: Utopisches Zusammenleben
Zwei Konzepte, ein Wort: „Exotopie“ – in dem Theaterstück von Carlos Medina begibt man sich im Tacheles auf die Suche nach den Gründen von Gewalt
Die Grundfrage muss gestellt werden: Kann ein Zusammenleben von Menschen ohne Probleme vonstatten gehen? Zweifelsohne ein utopischer Gedanke. Gut: der Mensch ist gleich. Manchmal aber auch gleicher. Unterteilt wird er nach Religion, Kultur und Geschlecht, was unweigerlich immer wieder zu Konflikten führt. Der seit den 70er-Jahren sich im Exil befindende, in Berlin lebende und arbeitende chilenische Regisseur Carlos Medina widmet sich diesem Thema in seinem Stück „Exotopie“. Die Wortschöpfung vereinigt die beiden Konzepte Exodus und Utopie. Dabei basiert Medinas Stück auf Grundmotiven aus William Goldings Roman „Herr der Fliegen“. Gerade die Gewalt, welche im Roman in Mord und Krieg gipfelt, obliegt der genauen Beobachtung des Regisseurs. Dabei fließen historische Erfahrungen und konkrete Beobachtungen aus Chile und der Bundesrepublik mit ein. Was ist Gewalt und wie funktioniert sie, ist die Frage, die im Mittelpunkt steht. Medina interessieren dabei nicht nur die äußeren Umstände, welche zur Gewalt führen, auch innere Motive des Einzelnen werden seziert. Gemeinsam mit seinen fünf chilenischen und sechs deutschen Darstellern macht er sich auf die Suche nach der Ergründung des Phänomens in einer szenisch und choreografisch verdichteten Inszenierung. Durch die zweisprachige Aufführung schlägt Mendina eine Brücke zwischen Südamerika und Deutschland. Die Themenwahl mit Neid, Gewalt, Mord und Krieg lässt Düsteres erahnen, doch laut Aussage Medinas soll das Stück keineswegs pessimistisch sein. Wichtig sei es, auch in Extremsituationen positiv zu denken. TB
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