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■ LeichtathletikVerbandsstreit um Posten und Strukturen

Stuttgart (dpa) – Das große Schweigen vor der Verbandsratssitzung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zeigt die ganze Brisanz des einzigen Tagesordnungspunkts. Die 13 Präsidiumsmitglieder und 20 „Landesfürsten“ beraten am Samstag in Darmstadt über die Strukturreform. Von einer Änderung hatte DLV-Präsident Helmut Digel bisher seine erneute Kandidatur beim Verbandstag am 19. April 1997 in Baden-Baden abhängig gemacht.

Digel meint, „daß wir uns eine so bürokratische Sportorganisation nicht leisten können“. Die Entscheidungswege seien zu lang, die Kosten zu hoch, die Sitzungen zu aufwendig. Ihm schweben eine Art Aufsichtsrat und ein verkleinertes Präsidium vor. Genau bei diesem Vorhaben stößt Digel auf den größten Widerstand. „Das findet keine Akzeptanz bei den Landesverbänden“, behauptet der württembergische Präsident Karl- Heinrich Lebherz. Wenn das Gremium auf acht Personen schrumpfen würde, bliebe nämlich so manches Präsidiumsmitglied auf der Strecke.

Nach seiner Wahl vor dreieinhalb Jahren hatte Digel vor allem den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Leistungssport neu besetzt. Sportwart Rüdiger Nickel und Leistungssportdirektor Frank Hensel zählen zu den eifrigsten Mitstreitern Digels. Der DLV-Präsident macht kein Geheimnis daraus, daß er jetzt am liebsten den für Marketing zuständigen Vizepräsidenten Werner von Moltke loshaben möchte. Der frühere Zehnkampf- Europameister und „adidas“-Manager hat jedoch angedeutet, daß er möglicherweise selbst als DLV- Präsident kandidieren werde. In seinem Dunstkreis tummelt sich auch der frühere Volleyball-Präsident Roland Mader, der wegen Versicherungsbetrugs hinter Gittern saß und zu gern einen Posten im DLV übernehmen würde.

„Es wird schwierig werden, Strukturen aufzubrechen“, meint DLV- Vizepräsident Theo Rous. „Das läuft auf einen Kompromiß hinaus.“ Fragt sich nur, ob damit auch Digel leben kann.

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