spiel & Hobby GmbH“, die er auf der Suche nach einem finanzkräftigen Partner zu 75 Prozent an den Coop–Konzern verkauft hatte, gewinnt der Entwicklung Positives ab: „Sie (toys) haben eine solche Öffentlichkeitswirkung für den Spielwarenhandel erzielt, daß das geschätzte Marktvolumen auf vier Milliarden Mark gestiegen ist.“ Richter will künftig den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Er plant mit eigenen Kaufhäusern unter dem Namen „Kinderwelt“ gegen den US–Konzern anzutreten. An sechs Standorten in Großstadtnähe - Nürnberg, Darmstadt, Wiesbaden wurden genannt - sollen bis zum Herbst die neuen Kaufhäuser mit einer Fläche von 3.000 bis 5.000 Quadratmetern eröffnet werden. Ferner soll das Richter–Filialnetz von derzeit 45 auf mindestens 60 Filialen erweitert werden. Ausgehend von derzeit 90 Millionen DM wird ein Umsatz von 500 Millionen Mark angepeilt. Auf eine ähnliche Größenordnung zielt auch „toys“. Ob sich nun Richter als „deutscher Kinderartikelverkäufer mit Herz“ präsentiert oder die „toys“ als Discount, das Ergebnis wird das Gleiche sein: Die traditionellen Spielzeugläden werden in diesem Macht– und Marktkampf unter die Räder kommen. Zwar weinte Jochen Holzhäuser, Prokurist der DHS noch ein paar Krokodilstränen über die Nachwuchssorgen der kleinen Händler, kündigte aber gleichzeitig für die DHS an, daß sie umsatzstarke Geschäfte in Citylage übernehmen und weitervermieten wird. Dennoch rechnet die DHS mit einem weiteren Rückgang der Speilwarenfachgeschäfte. Der DHS mit einem Gesamtumsatz zu Einkaufspreisen von zuletzt 120 (1986: 97) Millionen DM gehören 70 Gesellschafter mit 280 Fachgeschäften an, wobei Richter und die Kaufhauskette Horten die stärksten sind. Peter Huth

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