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Venus ErotikmesseNichts für schwache Nerven

Auf der Erotikmesse Venus bleibt kein Wunsch unerfüllt: Von peitschenden Dominas über Mumifizierungs- bis hin zu Foltershows ist alles vertreten.

Das Motto der Venus: Frauen bieten an, Männer konsumieren Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin taz | Ein wilder Geruchscocktail aus Schweiß, Sperma und Schlagsahne durchzieht am Wochenende die Messehallen unter dem Funkturm. Durch die schummrig beleuchtete Show-Area der Erotikmesse Venus dröhnen die Bässe. Auf einer Bühne besprühen sich halbnackte Frauen mit Schlagsahne, lecken sich ab und befriedigen sich. Festgehalten wird die Schlagsahnenparty durch die schamlos großen Linsen und Camcorder umherstehender sabbernder Männerscharen.

„Geil“ ist alles, was der kaum ansprechbare filmende Opa in der ersten Reihe rauskriegt. Aus seiner Tüte quillen Venus-Goodies: Feuerzeuge vom Riesenpuff Artemis, Duftbäumchen in Sexarbeiterinnen-Form und viele bunte Dildos. Die werden auf der Messe in allen Formen und Farben verkauft: als Erdmännchen, Salatkopf, Maiskolben, Gurke oder Dinosaurier. Bis zu einem halben Meter groß sind die angsteinjagenden, in Hochgeschwindigkeit vibrierenden Sticks. Alles klebt – unklar, ob von Sperma, Männersabber oder Bier. Immer wieder drängt sich der süß-beißende Duft von Himbeer, Vanille und Hubba-Bubba dazwischen. Diese kopfschmerzbereitenden Duftbäumchen…

Das ist nichts für schwache Nerven, Verschnaufpause: Fehlanzeige. Vor dem Eingang zur Kinky Area peitscht derweil eine Domina in schwarzem Lackoutfit und Glitzergürtel mit der Aufschrift „Lady Anja“ drei mit Metallketten an sie gekettete Männer aus. „Eigentum von Lady Anja“ steht auf den Shirts der Männer, die auf allen vieren vor ihr knien und nach jedem Hieb unterwürfig „Danke, Lady Anja“ murmeln. Ihre weißen Hinterteile füllen sich derweil mit roten Striemen von der Lederpeitsche.

Die Performance gibt nur einen Vorgeschmack auf den Fetischbereich, in dem es nicht weniger heiß hergeht: Sklavenerziehung, Folter, Spank-, Bondage-, Peitschen- und Mumifizierungsshows stehen hier auf dem Programm.

Neben der Bühne posiert die „Fistschwester“ im schwarzen Lack-Outfit und roten Latexhandschuhen bis zu den Schultern. „Fisten ist meine Passion. Ich bin eine Art Wunscherfüllerin“, erklärt die 55-jährige Mannheimerin, zwischen deren Beinen ein überdimensional großer Plastikpenis baumelt. Ihr Arm könne schon mal „bis hier oben verschwinden“, sagt sie und zeigt gefährlich hoch auf ihren Oberarm. Sie ist sich sicher: „Wer einmal vom süßen Kuchen der Prostatamassage genascht hat, der kommt immer wieder.“

Und ich bin mir sicher: Wer einmal vom süßen Duft der Venus geschnuppert hat … der kommt nie wieder.

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