piwik no script img

Veba verdient soviel wie noch nie

■ Zugleich baute der Konzern im letzten Jahr 1.700 Arbeitsplätze ab. Telekommunikation noch im Minus

Düsseldorf (dpa/taz) – Die Veba AG hat 1995 das bisher beste Ergebnis der Firmengeschichte erwirtschaftet. Zugleich schmissen die Manager 1.700 Leute raus. „Wir hatten ehrgeizige Ziele und haben sie erreicht“, sagte der Vorstandschef des viertgrößten deutschen Industriekonzerns, Ulrich Hartmann, gestern bei der Vorlage der Bilanz 1995. Der Gewinn vor Steuern kletterte um 50 Prozent auf 3,8 Milliarden Mark. Dabei ist der Umsatz fast konstant geblieben: 72,4 Milliarden Mark weist die Bilanz aus; im Vorjahr waren es nur 1,5 Prozent weniger. Die AktionärInnen werden genau wie im Vorjahr auf der Hauptversammlung jubeln und klatschen: Sie profitieren durch eine Aufstockung der Dividende von 1,50 auf 1,70 Mark je Fünf-Mark-Aktie – noch einmal mehr als 1995.

Weniger erfreut werden die MitarbeiterInnen sein, die im letzten Jahr ihren Job einbüßten. Gegenwärtig stehen noch 125.158 Leute auf der Lohnliste des Mischkonzerns. Das interne Beschäftigungswachstum in den vergangenen fünf Jahren habe nicht ausgereicht, um den Arbeitsplatzabbau durch Kostensenkungsprogramme auszugleichen, sagte Hartmann. Im nächsten Jahr aber soll die Belegschaft bei Veba angeblich wieder wachsen. „Neue, attraktive Arbeitsplätze entstehen vor allem in Handel, Dienstleistungen und im Telekommunikationsbereich“, machte Hartmann glauben. Vor allem im Telekommunikationsbereich sollen bis zum Jahr 2003 rund 8.500 neue Leute angestellt werden.

Der größte Umsatzanteil von Veba entfällt auf den Bereich Handel und Dienstleistungen. 30,1 Milliarden Mark kamen dadurch in die Kasse. Auf Platz zwei steht die Stromwirtschaft, die nach wie vor auch den meisten Gewinn erwirtschaftet. 1,1 Milliarden Mark verdiente Veba 1995 mit seinen Meilern, die größtenteils Atomstrom produzieren. Dennoch meckerte Hartmann: Die Politik der Kostensenkung in dieser Sparte werde zunehmend durch das Stromeinspeisungsgesetz unterlaufen, das Betreibern von alternativen Anlagen die Abnahme ihres Stroms zu Herstellerpreisen garantiert. Der Veba-Chef hofft hier auf die Bundesverfassungsrichter: Das Gesetz werde ebenso wie der Kohlepfennig von den Rotroben einkassiert werden, glaubt er.

Ein unerwartet gutes ergebnis hat die Chemie-Tochter Hüls eingefahren. Nach drei Jahren mit roten Zahlen ist ihr eine Ertragswende gelungen. Sorgenkind der Veba ist nach den Worten von Hartmann dagegen weiterhin der Raffineriebereich (Veba Oel). Hier seien 1995 große verluste eingefahren worden.

Als planmäßig bezeichnete er dagegen die Anlaufverluste in der Telekommunikation. Nachdem sie 1995 bei rund 100 Millionen Mark gelegen hatten, erwartet das Unternehmen 1996 noch einmal Verluste von 350 Millionen Mark. Das aber werde Veba nicht davon abhalten, in der Telekommunikation zum attraktivsten Anbieter für seine Kunden aufzusteigen. Experten halten Veba für den härtesten Konkurrenten der Telekom. Der Konzern hat sich inzwischen mit Mannesmann, Cable & Wireless und AT & T verbandelt und strebt einen Marktanteil von mindestens 10 Prozent an. Auch im Satellitengeschäft und beim Kabelfernsehen ist Veba schon aktiv. aje

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen