Verbraucherschützerin über Süßigkeiten: „Sie schmecken auch im Januar“
Kaum sind die Feiertage vorbei, werfen einem die Läden Dominosteine und andere Weihnachtssüßigkeiten quasi hinterher. Was wird aus den unverkauften Waren?
taz: Etwa 96 Millionen Weihnachtsmänner aus Schokolade hat der Handel laut Verband der deutschen Süßwarenindustrie in der Weihnachtszeit angeboten. Was wird aus denen, die nicht verkauft wurden?
Britta Schautz: Die stehen mindestens den gesamten Januar über noch reduziert in den Läden. Je nachdem, wie lange die Schoko-Weihnachtsmänner noch in den Regalen bleiben, gibt es Rabatte von 50 Prozent oder mehr. Da darf man als Verbraucher gerne zugreifen – sie schmecken ja auch nach Weihnachten noch gut.
Wie viele Weihnachtsmänner verharren denn noch in den Regalen?
Das dürften nicht allzu viele sein, denn Hersteller und Händler kalkulieren in der Regel sehr gut. Sie wissen in etwa, wieviele sie im Vorjahr verkauft haben, und orientieren sich daran. Ihr Ziel ist es ja, möglichst keine Verluste zu machen – was aber natürlich passiert, wenn sie Waren reduzieren müssen.
Was ist dran am Mythos, dass übrige Weihnachtsmänner eingeschmolzen oder als Osterhasen umverpackt werden?
Alleine die Hygienevorgaben für Lebensmittelhersteller dürften das unmöglich machen. Was einmal aus der Fabrik rausgegangen ist, darf nicht wieder in die Produktionsschiene. Wenn der Weihnachtsmann schon im Laden war, könnten Krankheitserreger drangekommen sein. Die Hersteller können das gar nicht kontrollieren. Und Weihnachtsmänner zu Osterhasen umzuverpacken, bedeutet auch einen zu großen Aufwand – wirtschaftlich lohnt sich das nicht.
ist Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Berlin.
Was passiert stattdessen mit jenen, die trotz Rabatt nicht verkauft werden?
Solange die Lebensmittel noch in Ordnung sind und die Verpackung noch heil ist, können sie an die Tafeln oder andere Einrichtungen gespendet werden. Das geht auch noch, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum schon überschritten ist. Dieses besagt ja nur, bis wann das Produkt in dem Zustand ist, in dem es die Firma verlassen hat. Haltbar sind die Lebensmittel aber auch danach noch eine Zeit lang. Und Menschen, die sich sonst keine Schokolade leisten können, freuen sich auch im Februar noch über die Weihnachtsmänner.
Was raten Sie Verbraucher*innen?
Sie sollten nicht zu anspruchsvoll sein und bei den aktuell reduzierten Weihnachtsprodukten beherzt zugreifen. Schokolade bleibt Schokolade. Und so wird sie zumindest nicht weggeworfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen