Marmor Stein und Eisen Brecht: Utopie? Why not!
■ Eine Wortmeldung zum 100. Geburtstag
O Mist, ein Drama. Mit vielen Charakteren, die komplizierte Namen haben und komplizierte Beziehungen und Verwicklungen.
Warum, statt Brecht, nicht einfach in melancholischem Hesse schwelgen oder so? So ungefähr sahen meine spontanen Gedanken aus, als wir uns den „Kaukasischen Kreidekreis“ im Deutschunterricht vornehmen sollten. Dieses Vorurteil kehrte sich dann ins Gegenteil um, nachdem ich (gezwungenermaßen) die ersten Seiten gelesen hatte.
Die Story ist spannend, der Aufbau interessant, und die Message ist auch okay. Warum nicht mal in politischen Utopien schwelgen? Auch ergaben sich daraus unter der Leitung einer strengen, aber auch streng neutralen Lehrerin durchaus hitzige Diskussionen, die mitunter das Bild der politikverdrossenen Jugend Lügen straften.
Welch ein Lichtblick! A propos Politik! Für mich ist Brechts Aufzählung der verschiedenen Möglichkeiten, einen Menschen zu töten, der zusammengefaßte Grund gewesen, in die Politik intensiv einzusteigen. Viele Menschen sollten sich einmal mit dieser Aufzählung beschäftigen und sie vielleicht in ihren Handlungen und Entscheidungen berücksichtigen.
Ein bißchen schäme ich mich schon, daß ich mich von der Schule zu meinem Glück zwingen lassen mußte, aber wahrscheinlich hätte ich mich sonst nie großartig mit Brecht befaßt, und da wäre mir dann echt etwas Wichtiges entgangen, glaube ich.
Michael Britz ist Schüler eines
Gymnasiums in Westerstede,
Ostfriesland
Foto: privat
wird fortgesetzt
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