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Verdienter Lohn für emsiges Durchstarten

Italien unterstreicht mit einem souveränen 2:0 gegen Ecuador seine Ambitionen auf den Titelgewinn

BERLIN taz ■ Giovanni Trapattoni ist doch immer für eine Überraschung gut. Tagelang hatte der Coach der italienischen Nationalmannschaft vor dem Auftaktmatch gegen Ecuador größte Vorsicht gepredigt und dringlich davor gewarnt, gegen die vermeintlich gefährlichen Südamerikaner ins Verderben zu stürmen. Seine Angreifer Del Piero und Montella hatte er kräftig verprellt, weil er im Sinne des Sicherheitsdenkens das Team nur mit einer Spitze, Christian Vieri nämlich, auflaufen ließ. Doch entweder er hatte geblufft oder die Spieler setzten einfach nicht um, was ihnen ihr Coach an taktischen Vorgaben eingeflüstert hatte. Sobald sie den Ball hatten, schwärmten die Italiener jedenfalls von der ersten Minute an in die gegnerische Hälfte aus, als hätten sie nicht etwa den Catenaccio, sondern den Offensivfußball erfunden.

Vor allem Francesco Totti, letzte Saison der beste Spieler der italienischen Liga, schoss, wirbelte und passte, dass den Ecuadorianern schwummrig vor Augen wurde. Zudem hatten diese offenbar noch nie etwas von Christian Vieri gehört. Immer wieder flutschte der flinke Stürmer von Inter Mailand, berüchtigt für seine schnellen Vorstöße, durch die Viererkette des Gegners und entschwand im freien Raum, wo die zumeist von Totti servierten Bälle schon seiner harrten. Die beiden Tore zum 2:0-Sieg (7./27.) waren Vieris Lohn für emsiges Durchstarten.

Die Mannschaft von Hernán Dário Gomez wirkte dabei zumindest in der Defensive phasenweise so, als hätte ein böser Dschinn die Abwehrspieler allesamt in Saudi-Araber verwandelt, auch wenn sie im Gegensatz zu diesen hin und wieder die klassische Beinschere auspackten, um den italienischen Überfällen zu begegnen. Vorne ließen sie gelegentlich erkennen, warum sie in der Qualifikation sogar noch vor Brasilien gelandet waren, doch ihr technisch ansprechendes Kurzpassspiel reichte nicht, um die trotz des ungewohnten Offensivdrangs gewohnt solide italienische Abwehr mit Nesta, Cannavaro, Panucci und Maldini in größere Verlegenheiten zu stürzen.

Nach der Pause ließ es Italien etwas ruhiger angehen, wechselte später sogar Totti gegen Del Piero aus und ließ Ecuador zunehmend besser ins Spiel kommen. Dennoch gibt die Torschussstatistik von 20:12 zugunsten der Italiener deren Dominanz nur unzureichend wieder. Aussagekräftiger ist da schon die Zahl der gewonnenen Zweikämpfe: 122 Italien, nur 75 für Ecuador.

Mit der souveränen Vorstellung im ersten WM-Spiel hat die Mannschaft von Giovanni Trapattoni bewiesen, dass sie zu Recht zu jenen gezählt wird, denen der Titel bei diesem Turnier zugetraut wird. Der Kader, fast identisch mit jenem, der vor zwei Jahren um ein Haar schon das Europameisterschafts-Finale gegen Frankreich gewonnen hätte, ist sichtlich gereift. Totti hat sich vollends zum allgegenwärtigen und torgefährlichen Spielmacher entwickelt, sein Klubkollege vom AS Rom, Tommasi, assistiert wirkungsvoll, Vieri strotz vor Dynamik, und vor allem beherrscht es die Mannschaft viel besser als noch bei der EM, aus ihrer stabilen Abwehr blitzschnell in den Angriff zu wechseln.

„Auf einer Party will man doch auch sofort mit der Schönsten tanzen“, hatte Ecuadors Coach Gomez vor der Partie gegen den Gruppenfavoriten gesagt. Dass ihm die Erwählte dabei aber gleich dermaßen auf die Füße tritt, hatte er vermutlich nicht erwartet. MATTI

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