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■ Mit grüner Gentechnik auf Du und DuVerbraucher blockieren

Berlin (taz) – Zuerst sah es wie eine Erfolgsstory aus. Genmanipuliertes Saatgut eroberte binnen kürzester Zeit den US-amerikanischen Markt. Wurden 1996 noch rund 1,7 Millionen Hektar mit Gentech-Saatgut angebaut – vor allem mit Soja, Mais, Baumwolle und Raps – waren es in diesem Jahr allein in den USA schon 28,7 Millionen. Das entspricht rund 80 Prozent der Fläche Deutschlands. Weltweit waren es 1999 bereits fast 40 Millionen Hektar.

Doch die Erfolgsstory fand ein abruptes Ende. Schuld sind die VerbraucherInnen. Anfänglich waren es nur die Europäer, die sich dagegen wehrten, dass ihnen die Gentech-Ernte untergeschoben wurde. Der Absatz für Gentech-Produkte kam ins Stocken. Immer mehr Lebensmittelproduzenten orderten nur noch Gentech-freie Ware.

Die Europäische Union hat die Kennzeichnung von Gentech-Food eingeführt, Australien und Japan haben sie beschlossen. Selbst in den USA werden die Stimmen zunehmend lauter, die eine Kenzeichnung von Gentech-Nahrung fordern. Viele US-Farmer haben mitterweile Angst, dass sie nächstes Jahr auf ihrer Gentech-Ernte sitzen bleiben. Um bis zu 20 Prozent, so schätzen die Experten, wird 2000 die Fläche mit Gentech-Pflanzen zurückgehen.

Nach dem neuen Weltmarktführer Syngenta wird der ebenfalls neue Konzern Aventis die Nummer zwei im Agrobereich sein. In Letzterem gehen Rhone-Poulenc und Hoechst auf – und damit auch die Hoechst-Schering-Tochter Agrevo, die ab 15. Dezember als Aventis Crop Science firmiert. Agrevo erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 4,2 Milliarden Mark, das entspricht einem Weltmarktanteil im Agrarbereich von 9 Prozent. Agrevo hat bereits mehrere gentechnisch veränderte Saatgutsorten im Angebot. So wird in den USA und Kanada Gentech-Raps und -Mais von Agrevo angebaut. Die Pflanzen sind gegen das konzerneigene Herbizid „Liberty“, auch unter dem Namen Basta bekannt, resistent gemacht worden. In den USA liegt auch bereits seit längerem eine Zulassung für herbizidresistente Soja vor. Weil aber die EU den Import der Gentech-Bohnen noch nicht genehmigt hat, zögert Agrevo mit der Markteinführung. Den Verkaufsverlust bezifferte ein Agrevo-Sprecher auf mehrere hundert Millionen Mark.

Wolfgang Löhr

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