VW-Porsche-Konzern: Wie soll es denn heißen?
VW integriert Porsche und bastelt so einen Riesenkonzern. Zwei starke Namen, das macht die Taufe des neuen Unternehmens schwer. Hier ein paar Hilfestellungen.
So richtig wissen sie nicht, wie es weitergehen soll mit dem neuen Über-Autobauer. Der Porsche-Aufsichtsrat berät derzeit über das Vorgehen nach dem verlorenen Machtkampf mit VW. Bis 2011 will Volkswagen Porsche vollständig übernehmen und die Marke integrieren. Aber wie soll nach der schweren Geburt das Kind denn nun heißen? VW-Chef Martin Winterkorn hat da schon mal einen Namensvorschlag für den neuen VW-Porsche-Konzern: Auto-Union. Das kommt einem irgendwie bekannt vor.
Richtig, die Auto-Union gab es schon einmal, und damals war auch Krise, und auch so richtig. Die vier Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer schlossen sich 1932 zu eben jener Auto-Union zusammen - unter dem Symbol der vier verschlungenen Ringe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen enteignet, die vier Ringe aber blieben, als Erkennungszeichen der heutigen VW-Tochter Audi.
Doch besonders schnittig ist der Name nicht, ebenso wenig wie die einfache Kopplung von VW-Porsche. Aber wie wäre es mit PVW? Gut, klingt etwas nach wegen Gesundheitsschädlichkeit in Verruf geratenem Plastik. Also doch lieber kürzer, PV, sprich PeeVee? Oder Peopleporsche als Ausdruck von Demokratie und Weltläufigkeit? Aber wer in der Welt unterwegs ist, braucht auch eine Erdung in der Heimat. Was eignet sich dazu besser als Postleitzahlen? 38440 Wolfsburg und 70435 Stuttgart, da sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt: addieren, subtrahieren, die Quersumme bilden oder einfach aneinanderreihen?
Ach nein, das kann sich erstens keiner merken, und zweitens wirkt es vielleicht zu kühl. Mehr menscheln muss es, so wie früher bei Mercedes-Benz. Also: Louise (die Tochter von Firmengründer Ferdinand Porsche - und somit die Oma des halben Managements) Wiedeking (nach dem, der alles erst ermöglicht hat). Louise Wiedeking. Schön, aber sperrig und klingt nach der geadelten Variante von Burger King. Doch lieber Louise W. - klingt zwar nach Luxusmarke, aber eher eine, die schon bessere Tage hatte und nun beim Teleshoppingkanal verramscht wird.
Wenn schon fernsehen, dann lieber was mit coolen Helden. Und das allercoolste Auto war auf jeden Fall der schwarze Pontiac Firebird Trans Am namens K.I.T.T. aus der US-Serie "Knight Rider". Kitt, das zeugt von der segensreichen Wiedervereinigung der Autobauerfamilien durch den Zusammenschluss - und von quasi festbetoniertem Zusammenhalt in Zukunft. Und K.I.T.T. war nahezu unzerstörbar und konnte ja sogar fliegen. Aber wahrscheinlich ist das für einen deutschen Autobauer alles zu amerikanisch und damit nicht gerade vorbildtauglich.
Es ist also irgendwie alles nichts. Doch wieder Auto-Union? Der Begriff verrät immerhin, wo er herkommt, aus Deutschland nämlich - für viele ist das, gerade bei Autos, ein Qualitätsmerkmal. In das Konzept von "Global Brands" passt der Name aber weniger, meint Markenforscherin Silke Heß von der Universität Mannheim. "Die Bekanntheit eines solchen Konzernnamens auf neuen Märkten in Asien ist verschwindend gering", sagt sie und rät VW-Porsche, lieber direkt das ursprüngliche Herkunftsland der Marke zu betonen.
Denn deutsche Autos seien gerade in Asien der Inbegriff von Luxus und technischer Perfektion, mit denen ein gewisser Status in den doch sehr hierarchisch geprägten Gesellschaften demonstriert werden kann, sagt die Markenforscherin.
Welcher Begriff könnte all das vereinen, was weltweit als Tugenden des Herkunftslandes gilt: Pünktlichkeit, Ordnung, Zuverlässigkeit, ein gewisser, wohltuender Hang zur Pedanterie. Welcher Name zeigt sofort, was in dem Wagen steckt, wovor er strotzt?
Es kann nur einen Namen geben: Deutschland! Kurz auch einfach "Schland". Das macht die Direktvermarktung auf Fußballtrikots einfach und preisgünstig. Als Symbol sei hier ein schwarzes D in einem weißen Oval vorgeschlagen. Auch das ist im Sinne der Werbung ein nahezu deutschlandweit kostenfrei eingesetztes Logo, gerade auf Autokarossen häufig zu sehen. Denn auch VW und Porsche sind Deutschland. Und Opel doch eigentlich auch, oder nicht?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt