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Uta Schleiermacher freut sich über den Bären beim Internationalen Tag gegen RassismusEin neuer Verbündeter mit ganz viel Luft

Wer in Berlin gegen Rassismus und Rechtsextremismus protestieren möchte, bekommt seit Neuestem auffällige Unterstützung. Von einem orangeroten, vier Meter hohen, aufblasbaren Bären, den ein Energieunternehmen der Plattform „Berlin gegen Nazis“ gekauft hat. Als Dauerdemonstrant soll er zeigen, dass in der Stadt kein Platz für Rechtsextremisten und Rassisten ist. Stellvertretend für alle, die es selbst nicht zur Demo schaffen. Am Montagmittag überragte der „Protestbär“ die rund 30 Demons­trantInnen, die sich mit Trillerpfeifen und Plakaten für eine Kundgebung zum Internationalen Tag gegen Rassismus vor dem Brandenburger Tor versammelt hatten.

„Alltagsrassismus und Populismus bilden den Nährboden für rassistische Gewalt“, sagte Ayşe Demir vom Türkischen Bund, der gemeinsam mit der Alevitischen Gemeinde, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und „Berlin gegen Nazis“ zur Kundgebung aufgerufen hatte. Demir forderte eine grundlegende Aufklärung der NSU-Morde und warnte: „Der Rechtsruck ist inzwischen Realität, dem müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen.“

Angesichts der Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und der Angriffe auf MigrantInnen müsse man sich viel mehr mit strukturellem Rassismus auseinandersetzen, sagte sie, während neben ihr der Aufblasbär den Windböen und Regenschauern trotzte. „Berlin sind wir“ steht auf dem Banner, das der Bär in den Tatzen hält.

Seinen ersten Auftritt hatte der Bär vor einer Woche: bei der Kundgebung gegen die Nazidemo am12. März am Hauptbahnhof. An dem Samstag, als rund 3.000 Rechtsextreme ungehindert durch die Innenstadt liefen. Zur Gegendemo kamen nur rund 1.000 Menschen.

Im Aufruf zum Tag gegen den Rassismus hatten die Veranstalter verkündet, man wolle dem „Zulauf zu rassistischen und menschenverachtenden Strömungen wie AfD, Pegida, Bärgida, Hogesa“ entschieden entgegentreten. In diesem Jahr fiel der Aktionstag auf einen Montag – doch statt sich am Abend gegen die montägliche Bärgida-Demo zu stellen, hielt man an dem seit ein paar Jahren etablierten Vormittagstermin fest. Sie hätten sich für Tradition und Wiedererkennungswert entschieden, hieß es seitens der Veranstalter. Es gehe weniger darum, Massen zu mobilisieren, sondern mehr um eine symbolische Aktion. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagte Demir.

Dazu passt ein Aufblasbär, dem hoffentlich nicht so bald die Luft ausgeht. Foto: dpa

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