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Urteil zu E-ZigarettenWeniger schädlich, nicht gesund

In Frankfurt wird ein Importeur nikotinhaltiger Flüssigkeit wegen nicht zulässiger Zusatzstoffe verurteilt. Auswirkungen auf Verbraucher hat das vorläufig nicht.

Dampfendes Arzneimittel: Eine E-Zigarette in Aktion Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN taz | Wer mit sogenannten E-Zigaretten handelt, verstößt einem Gerichtsurteil zufolge gegen das Tabakgesetz. Das Landgericht Frankfurt am Main fällte am Montag in einem Strafprozess das erste entsprechende Urteil gegen einen Geschäftsmann aus Nordrhein-Westfalen, der mit E-Zigaretten gehandelt hatte.

Er muss eine Geldstrafe von 8.100 Euro zahlen, weil er in 134 Fällen nikotinhaltige Flüssigkeiten aus China importiert hatte. Der Zoll hatte bei ihm rund 15.000 Behälter mit „Liquids“ beschlagnahmt.

Der Prozess vor dem Landgericht galt als Pilotverfahren, für Konsumenten hat das Urteil keine Auswirkung. Bisher hatten sich nur Verwaltungsgerichte mit dem Thema beschäftigt, sie kamen zu den unterschiedlichsten Urteilen. So hatte etwa ein Gericht in Münster festgestellt, das Gerät erfülle nicht die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Einstufung als Arzneimittel: Es ermangele ihm an der „für ein Arzneimittel erforderlichen therapeutischen oder vorbeugenden Zweckbestimmung“.

Dagegen hatte das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalens den Vertrieb der E-Zigarette als strafwürdigen Handel mit einem „nicht zugelassenen Arzneimittel“ beurteilt. Auch Schleswig-Holstein und Bayern wollen in ihr ein dubioses Genuss-, aber kein Arzneimittel sehen. Ein Düsseldorfer Gericht hingegen hatte die Einstufung der Liquids als Arzneimittel vorsichtig als „nicht ersichtlich abwegig“ bezeichnet. Das Inhalieren von Nikotin beeinflusst die physiologischen Funktionen des Körpers, was die Liquids zu einem „Funktionsarzneimittel“ macht.

Prominente Dampfer

Seit 2007, als die elektronische Zigarette in Deutschland auf den Markt kam, benutzen nach Herstellerangaben mehr als 2 Millionen Menschen das Hightech-Produkt – zuletzt war es sogar im „Tatort“ prominent platziert, als Katja Riemann in ihrer Rolle als Ermittlerin kaum ohne es zu sehen war.

Obwohl in allen Bundesländern unterschiedliche Auffassungen herrschen, zeichnet sich doch ein politischer Unwille ab, die E-Zigarette – analog zum Nikotinkaugummi – einfach als ein Arzneimittel einzustufen, das zum Zwecke der Entwöhnung nur in Apotheken erworben werden kann. Die E-Zigarette müsste bis zur Zulassung umfangreiche Tests über sich ergehen lassen.

Auch der verurteilte Geschäftsmann war ursprünglich wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz angeklagt. Wegen des Nikotingehalts war die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, bei E-Zigaretten handele es sich um genehmigungspflichtige Arzneien. Nach Ansicht der Frankfurter Richter sind Liquids aber Tabakerzeugnisse und ihr Handel deshalb nicht erlaubt, weil sie unzulässige Zusatzstoffe enthielten. Der Richter bestätigte zwar, die E-Zigarette sei eine „weniger schädliche Alternative zur Tabak-Zigarette“. Sie habe mit „Gesundheit“ aber nichts zu tun.

Der 46-jährige Geschäftsmann hatte argumentiert, es seien legale Genussmittel. Die E-Zigaretten hätten ihm nebenbei auch geholfen, eine starke Nikotinsucht in den Griff zu bekommen. In einer Gaststätte hatte er laut Anklage die Liquids sogar in einer Vitrine ausgestellt.

Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig: Beide Parteien erwägen, in Revision zu gehen. Dann könnte der Bundesgerichtshof als letzte Instanz entscheiden, wie E-Zigaretten juristisch einzuordnen sind. Die klassische Zigarette übrigens enthält neben Nikotin unter anderem Teer, Blausäure, Benzol, Styrol und Aceton. Sie ist weiterhin in jedem Supermarkt erhältlich.

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10 Kommentare

 / 
  • DD
    Der Doc

    Noch niemand hat den Zusammenhang

    der verwendeten Vdampferflüssigkeit Propylenglykol

    und hyperplastische darmpolypen in erwägenheit gezogen! Sollte man schleunigst tun !!!!!!!

  • TD
    Teddy Dampfer

    RECHTS-STAAT-DEUTSCHLAND ?!

     

    In jeden Supermarkt bekommt man Zigaretten,dann könnte man fast den Glauben haben,es kann sich auch um Lebensmittel handeln

     

    NIKOTIN ist NIKOTIN,ob nun FLÜSSIG oder FEST

     

    Geldstrafe von 8.100 Euro zahlen, weil er nikotinhaltige Flüssigkeiten importiert hatte.

  • MP
    marianne pusch

    wrum lassen wir uns das alles gefallen ????? wir sind schon lange keine mündigen bürger mehr . ich werde auch nicht mehr zur wahl gehen . keine lust auf den mafiaclan . wenns nach mir gehen würde dann würde ich sogar für die e zigarette auf die strasse gehen und für meine gesundheit kämpfen . ich habe keinen dauerhusten mehr , mein blutdruck ist reguliert , kalte füsse habe ich auch nicht mehr .

  • T
    THILO

    NA ES IST KLAR;ES GEHT NUR UMS GELD.

     

    da ja bisher,der staat,die tabakindustrie,pharmaindustrie und die apothekenlobi,so wie der rest des mafiaclans nichts daran verdienen.

     

    also ich rauche seit 2jahren zu 96% elektrisch und seitdem stinkt meine wohnung nicht mehr,geschmack und geruchssinn sind besser,keine kippen die auf der strasse landen,kein dreck,ja und vorallem mehr geld bleibt mir im beutel.

     

    würden diese mafiaclans gut mit dran verdienen,würde die e-zigi hochgejubelt.man hält uns für blöd.

     

    auf zigaretten schachtel sind schöne texte,bald kommen schöne bilder,um uns vor zu gauckeln sie kümmern sich um unsere gesundheit,QUATSCH

    ja man solle weiter rauchen und viel,den da verdienen die mafiaclans fett kohle,spricht staat,tabakindustrie,pharmaindus.ect.

     

    lieber zerstört man arbeitsplätze die durch e-zigs enstanden sind,oder ruiniert geschäfte und händler,ja wie die mafia halt.

     

    aber mal 500mile in den sand setzten für dronen die nicht fliegen,flughäfen die nicht fertig werden,aber dafür das doppelte kosten,bauten u bauwerke die nicht fertiggestellt oder nicht genutzt u gebraucht werden.

    ja das geht und der dumme bürger sagt ja eh nicht viel.bis es mal wieder richtig kracht.

     

    ich wähle nicht,weil ich wähle nicht die mafia.

     

    lasst die e-zigi in ruhe und kümmert euch um das wirklich wichtige.

     

    DANKE:

  • L
    lowandorder

    "Das Inhalieren von Nikotin beeinflusst die physiologischen Funktionen des Körpers, was die Liquids zu einem „Funktionsarzneimittel“ macht."

     

    Das soll ja wohl die Meinung des VG Düsseldorf darstellen!?

    also - indirekte Rede sein!?

     

    Anyway. Bezüglich der Frage - Arzneimittel oder nicht? -

    sind das ja alles rechtliche Negativ-Definitionen;

    ("…ist kein Arzneimittel, weil…").

    Denn positiv könnte das nur das allein zuständige

    VG Köln feststellen, was aber zunächst einen entsprechenden

    Antrag beim Bundesamt für Arzneimittel in Bonn

    voraussetzen würde oder dieses Amt sähe die Voraussetzungen

    des Betäubungsmittelgesetzes als erfüllt an!

    ( offensichtlich ja wohl - bisher - nicht!?).

     

    Interessant wäre auch zu wissen, wieso bisher nur VGs entschieden haben?

    Welche Landes-Behörde hatte da was verfügt?

    Transport-, Handel- etc -Verbot?

     

    Und - wo finden sich denn die hier angeführten

    Untersuchungen? und welcher Art sind die denn?

    Langzeitstudien dürfte es ja kaum geben!?

  • A
    Andreas

    Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis helfen nicht dauerhaft, die Tabakindustrie verbucht durch die allgemeine Dämonisierung des Rauchens Umsatzeinbußen. Also geht es jetzt der E-Zigarette an den Kragen.

     

    Die E-Zigarette ist ein Segen für alle, die es nicht schaffen, aufzuhören. Sie ermöglicht den Genuss von Nikotin ohne Leib und Leben zu gefährden. Denn nicht das Nikotin ist das Gift. Das ist allein wegen seiner kurzen Halbwertszeit so gefährlich wie Kaffee. Leider wird es immer wieder in einen Topf mit den bei Rauchern üblichen Krankheiten geworfen. Schädlich sind die über 3000 Schadstoffe, die beim Abbrennen von Zigaretten entstehen, wenn auch Nikotin als Suchtstoff gilt.

     

    Was soll das Theater? Wann kehrt endlich Vernunft ein? Ich brauche keine staatlichen Gesundheitswächter. Ein wenig Selbstbestimmung täte der Demokratie mal wieder gut. So etwas wie Volksnähe ist für alle etablierten Parteien ein Fremdwort geworden. Fragt doch mal die Dampfer direkt, statt in Doppelmoral (Rauchen ist bäh, aber wir brauchen die Steuern) über ihren Kopf zu entscheiden!

  • B
    Bernd

    Es wäre schon spannend zu wissen, wie Tabak- und Pharmalobby den Kampf gegen die E-Zigarette fördern. Beiden muß diese weniger schädliche und geruchsbelastende Alternative ein Dorn im Auge sein. Leider findet sich aber kein Journalist, der mal aufdeckt, was hinter der Ablehnung der E-Zigarette steckt. Im Gegenteil versucht jetzt die EU, das Produkt vom Markt zu drängen und die Konsumenten wieder der Tabakzigarette zuzuführen. Warum, wenn es mittlerweile zahlreiche Untersuchungen gibt, die belegen, das E-Zigaretten eine gute Alternative darstellen und Raucher, wie auch deren Umgebung, wesentlich weniger belasten.

  • M
    Magix82

    Das NRW Gesundheitsministärium hatte vor nicht all zu langer Zeit versucht den Handel mit Ezigaretten zu verhindern. Sie kamen offiziell durch eine sehr minderwertige offizielle auswertung zum schluss die Ezigarette und Liquids wären sehr gefährlich. Die Medien und weitere Politiker wetterten ebenfalls gegen die Ezigarette. Heimlich mit öffentlichen Geldern endeckte jedoch das selbe Ministärium das die Ezigarette um ein 1000 Faches weniger schädlich sei und nicht als Arzneimittel oder Entwöhnungsmittel dienen kann. Diese positive Endeckung die den Wert der Ezigarette stärkt sollte jedoch bicht direkt bekannt sein und kam erst viel später raus. Ich mische mittlerweile meine Liquids selbst. Auch gerne ohne Nikotin. Ich kaufe die passenden Mitteln zu den gröstmöglichen Reinheitsstandarts ein per Internet. Der Liquidkostenfaktor beträgt monatlich 6€ für zwei personen in meinem Falle. Früher habe ich für Tabakprodukte mit zwei personen rund 150€ ausgegeben. Heute wären das mit Sicherheit wesendlich mehr. Zigarettenrauch enthält bis zu 1000 schädliche Stoffe. Ezigarettendampf enthält bis zu einem schädlichen Stoff, das Nikotin. Alles Andere im Liquid ist harmlos und in allen erdenklichen Beautyprotukten (POPOCREME, GESICHTSCREME...), Arzneimitteln(Asthmaspray...) und Lebensmitteln(Fleischwurst...) ohnehin enthalten. Was lehrt uns das? Werden wir für seltendämlich verkauft? Fürchten sich die Staaten um Steuereinbußen? Fürchten sich die Tabakkonzerne um Umsateinbußen? Fürchten sich die Medien um weniger Sponsorengeld durch die Tabakindustrie? Also jetzt mal im ernst, was soll das ganze Theater? Lasst uns Dampfer doch in Ruhe!

  • I
    ICarmen

    Ich kann den Zirkus um die E-Zigarrette nicht verstehen. Ich wollte nach fast 40 Jahren rauchen, etwas Geld sparen und habe mir eine E-Zigarrette zugelegt. Nach kurzer Zeit bin ich auf Flüssigkeiten ohne Nicotin umgestiegen. Ich hatte gar nicht vor mit dem rauchen aufzuhören, doch jetzt habe ich schon seit längerer Zeit keine Zigarette mehr angefasst.

  • U
    Ute

    Ist irgendwie be(un)ruhigend, "Teer, Blausäure, Benzol, Styrol und Aceton weiterhin in jedem Supermarkt erhältlich.