piwik no script img

VULKANASCHEIn Schönefeld zerplatzen Reiseträume

Chaos auf den Flughäfen: Vor allem Kunden der Billigflieger leiden unter der Sperrung des Luftraums. Viele beklagen schlechte Information. Fluglinien verteilen Bahntickets und Hotelgutscheine.

Auf der Anzeigetafel im Flughafen Schönefeld stehen am Freitagmittag 15 Reiseziele - alle sind gestrichen. Entsetzt betrachten Reisende die Tafel. Auch ihre Hoffnung, noch im Laufe des Nachmittags fliegen zu können, wird enttäuscht: "Bis 20 Uhr bleibt der Flughafen geschlossen", teilen Angestellte ihnen mit. Die Reiseziele der Passagiere wirken auf einmal noch entfernter als zuvor.

Wegen des Vulkanausbruchs auf Island fand auch auf Berliner Flughäfen am Freitag kein Flugbetrieb statt. Sowohl in Tegel als auch in Schönefeld konnten den ganzen Tag über Flugzeuge weder starten noch landen. Die Deutsche Flugsicherung hatte die Beschränkungen ausgesprochen - wegen der Gefahr, die von den Aschepartikeln für Flugzeuge ausgeht. Am Abend wurde die Beschränkung bis 8 Uhr am Samstagmorgen ausgedehnt.

Auch Mallorca bleibt für zwei deutsche Touristen in Schönefeld im Moment ein ferner Traum. Um 20 Uhr soll ihr Kreuzfahrtschiff von der spanischen Insel aus starten. "Von dieser Fahrt haben wir seit Monaten geträumt, jetzt verpassen wir sie. Zum Glück sollen aber auch andere Passagiere in derselben Lage sein wie wir. Wir können nur hoffen, dass unser Urlaub noch nicht ganz zu Ende ist", sagt die Rentnerin.

Seine Pläne kann auch Holger Dietrich erst einmal vergessen. Der 30-Jährige hat ein entspanntes Wochenende in Rom geplant. Mit dem Laptop auf seinem Schoß sitzt er im Wartebereich des Terminals und verpasst keine neue Meldung auf der Seite von Easy Jet. Zurzeit verändert sich nichts: "Sehen Sie? Alles ist gestrichen", sagt Dietrich.

Auch am frühen Nachmittag treffen immer noch Passagiere in Schönefeld ein, um ihre Reise anzutreten. Dass ihre Flüge nicht stattfinden werden, wissen viele nicht. "Die Fluggesellschaft hat uns nicht informiert", beklagt sich ein Fluggast. Christian Giourdas (70) sollte am Wochenende zu Besuch bei seiner Tochter in Griechenland sein. "Jetzt muss ich warten. Ob ich noch am Wochenende fliegen kann, konnte mir die Gesellschaft nicht sagen", sagt der 70-jährige Grieche verzweifelt.

An den Schaltern von Easy Jet herrscht Chaos. Die Kunden sind unzufrieden, sie drängeln, um aktuelle Informationen zu erhalten. Die Angestellten sind überfordert. Sie versuchen, Alternativen anzubieten: die Weiterfahrt mit der Bahn oder dem Bus oder eine Übernachtung im Hotel. Zwischen 500 und 800 verhinderte Fluggäste sollen bereits in Hotels in Flughafennähe untergebracht worden sein, sagt Sandra Bohnenkamp, Stationsleiterin von GlobeGround in Schönefeld.

Am anderen Ende des Terminals, bei der deutschen Billigfluglinie Germanwings, ist es viel ruhiger. "Wir haben wesentlich weniger Flüge", erklärt ein Angestellter. Die wenigen Kunden an den Schaltern bekommen gleich die gewünschten Erläuterungen. "Wir haben jetzt ein Bahnticket bekommen. Hoffentlich können wir am Sonntag dann wieder von Köln nach Berlin zurückfliegen", sagt eine Berliner Studentin. Das hofft auch die Mannschaft von Hertha BSC. Die Fußballer mussten mit dem ICE zu ihrem wichtigen Auswärtsspiel am Sonntag bei Eintracht Frankfurt reisen. Ob die Herthaner auch die Rückreise mit der Bahn antreten oder am Sonntagabend ins Flugzeug steigen, steht noch offen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!