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Urteil zu BeschneidungenVom OP zurück auf den Küchentisch

Religiöse Beschneidungen verändern den Körper eines Kindes „irreparabel“, meint das Kölner Landgericht. Das Urteil ist ein fraglicher Aufklärungsversuch.

Was hat Vorrang? Entscheidungsfreiheit oder Recht auf religiöse Tradition? Bild: photocase / manun

BERLIN taz | In einem „wegweisenden“ Urteil hat das Landgericht Köln die religiöse Beschneidung von Kindern als strafbare Körperverletzung gewertet. Das Urteil ist aufsehenerregend weil es nicht irgendeine, sondern eine der zentralen religiösen Praktiken sowohl des Judentums als auch des Islam verbietet.

Die Richter haben das sehr genau verstanden, wie man an ihrer nun veröffentlichten Entscheidung ersehen kann: Sie begründen ihr Urteil damit, dass der Körper durch die Beschneidung „irreparabel verändert“ werde und damit dem Interesse des Kindes zuwiderlaufe „später selbst über seine Religionszugehörigkeit (zu) entscheiden“. Und genau dieses Entscheiden ist der springende Punkt.

Die Beschneidung ist der archaische Kern dieser zwei Monotheismen: nicht nur wegen des Offensichtlichen – der Praxis, männlichen Kleinkindern die Vorhaut abzuschneiden, sondern auch wegen der Art der Eingliederung in die religiöse Gemeinschaft, die dabei ins Werk gesetzt wird. Deshalb würde die Entscheidung des Betroffenen für eine Beschneidung dem Vorgang nichts von seiner Drastik nehmen, die Archaik der Eingliederung jedoch wäre aufgelöst.

Aber Entscheidung ist nicht der Modus, in dem diese Religionen ihre Zugehörigkeiten regeln. Aus religiöser Sicht ist der Gläubige kein mündiger Bürger, der seine Religion frei wählt. Denn in der religiösen Innenperspektive gibt es keine Wahl des Glaubens. Das würde ja voraussetzen, dass der spätere Gläubige vorher schon jemand war.

Religiöse Identität als selbstverständliche Identität

Man beschneidet aber, sowohl im Judentum als auch im Islam, gerade kleine Jungs, damit die religiöse Identität die grundlegende, die bestimmende, die selbstverständliche Identität wird aus der heraus man später agiert. Eine Glaubenszugehörigkeit ist nicht dasselbe wie eine Vereinsmitgliedschaft. Sie ist gewissermaßen das Gegenteil davon.

Die Wortwahl der Richter, die in dieser Einschreibung einer Zugehörigkeit in den Körper eine „irreparable“ Veränderung sehen, ist vor diesem Hintergrund zumindest unsensibel. Für den Gläubigen ist dieses sichtbare Zeichen kein Defekt, der einer Reparatur bedarf.

Das Urteil der Kölner Richter ist jedoch auch insofern beachtlich als es mit dem Moment der Entscheidung für einen Glauben – und damit natürlich auch der Möglichkeit, sich dagegen zu entscheiden – das Moment von Freiheit und Mündigkeit in die Religionen einführen möchte. Damit stützen sich die Richter auf ein säkulares Menschenbild, das den Gläubigen zum ebenso mündigen Subjekt machen möchte wie es der Staatsbürger ist.

Das Urteil verlangt dem Judentum und dem Islam nichts weniger als eine Säkularisierung, ein säkularisiertes Verständnis ihrer Religionen ab. Kein Wunder, dass die Religionsgemeinschaften aufheulen. Sie verstehen den Begriff der Religionsfreiheit ganz anders.

Fraglicher Auklärungsversuch

Man könnte durchaus Sympathien für solch einen aufgeklärten Zugang zu den Religionen entwickeln. Aber ob dieser wirklich das bewirkt, was er intendiert, ist fraglich. Denn man darf eines nicht übersehen: Solche Jahrtausende alten Praktiken – die die Kinder einer Gemeinschaft eingliedern und den Bezug zu den Ahnen garantieren soll – sind nicht durch einen richterlichen Beschluss aufzulösen.

Wenn es für Ärzte nunmehr „Rechtssicherheit“ gibt, wenn Ärzte nunmehr keine Beschneidungen von Kleinkindern mehr durchführen werden, da diese verboten sind, dann wird diese Praxis vielleicht eingedämmt, aber sicher nicht beendet.

Und was passiert dann? Dann wird die Durchführung der Beschneidungen wieder in die Gemeinden zurückverlegt: vom OP-Saal zurück auf den Küchentisch. Statt mit einer Lokalanästhesie werden die Babys wieder mit drei Tropfen Rotwein „betäubt“ und statt eines Arztes werden wieder jene die Beschneidungen durchführen, die das früher auch schon getan haben: die Fleischhauer. Ist das der Königsweg aus der Archaik?

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85 Kommentare

 / 
  • V
    VIC

    Relativierung von Menschenrechten ist inakzeptabel.

    Warum sprechen sich auffällig viele Frauen für die Verstümmelung von Männern aus, wohingegen sie beim eigenen Geschlecht rigoros alles ablehnen, was auch nur ansatzweise nach Beschneidung riecht?

     

    Die Autorin ist sicher eine kluge Frau. Daher weiß sie genau, was sie schreibt - und was nicht. Sie erwähnt nicht den Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 unseres Grundgesetzes: "Jeder hat das Recht auf ... körperliche Unversehrtheit." Die deutsche Verfassung ist für alle bindend!

    Warum man/frau einen Ritus akzeptieren und respektieren soll, der einer Verstümmelung gleich kommt, bleibt mir ein Rätsel. Wer 1 Cent klaut ist nicht besser als einer, der 100 Euro klaut. Wer aus "religiösen" Gründen "nur" die Vorhaut eines Jungen abschneidet ist nicht besser als jemand der die Schamlippen eines Mädchens beschneidet, oder ihre Klitoris. Beide Riten haben nachweislich Auswirkungen auf das Lustempfinden beim Geschlechtsverkehr. Diesen Aspekt erfährt man jedoch nur, wenn man darüber mit Beteiligten offen spricht, und nicht nur mit Ärzten, die damit Geld verdienen.

     

    Beschneidungsriten geschehen nicht mit dem Einverständnis des Kindes. Das Kind wird ignoriert. Ist das Ausdruck menschlicher Kultur? Mit ihm kann man es ja machen. Seine Würde zählt nicht? Art 1 unseres Grundgesetzes gilt jedoch für alle Menschen!

     

    Warum wartet man bei Juden und Moslems nicht so lange mit der Anwendung solcher "kulturellen" Traditionen und/oder religiös motivierter Riten, bis der Mensch darüber selbst entscheiden kann? Warum schafft man Tatsachen, die unumkehrbar sind? Welche Absicht steckt dahinter? Alle diese Fragen werden von der Autorin nicht gestellt und vermutlich bewusst umgangen. Stattdessen erfolgt eine Relativierung von traditionellen Riten religiöser Prägung.

     

    Für Menschenrechte sollte aber es keine Relativierung geben.

     

    Sonst landen wir am Ende dieser Argumentation dort, wo wir das "Handabhacken" bei Dieben auch als traditionell und/oder religiös motivierten Ritus tolerieren. Das ist dann nicht mehr eine säkularisierte Gesellschaft, in der man freiheitlich, demokratisch und vor allem - was die eigene Person betrifft - selbstbestimmt leben kann.

  • R
    rolff

    Zu dem Thema hörte ich im ein Gespräch im Deutschland Radio. Da wurde angemerkt, dass der Kläger in diesem Fall scheinbar einen "Feldzug" gegen Knabenbeschneidung führt.

    Liebe TAZ, es wäre schön dazu etwas mehr Hintergrundinformation zu bekommen.

    Wer hat da welche Interessen?

  • H
    Hansi

    Das Urteil verbietet Beschneidungen nicht und schränkt sie nicht ein. Es ist lediglich gegen Zwangsbeschneidungen gerichtet, d.h. ohne den ausdrücklichen Willen des Betroffenen. Erwachsene dürfen weiterhin mit ihrem Körper machen was sie wollen.

  • TC
    Tomas C.

    Ich bin mit einer jüdischen Israeli verheiratet, unser gemeinsamer Sohn ist jetzt 2 Jahre alt und selbstverständlich *nicht* beschnitten.

     

    Unser Sohn kam als Frühchen zur Welt, unter 2.5kg Gewicht, musste beatmet werden, bekam RSV, musste wieder beatmet werden, Leistenhernie, Not-OP, Herzprobleme, 1 Jahr lang Medikamente nehmen und musste während dieser Zeit immer an einen Monitor angeschlossen sein.

     

    Hätten wir zu dieser Tortur für unseren Kleinen auch noch eine Beschneidigung durchführen müssen? Für die Tradition? Für sprechendes Gebüsch und den Mann im Mond?

     

    Ich darf hier aus Höflichkeit gar nicht schreiben was ich zu "Beschneidern" zu sagen habe. Säuglinge willkürlich zu verletzten, sie Risiken auszusetzen (und diese gibt es bei der Säuglingsbeschneidung, auch wenn die Befürworter sie gerne schönreden) das tun keine liebenden Eltern.

     

    Wir leben nicht mehr im Mittelalter!

  • W
    wiebke

    ich kann meinen kommentar von gestern hier nicht finden.

    ich wollte nur sagen,daß meiner meinung nach eine diskusson ür beschneidung völlig hinfällig ist,da es einzig und allein um das recht der körperlichen unversehrtheit geht.

    jeder kann an sich selbst rumschnippeln,wie er will.von anderen hat er/sie die finger zu lassen.

  • R
    rauhfuß

    Wird das hier nicht etwas übertrieben diskutiert? Immerhin kan Junge/Mann sich später immer noch beschneiden lassen.

    Und wenn es medizinische Komplikationen gibt ist eine Beschneidung bei Kindern nach wie vor zulässig.

  • G
    Gunter

    Ein gutes Urteil für die Rechte von Kinder, die in Deutschland leben und wegen archaischer Riten verstümmelt werden. Die Richter sollten sich als nächstes mit diesem unsäglichen "halal" beschäftigen mit dem sogar geworben wird, das Tiere fast ebenso grausam ohne Betäubung abgeschlachtet werden. Tierschutz gehört endlich auch ins Grundgesetz!

  • C
    Chribu

    @libra12

    --------------------------------

    *...Denn der wesentliche Unterschied ist doch: Die weibliche Genitalverstümmelung hat weitreichende und lebenslange Folgen für die Betroffene, sowohl was die Gesundheit als auch die Lebensqualität betrifft....*

    --------------------------------

     

    So,so! Im Zeitraum um 2008 starben alleine in Südafrika mehrere hundert Männer an den Folgen einer Beschneidung oder wurden durch Wundheilungsstörungen, Eiterungen, Phlegmone, Nekrosen u.a. sichtlich und funktionell entstellt und verstümmelt, so dass sie sich das Leben nahmen! Vielen dieser und anderen Jungen musste infolge "normaler" Komplikationen der Penis amputiert werden.

     

    http://www.n-tv.de/panorama/Beschneidung-kostet-Leben-article670169.html

     

    Südafrika ist erstaunlicherweise (?) das einzige Drittweltland, das männliche Beschneidungsopfer statistisch erfasst. Die Dunkelziffer wird - fernab des Klischees von der "harmlosen männlichen Beschneidung" - weltweit enorm, und das Leiden dem der Mädchen VERGLEICHBAR ähnlich sein! Aber so ganz ohne Lobby werden die Opfer der MGM niemals Beachtung in Medien oder Politik finden - und stehen zudem auch noch in Konkurrenz zur vulgärfeministischen Opferhoheit, so sinnlos und menschenverachtend das auch ist!

     

    Ein paar harmlosere Fotos gefällig? Beispiele aus Kenya: http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/komplikationen/beispiele-aus-kenya.html

     

    Und übrigens: In den USA sterben jährlich rund 120 Jungen während ihrer Beschneidung oder an deren Folgen:

    http://manndat.de/gewalt-gegen-maenner/un-heil-beschneidung-von-jungen.html

     

    Und in Indien leben mindestens eine halbe Millionen Jungen, die kastriert wurden, um als Eunuchen die Gesellschaft zu bespaßen. Eine schwerwiegendere und folgenreichere Form der Genitalverstümmelung kann es ja wohl kaum noch geben ... nur mit der Wahrnehmung derselben hapert es offensichtlich, wohl, weil es ja "nur" Jungen sind ...

     

    --------------------------------

    *...Hat sich hier ein Mann zu Wort gemeldet, der sich durch die Beschneidung lebenslänglich gehandikappt fühlt?...*

    --------------------------------

     

    Gibt es denn eine Medienplattform oder Lobby/ Organisation, die dieses Thema je in die Öffentlichkeit gebracht hat, so dass auch SIE davon Kenntnis hätten bekommen können? (Kenn ich nicht, gibt es nicht ...?!) Jedenfalls wer aktiv danach sucht, wird im Internet schell fündig:

     

    http://www.med1.de/Forum/Vorhautprobleme/206522/

    http://www.paracelsus-kliniken.de/phorum/read.php?1,2694,page=2

    http://www.med1.de/Forum/Dermatologie/253939/

     

    Noch viel mehr dazu findet man z.B. unter dem Suchstring "beschneidung mann narben schmerzen".

     

    --------------------------------

     

    Und ganz besonders interessant ist der Fall des "David Reimer", wo eine verpfuschte Beschneidung zu einem widerwärtigen Menschenexperiment geführt hat!

  • S
    suswe

    Beschneidung im Kindesalter ist ungefähr so sinnlos, wie ein Kind in ein Kloster zu stecken, um einen Bund mit Gott zu schließen oder eine gute Wiedergeburt zu haben. Es fehlt immer die gewachsene Entschlussfähigkeit. Stattdessen gibt es die Machtausübung über das Kind für den eigenen Status innerhalb der Gemeinde oder die Angst vor der Nachbarschaft.

  • HP
    Horst Pachulke

    Eine Anmerkung: Ich kenne mehrere Frauen, die sich das M**l verreißen über "verstümmelte, verwachsene, hässliche Penisse".

    Die Behauptung, dass sich noch keine Frau über einen beschnittenen Penis beklagt hat, ist also widerlegt.

     

    Aber seien Sie unbesorgt: Frauen beklagen sich auch über unbeschnittene Penisse.

    Wer will, findet immer was zum lästern. Zu klein, zu dick, zu krumm, irgendwie hässlich...

  • W
    Wieso

    @libra12

     

    "Die weibliche Genitalverstümmelung hat weitreichende und lebenslange Folgen für die Betroffene, sowohl was die Gesundheit als auch die Lebensqualität betrifft. Ist solches in der Regel beim beschnittenen Mann der Fall? Hat sich hier ein Mann zu Wort gemeldet, der sich durch die Beschneidung lebenslänglich gehandikappt fühlt?" Doch gibt es sogar einen Film darüber. Ich glaube der heißt "Stop Circumcised me", ist aus den USA und von einer neuen Männergeneration gemacht, die selbst aus dem jüdischen Spektrum kommen und die Albernheit des alten Rituals aufzeigen. Sie erklären eindeutig, dass eine Vorhaut schützt und der Penis sensibler ist, als ohne Vorhaut. Sie erklären ziemlich am Ende des Films, dass der Jüdische "Arzt" und Priester, der die Beschneidungen vornimmt, alle Vorhäute, die er je abgeschnitten hat, mit in sein Grab nimmt, dass sei Tradition. Ich finde es eklig, sie zeigen auch ein Gefäß, in denen die Vorhäute gelagert werden, bis der "Geistliche" stirbt, um sie dann mit in sein Grab zu nehmen. So und die betroffenen Männer gehen in dem Film der Sache ziemlich gut auf den Grund. Ich fand den Film, den ich leider nicht vollständig gesehen habe, sehr ernst und bewegend, weil es nämnlich vor allem um die Frage ging, ob der junge Vater nun seinen Sohn ebenfalls beschneiden lassen soll oder nicht. Wie er entschied weiß ich nicht mehr. Ich finde ihn leider nicht im Netz, bin aber auf einen anderen Film gestoßen, der ebenfalls gegen die Beschneidung und von Männern ist. Viel Spaß!

     

    http://documentarystorm.com/mischief-circumcise-me/

  • L
    libra12

    Also, irgendwie finde ich dieses Verbot ebenso daneben wie die vielen Kommentare hier, die diesen Eingriff mit der weiblichen Genitalverstümmelung vergleichen. Wie kann ein Mensch, der halbwegs mit der Beschaffenheit und Funktion der menschlischen Geschlechtsorgane vertraut ist, überhaupt auf einen solchen Vergleich kommen? Denn der wesentliche Unterschied ist doch: Die weibliche Genitalverstümmelung hat weitreichende und lebenslange Folgen für die Betroffene, sowohl was die Gesundheit als auch die Lebensqualität betrifft. Ist solches in der Regel beim beschnittenen Mann der Fall? Hat sich hier ein Mann zu Wort gemeldet, der sich durch die Beschneidung lebenslänglich gehandikappt fühlt?

    Mein Eindruck ist eher, dass die Männer, die sich hier zu Wort melden, unter einer Islam-Phobie leiden, auch wenn es nicht so deutlich gemacht wird, weil es da ja auch das Judentum gibt. Ganz besonders seltsam finde ich den Vergleich zwischen männlicher Vorhaut und weiblicher Klitoris und Schamlippen. Das scheint mir wahrlich frauenfeindlich. Was ich als Frau dazu zu sagen habe: Warum wir gerne mit beschnittenen Männern schlafen? Weil frau ja nie weiß, wie gut er seinen Pimmel pflegt. Und ohne Vorhaut ist einfach sauberer. Übrigens sind meine beiden Söhne als Babies beschnitten worden, nicht aus religiösen, sondern aus traditionellen Gründen. Die Operation wurde von einem approbierten afrikanischen Chirurgen durchgeführt mit lokaler Betäubung, in Anwesenheit der Eltern. Ja, die Kinder hatten wohl am ersten und teilweise auch zweiten Tag Schmerzen, das war aber sehr schnell vorbei. Bei erwachsenen Männer geht die Heilung sicher nicht so schnell von statten. Bezahlt wird solch ein Eingriff übrigens von den Eltern selbst, nicht von der Krankenkasse.

    Viele Afrikaner legen einfach Wert

    auf die Beschneidung, was ja aus medizinisch-hygienischer Sicht auch durchaus Sinn macht in Gegenden, wo es nicht viel Wasser gibt und sogar anderswo. Auf jeden Fall habe ich bisher noch nicht von einem Mann gehört, der darunter leidet, beschnitten zu sein, was natürlich Ausnahmen nicht ausschließt. Aber im Großen und Ganzen glaube ich doch, dass mit der Beschneidung die meisten Männer wie Frauen ganz zufrieden sind, oder?

  • U
    Ute

    In Zukunft darf man von dem Kindesverletzungsbefürworter bzw. Beschneidungsbefürworter Volker Beck von den Grünen sprechen.

     

    Soweit sind die Dinge halt geklärt und werden erhellend bleiben.

  • P
    p.g.

    die beschneidung ist nicht mehr zeitgemäß, auch wenn herr graumann 4000 jahre religionsgeschichte bemüht. im übrigen ist herr graumann nicht auf der höhe der zeit, wenn er die thora bemüht und dort eine verpflichtung zur beschneidung herleitet. ich zitiere buch moses, 17. kapitel, ziff. 12..." ein jegliches knäblein, wenns acht tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren nachkommen. deselben gleichen auch alles, was gesindes daheim geboren oder erkauft ist von allerlei fremden, die nicht eures samens sind."... herr graumann betonte das "muss" nach acht tagen. buch moses führt ein "soll" aus. die religiösen eiferer verbiegen jedwede aussage, um die perversionen zu rechtfertigen. wir leben in einem rechtsstaat mit einer verfassung, wo ein derartiger anachronismus (egal wie alt) keinen platz mehr haben darf. dass in den jeweiligen basiswerken der einzelnen religionen viel menschengemachter blödsinn steht ist wohl unstrittig. wie hilflos wirkt dann immer wieder die bezugnahme auf derartiges. es führt nur zu mord und totschlag und zu zwist zwischen den jeweils andersdenkenden. in einer modernen, entwickelten zivilgesellschaft darf derartiger dunkler anachronismus keinen platz mehr haben. offensichtlich brauchen diese religiösen fanatiker immer wieder jemanden, den sie quälen oder massakrieren können um ihr ego zu befriedigen. jesus wurde erbärmlich gekreuzigt, tiere werden elendiglich geschächtet, kinder werden beschnitten. einen derartigen glauben braucht niemand.

  • JO
    J Overstolz

    Nicht nur Muslime und Juden, sondern ganze Kulturkreise (z.B. viele US-Amerikaner) nehmen aus hygienischen Gründen die männliche Beschneidung vor.

     

    Ein Bekannter von mir, der wie 70% der Bevölkerung den Herpesvirus trug, musste sich oft mit Infektionen im Bereich von Eichel und Vorhaut herumschlagen. Nachdem er sich vor drei Jahren beschneiden ließ, hat er keine Probleme mehr.

     

    Deshalb wäre es wichtig, hier Urologen und Dermatologen zu Wort kommen zu lassen.

     

    Wichtig ist auch der Aspekt, dass eine Illegalisierung männlicher Beschneidung tatsächlich, wie Charim oben beschreibt, diesen Vorgang aus der Praxis der Urologie in private Sphären verlagern wird.

     

    Was die Freiheit v o n Religion angeht, so provoziert dieses Urteil jedoch eine wichtige Debatte. Die Meinung der Mehrheit ist nicht immer die klügste.

  • S
    Schläfer

    Zitat von Claudia:

    "Wie wäre es denn alternativ mit der generellen Einführung der Beschneidung von männlichen Säuglingen? In Kulturen, in denen das praktiziert wird, ist das Risiko der Frauen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, meines Wissens deutlich geringer."

     

    OK, Claudia,

    dann bist Du sicher auch für die generelle Beschneidung von Frauen.

    Weg mit all den überflüssigen Lappen, an denen Keime haften und sich Männer anstecken können.

     

    Macht das Areal übersichtlicher und leichter zu reinigen ;-)

     

    Fazit:

    Rituelle Verstümmelung von Genitalien ist Körperverletzung - das gilt unisex !

  • F
    felix

    Warum nennt man die Sache nicht gleich beim Namen? Es sind Sekten. Jede sogenannte Religion ist nichts weiter als eine Sekte.

    In der Psychologie ist man dem Mechanismus von solchen Religionssekten längst auf die Schliche gekommen. Sektenführer haben meist psychopathische Züge, oder es sind sogar ausgesprochene Psychopathen. Sektenjünger sind meist Menschen mit ausgeprägter Opferhaltung, die sich von einem Psychopathen leicht beeinflussen und manipulieren lassen. Typisch für die Symptomatik eines Psychopathen ist, dass er Menschen nicht als gleichwertig betrachtet. Er akzeptiert Menschen nur, wenn sie ihm bedingungslos folgen, sich von ihm nach Belieben manipulieren lassen, ihm als Aufhänger für sein grenzenloses Macht- und Geltungsbedürfnis gelten und wenn er sie für seine Zwecke instrumentalisieren kann. Der Ausspruch "Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich" ist typisch für die Symptomatik eines Psychopathen. Entweder man ist der Jünger eines Psychopathen - oder sein Feind. Etwas anderes kennt der Psychopath nicht.

    Ein Psychopath hat gleichzeitig die Fähigkeit die Gefühle anderer sehr genau lesen zu können und für sich zu instrumentalisieren - aber selbst dabei keine Emotionen zu empfinden. Psychopathen finden daher treffsicher den "heißen Knopf" ihrer Mitmenschen und setzt dies skrupellos für seine Zwecke ein. Weiterhin fallen Psychopathen oft durch ihr theatralisches Verhalten auf, große Worte, große Gesten, große Bedeutsamkeit.

    Nach den Erkenntnissen der modernen Psychologie sind Leute wie Mohammed, Jesus und auch der Dalai Lama längst als Psychopathen entlarvt.

    Psychopathen bestechen durch ihre oberflächliche, scheinbar unbeirrbare Freundlichkeit, durch ausgesprochen höfliches Auftreten, durch die Fähigkeit perfekt Lügen zu können. Sie leben in ihrer eigenen Wahrheit, machen ihre eigenen Regeln, suchen nach immer mehr, suchen nach der Weltherrschaft.

  • A
    Anon33

    Ich bezweifele das die Autorin irgendeines dieser Kommentare ließt, muss aber dennoch schmunzeln bezüglich ihres Schlusswortes.

     

    Frau Autorin, leben sie wirklich in einer Traumwelt in der jüdische Eltern ihren Jungen tatsächlich eine Betäubungsspritze gewähren?

    Mein Gott, wie naive kann man sein?

  • E
    Earthling

    Rituelle Beschneidungen werden in der BRD© vom Sozi übernommen und kosten zwischen 200€-700€

     

    Merkblatt vor ritueller Beschneidung

    "Die Operation findet bei Kindern nur in Vollnarkose statt, deshalb rechnen sie mit einer Aufenthaltsdauer im OP-Zentrum von ca. 3 Stunden."

    http://www.urologie-kreuzviertel.de/leistungen/ambulante-operationen/beschneidung

     

    Solche Meldungen oder Warnungen, wie die Links die gleich folgen, findet man bei den geldgeilen Chemo-Profi-Beschneidern nicht:

     

    Narkose: Sterberate steigt an

    "Dem Ärzteblatt zufolge stirbt jeder 20. ein Jahr nach der Anästhesie."

    http://www.shortnews.de/id/908727/Narkose-Sterberate-steigt-an

     

    Vermehrt Todesfälle im Folgejahr der Narkose

    http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/todesfaelle-nach-narkose-leicht-gestiegen-209033.php

     

    Nun werden wieder etliche Moslems, die unbedingt in die ehrenwerte BRD© integriert werden müssen, lügen müssen um ihre "Religion" ausleben zu können.

     

    Man soll weder Juden noch Moslems noch Christen anlügen, auch den Urologen sollst du nicht anlügen.

    Das ist die christliche Lehre!

    Für die Juden sind wir Gojim, also kein Problem mit dem Anlügen.

    Die Moslems sagen zu uns Kufr, auch kein Problem mit dem Anlügen...

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Goi_(Nichtjude)

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kufr

  • I
    ion

    DAS Thema ist für (, wie es im Web kolportiert wird):

    "Isolde Charim – Lieblingsautorin der TAZ für schwierige Themen",

    definitiv ZU schwierig.

    Wer hier fahrlässig als Meinungs-Macherin, -Multiplikatorin pseudo-intellektuell das GG zu Gunsten von archaischen Religionspraktiken in Frage stellt, gehört sonstwohin, aber definitiv nicht in die taz.

     

    "Ist das der Königsweg aus der Archaik?",

    Gelte es zu jenem 'Konflikt' einen "Königsweg" zu finden, wäre es die Aufgabe der jeweilig betroffenen Religions-Neandertaler, einen solchen (für sich) zu suchen und definieren! Good luck!

     

    Und das längst überfällige Urteil ist die angemessene Richtschnur, die die Judikative in diesem säkularen Land zu definieren, proklamieren und schützen hat und fördert zudem aktiv so genannte integrative Prozesse, denn (auch) auf diesem Wege werden gewisse Personen(-Gruppen) nolens volens endlich zur (persönlichen) Hinterfragung, Auseinandersetzung mit den Grundlagen diese Staates veranlasst, um die ggf. notwendigen (, persönlichen) Konsequenzen daraus zu ziehen.

     

    Kunden, die diesen taz-Artikel von I.C. lasen, sollten auch die Kolumne: «Das Votum für Syriza ist eines für den Euro | Das griechische Paradoxon» jener gelesen haben .... und bitte leserkommentieren!

  • C
    carsten

    Eines muss hier getrennt werden.

    Die Circumcision mag einige med.Vorteile haben. Wenn Mann sich dazu entscheidet ist das in Ordnung. Es geht hier um Kinder die teilweise ohne Betäubung verstümmelt werden und nur weil es über 2000 Jahre praktiziert wird ist das nicht automatisch in Ordnung und auch nicht gerechtfertigt.

    Wenn eine Religion Kindesmißbrauch betreibt (ich denke da an Übergriffe im Bereich der Katholischen Kirche) wurde und wird das zu Recht Kritisiert. Aber jemanden etwas abzuschneiden und das als aktive Religionsausübung zu bezeichnen soll in Ordnung sein?

     

    Wenn jemand meint, diesen Ritus praktizieren zu wollen sollte er wenigstens selbst als volljähriger diese Entscheidung treffen.

     

    Aber Kinder gehören geschützt vor Eltern wie vor der Kirche. Letztlich müssen nicht nur die Ärzte sondern auch die Anstifter strafrechtlich verfoplgt werden. Das bedeutet auch das das Sorgerecht entzogen werden muss. Denn Kinder (Jungen wie Mädchen)die von Ihren Eltern verstümmelt werden müssen vor diesen geschützt werden.i

  • AV
    Alfred Vomberg

    Beschneidung ist zwar nicht notwendig aber sinnvoll.

    Es gibt keine Nachteile, nur Vorteile!

    Man soll Eltern nicht verbieten ihren Kindern etwas Gutes anzutun.

    Dabei entscheidet die Meinung der Medizinern und nicht abstrakte Rechtsauslegung eines Richters. Dafür braucht es keine religiösen Argumente, die werden vor Gericht sowieso nicht anerkannt. Genau darin lag ja der Fehler. Die Verteidigung hat auf der falschen Ebene argumentiert und deshalb verloren.

    Auch für diejenigen mit religiösen Motiven macht es doch keinen Sinn diesen Fehler zu wiederholen.

    Medizinisch nicht notwendig reicht nicht für ein Verbot solange es medizinisch sinnvoll ist. Und das hat die WHO bestätigt, Basta, Ende der Argumentation!

    Wie kam es zu diesem Urteil?

    Bisher hat sich noch keine einzige Frau gemeldet, die ein beschnittenes Glied als Nachteil empfunden hat.

    Gegenteilige Aussagen sind aber durchaus bekannt.

    Hätte nicht ein Richter, sondern eine Richterin mit entsprechenden sexuellen Erfahrungen entschieden, wäre das Urteil garantiert anders ausgefallen.

    Ich denke, das es deshalb bei den beschnittenen Männern einen unbewussten Komplex gibt, der sie jetzt veranlasst sich in einem nie da gewesenem Ausmaß für das angebliche Wohl muslimischer und jüdischer Kinder einzusetzen.

    Was geht uns Deutschen eigentlich die Vorhaut anderer Kinder, die diese garantiert nicht vermissen werden an?

    Oder ist das Ganze doch nur ein Vorwand endlich politisch korrekt über fremde Religionen schimpfen zu können?

    Wenn man sie ja sonst nicht beleidigen darf, kann man sie jetzt wenigstens als Verstümmelte bezeichnen.

  • F
    FreeRely

    Endlich!

     

    Dieses Urteil ist seit vielen Jahren überfällig.

    Eigentlich kann ein neutrales Gericht auch gar nicht anders urteilen: Im Grundgesetzt steht das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Und bei uns steht (zum Glück) das Grundgesetz über der Religion. Also muss jede Form der Beschneidung an Kindern verboten sein.

    Einziges Gegenargument für die Richter: Die Angst vor den religiösen Verbänden.

     

    Auch Rituale, die 4000 Jahre alt sind, bedürfen der Überprüfung und Modernisierung. Das ist auch eine Chance für die religiösen Verbände, sich hier zu bewegen. Denn ein sich modernisierender Gaube bleibt ein lebendiger Glaube.

    Bei der Beschneidung von Jungen handelt es sich im Grunde um eine Zwangsrekrutierung zur jeweiligen Religion.

    Eine Vorhautbeschneidung kann man nicht wieder rückgängig machen. Es ist eine Tatsache. Bei einem Austritt aus der Religion wird man sie mitnehmen und sich immer wieder daran erinnern. Man hat das Gefühl, man kann gar nicht austreten, da die Stigmatisierung für immer bleibt.

    Das ist eine perfide psychologische Methode, die Männer "bei der Stange zu halten".

    Und es zeigt auch die archaische Sichtweise dieser Religionen, nämlich die Kinder als das persönliche Eigentum der Eltern zu betrachten. Bin ich Jude, so muss mein Sohn auch Jude sein, bin ich Moslem, so muss mein Junge es auch sein.

    Das sehen unsere westlichen Werte, für die es sich lohnt, zu streiten, anders: jeder muss sich frei entscheiden dürfen, welcher Religion er angehören möchte, oder ob er überhaupt religiös sein will.

    Auch das sei den Religionsgemeinschaften ins Stammbuch geschrieben: Eure Kinder sind nicht euer Eigentum! Es sind freie Menschen, die sich frei entscheiden können!

    Kommt endlich an im 21. Jahrhundert!

     

    Nachtrag:

    Die christlichen Kirchen vollziehen ja auch die Kindstaufe, mag man hier einwenden. Ich finde, auch diese sollten ihre Praxis verändern und sich für die Erwachsenentaufe entscheiden. Aber trotz dieser Kritik: Die christlichen Kirchen schaffen keine körperlichen Tasachen mit den oben beschriebenen Konsequenzen.

  • AV
    Alfred Vomberg

    Beschneidung ist zwar nicht notwendig aber sinnvoll.

    Es gibt keine Nachteile, nur Vorteile!

    Man soll Eltern nicht verbieten ihren Kindern etwas Gutes anzutun.

    Dabei entscheidet die Meinung der Medizinern und nicht abstrakte Rechtsauslegung eines Richters. Dafür braucht es keine religiösen Argumente, die werden vor Gericht sowieso nicht anerkannt. Genau darin lag ja der Fehler. Die Verteidigung hat auf der falschen Ebene argumentiert und deshalb verloren.

    Auch für diejenigen mit religiösen Motiven macht es doch keinen Sinn diesen Fehler zu wiederholen.

    Medizinisch nicht notwendig reicht nicht für ein Verbot solange es medizinisch sinnvoll ist. Und das hat die WHO bestätigt, Basta, Ende der Argumentation!

    Wie kam es zu diesem Urteil?

    Bisher hat sich noch keine einzige Frau gemeldet, die ein beschnittenes Glied als Nachteil empfunden hat.

    Gegenteilige Aussagen sind aber durchaus bekannt.

    Hätte nicht ein Richter, sondern eine Richterin mit entsprechenden sexuellen Erfahrungen entschieden, wäre das Urteil garantiert anders ausgefallen.

    Ich denke, das es deshalb bei den beschnittenen Männern einen unbewussten Komplex gibt, der sie jetzt veranlasst sich in einem nie da gewesenem Ausmaß für das angebliche Wohl muslimischer und jüdischer Kinder einzusetzen.

    Was geht uns Deutschen eigentlich die Vorhaut anderer Kinder, die diese garantiert nicht vermissen werden an?

    Oder ist das Ganze doch nur ein Vorwand endlich politisch korrekt über fremde Religionen schimpfen zu können?

    Wenn man sie ja sonst nicht beleidigen darf, kann man sie jetzt wenigstens als Verstümmelte bezeichnen.

  • C
    chianti90

    An alle "Mediziner": wenn die Zirkumzision angeblich so tolle gesundheitliche Vorteile hat, dann wird sich der junge Mann sehr gerne dafür entscheiden, wenn er volljährig geworden ist.

    Falls nicht, dann nicht.

    Es ist jedenfalls kein Argument dafür, ihm diese Wahlfreiheit zu nehmen - oder verlangen Sie Brustamputationen bei weiblichen Kleinkindern, nur weil diese ja später Brustkrebs bekommen könnten?

  • MP
    Max Powerz

    Ist irgendeiner der sich hier so stark für dieses Urteil Einsetzender männlich und beschnitten? - Vermutlich nicht...

     

    Ab wann ist männliche Beschneidung aus medizinischen Gründen sinnvoll, wenn die WHO die Übertragungs- und Infektionswahrscheinlichkeit einiger Krankheiten bei beschnittenen Männern als geringer einschätzt als bei unbeschnittenen? Können muslimische und jüdische (und jede Menge weder muslimische noch jüdische - z.B. afrikanische Christen - ) Eltern unter der Vorgabe, es diene medizinischer Prophylaxe ihre Söhne weiter beschneiden lassen?

     

    Warum wird ein solches Urteil gefällt, aber man sieht jede Menge zweijähriger Mädchen mit Ohrringen? Wenn auch ein Loch in einem durchstochenem Ohrläppchen wieder zuwachsen kann, so bleibt doch in der Regel eine Narbe. Für Ohrringe lässt sich auch bei bestem Willen kein medizinisches Argument mehr finden.

  • A
    anonym

    In dem Artikel fehlen mindestens vier Kommas.

  • W
    wombat

    Interessanterweise sieht das die WHO nicht so und empfiehlt generelle die "männliche Beschneidung" aus gesundheitlichen Gründen ;-)

     

    Aber es geht wohl nicht so sehr um das Kindeswohl (welchen Schaden oder auch nur welche Einschränkungen/Probleme haben beschnittene Knaben? Wie gesagt, die WHO beführwortet diesen kleinen Eingriff...)sondern eher um eine Schikane gegenüber Andersgläubigen - Impfgegner sowie Eltern die Kinder vegetarisch ernähren richten bei weitem größeren Schaden an. Aber auch das böse Schächten muß ja verboten werden - industrielle Massentierhaltung und -schlachtung sind ja sooooo wunderbar human ;-)

     

    PS: Die Gleichsetzung von männlicher Beschneidung mit der weiblichen Genitalverstümmelung zeugt ausschließlich vom Mangel an Bildung und Menschlichkeit ...

  • TD
    Thomas Dreher

    Jedem und Jeder die hier lebt muß klar sein, daß die Rechtordnung mit ihren Garantien -zu der eben auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit gehört- über allen religiösen Überlieferungen und gebräuchen steht.

    Falls also also zu illegalen Beschneidungen kommt sind alle Täter (Eltern und Beschneider) wegen Körperverletzung zu bestrafen. Aus general - und spezial präventiven Gründen sollten sich diese Strafen am oberen Rand des gestzlich möglichen bewegen.

    Falls es trotzdem weiter in größerem Maß zu illegalen Beschneidungen kommt sollte der Strafrahmen erhöht werden. Ggf sollten Kinder aus "Risikofamlien" regelmässig dem Amtsarzt vorgeführt werden .

    Falls diese Mßnahmen nicht ausreichen ist ein präventiver Entzug des Sorgerechts zu prüfen um die Kinder vor religiös motivierter Verstümmelung zu schützen.

  • W
    Warum

    @Claudia

     

    Oh frau oh frau oh frau!!! Bist du eine von denen, die auch glauben, dass im Himmel Jahrmarkt ist und suchst die Buden? Dir kann erzählt werden, Peniskrebs kommt von der nicht beschnittenen Klitoris und du lässt bei der nächsten Tochter, denn eine hast du ja bereits, die Beschneidung zu. Trägt deine Tochter bereits Kopftuch und 'ne Burka? Du ehemalige Antifa du?

  • J
    JürgenG

    Hier wurde schon alles gesagt im Grunde - einer der schwachsinnigsten Kommentare in der taz seit ganz langer Zeit!

  • R
    rolff

    Was ist mit den Eltern, die ihre Knaben mit einer unbehandelten Phimose ins Leben schicken?

     

    Es gibt neben dem religiösen, auch einen sehr praktischen Grund für eine Beschneidung.

    Ich hätte es für vernünftiger gehalten, wenn das Gericht darauf bestanden hätte, dass auch rituelle Beschneidung beim Mann ein Arzt durchführen muss.

     

    In den USA ist, unabhängig von der Religionszugehörigkeit, es sehr verbreitet, dass Männer beschnitten sind.

     

    Und um allen Missverständnissen vorzubeugen. Die sogenannte Beschneidung bei Frauen ist eine Unverschämtheit gegenüber den Frauen. Männer die das noch verteidigen sollten mindestens 5 cm ihres besten Stücks im Gegenzug hergeben müssen.

  • S
    Sunlion

    „Für den Gläubigen ist dieses sichtbare Zeichen kein Defekt, der einer Reparatur bedarf.“

    Und für den Nichtgläubigen? Kennen Sie überhaupt Menschen, die beschnitten wurden? Ich kenne ein paar. Und darunter sind auch einige, die ihre Eltern dafür verfluchen, das sie ihnen das angetan haben.

     

    „Solche Jahrtausende alten Praktiken – die die Kinder einer Gemeinschaft eingliedern und den Bezug zu den Ahnen garantieren soll – sind nicht durch einen richterlichen Beschluss aufzulösen.“

    Und nur, weil die Praktiken Jahrtausende alt sind, sind sie richtig und unveränderlich?

     

    „Dann wird die Durchführung der Beschneidungen wieder in die Gemeinden zurückverlegt: vom OP-Saal zurück auf den Küchentisch.“

    Wir haben unter anderem Gesetze, die Vergewaltigung, Totschlag und Mord verbieten, und die auch nicht hundertprozentig funktionieren. Sollen wir die deshalb abschaffen? Es wird immer Menschen geben, die sich über Verbote hinwegsetzen, deshalb sollten wir aber trotzdem nicht darauf verzichten. Das Argument „Verbot sinnlos, weil dann immer noch …“ ist vermutlich so alt, wie die Verbote selbst und wird immer dann aus der Schublade geholt, wenn es darum geht, auf gute alte Gewohnheiten verzichten zu müssen. Zuletzt war das der Fall bei der Finanztransaktionssteuer („… dann weichen die ja auf andere Marktplätze aus!“) oder beim Rauchverbot („… dann gibt es ja noch so viel andere schädliche Stoffe, wie Alkohol und Autoabgase!“

     

    Das Verbot der Beschneidung ist richtig, es ist Körperverletzung von wehrlosen Kindern. Wenn sie volljährig sind und es für richtig halten, können sie sich immer noch frei für eine Beschneidung entscheiden. Eine Religion wird an einer Änderung dieser Rituale nicht zerbrechen. Viel mehr sollten sich Anhänger der betreffenden Religionen einfach mal Folgendes fragen: Wenn Gott oder Allah allmächtig, allwissend und weise ist, und in seiner unendlichen Weisheit den Mann erschaffen hat, und zwar MIT Vorhaut, wird er sich nicht vielleicht etwas dabei gedacht haben? Könnte es sein, daß sie eine wichtige Funktion erfüllt und doch besser nicht abgeschnitten werden sollte?

  • K
    Klaus

    @ 1 Claudia

     

    Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass mindestens 10% dieser männlichen Säuglinge später nicht mit einer Frau schlafen werden und wollen!! Ihren Vorschlag, den Mann generell zum Wohl der Frau zu verstümmeln, halte ich für vollkommen deplatziert.

  • P
    Peter

    Sehr gutes Urteil. Ebenso wie das Beschneiden junger Mädchen sollte auch das Beschneiden junger Jungen unterlassen werden, egal mit welcher Begründung. Wer sich dann als junge/r Erwachsene/r aus eigenem Entschluß berufen fühlt, sich entsprechend beschneiden zu lassen, bitte sehr.

    Da ist die Taufe noch der geringste Schritt, ein Spritzer Wasser, das verändert weder Körper noch Seele des Menschen, und ebensowenig wie das Beschneiden macht es einen gläubigen Menschen aus der betreffenden Person.

    Diejenigen, die sich so permanent für das Beschneiden einsetzen, sollten sich schon mal, falls das möglich ist, selbstreflektierend fragen, ob dieser Ritus denn noch nötig und angebracht ist, und ob man nicht auch mit intakter Vorhaut ein guter Muslim oder Jude sein kann.

  • T
    tommy

    Ich hab eigentlich weder für Islam noch für Judentum viel übrig. Das Urteil kommt mir aber überzogen vor. Beschneidung bei Männern kann man nicht mit Beschneidung mit Frauen vergleichen (letztere ist wirklich Verstümmelung und Quälerei, die hart bestraft werden muss). Sofern richtig vollzogen hat sie sogar viele Vorteile - ich möchte gar nicht wissen, wie schmutzig und smegma-verseucht die Penisse vieler unbeschnittener Männer sind.

    Durch eine Kriminalisierung von Beschneidung wird man nur böses Blut zwischen Juden, Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft schaffen. Man sollte besser darauf hinwirken, dass Beschneidungen professionell und mit Betäubung durchgeführt werden. Die Praxis an sich sollte man nicht verbieten, an ihrer Ausgestaltung kann man aber durchaus Kritik üben (gerade die Art und Weise, wie im islamischen Bereich Beschneidungen gefeiert werden, kommt mir teilweise fragwürdig vor - da werden teilweise bedenkliche Männlichkeitsideale vermittelt).

  • S
    Suryo

    Ich kann mich in eigentlich in all den Diskussionen zu Artikeln über Religion im allgemeinen und Islam und Judentum im besonderen nicht an einen einzigen Kommentar erinnern, der die Beschneidung als besonders kritikwürdig herausgestellt hätte.

     

    Wenn jetzt plötzlich so getan wird, als sei das schon immer ein Riesenproblem gewesen, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Geht es hier wirklich noch allen nur ums Kindeswohl?

     

    Mich erinnert es an die Debatten ums Schächten: da entdecken dann plötzlich alle "Islamkritiker" ihre Tierliebe, während sie sonst kein Probleme haben, 1,99-Euro-Schnitzel von Schweinen, die beim Überbrühen noch gelebt haben, zu essen.

  • AS
    Anton Stein

    um wessen Religionsfreiheit bangen die Kritiker hier? Um die der kleinen Jungen, oder die der Eltern, sprich "was wir mit unseren Kindern machen ist unsere Sache!"

  • GW
    Grün wird's richten

    Es ist kaum verwunderlich, dass die taz als grünes Hausblatt nur wenig Sympathien für dieses erfreuliche Urteil aufbringen kann. Der menschenrechtspolitische (sic!) Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen hat mittlerweile schon seine Auffassung geäußert, dass die Religionsfreiheit höher zu bewerten sei als die körperliche Unversehrtheit von Kindern. Man fragt sich, was Herrn Beck zum Thema Religionsfreiheit einfällt, wenn irgendwann auf Wunsch einer religiösen Gemeinschaft homosexuelle Politiker aus dem Parlament ausgeschlossen werden. Die Grünen sind an Scheinheiligkeit kaum mehr zu überbieten. Einfach widerlich.

  • A
    Asylant

    Gott, wie mich dieses religioese Geschnatter anekelt.

     

    Gibt es ein Land wo jegliches Religionsgedudel verboten ist? Dort will ich Asyl beantragen weil ich von diesem Schwachsinn belaestigt werde, als unrein verunglimpft werde usw

  • D
    deviant

    Wieso muss man sich denn als Vertreter eines aufgeklärten Menschenbildes über dieses Urteil freuen? @Vorredner

    Es ist genau so archaisch und undemokratisch, wie die die fortgesetzte Propaganda gegen Scientology (an der man im Übrigen sehr gut sehen kann, wie eine Kirche, wie jede Kirche, funktioniert, weil hier zum ersten Mal eine nicht etablierte Kirche mit Nationalstaaten konfrontiert ist, die sich bereits in der Kontrolle anderer Kirchen befinden und entsprechend kritisch sind).

     

    Ich weiß ja nicht genau, wie das läuft, aber ich bezweifle, dass Katholiken, Protestanten, Buddhisten oder Hindus je einen Konvertiten abgelehnt hätten, weil er keine Vorhaut mehr hatte, mir als heterosexuellem Atheist sind die Pimmel meiner Mitbürger ohnehin völlig schnurz. Insofern verstehe ich nicht, inwiefern die Beschneidung eine stärkere Festlegung ist, als die Kindstaufe der Christen, die ebenso mit kindlicher Indoktrination einher geht. Wenn das Gericht es also ernst meinte mit der Selbstbestimmung des Kindes, hätte es jede Form von Kindstaufe, Kommunion, Konfirmation und Arschfick durch den zuständigen Priester mitverbieten müssen. Hat es aber nicht - während also das Christentum weiter machen darf wie eh und je, werden Judentum und Islam einseitig diskriminiert und das mit Argumenten, die völlig aus der Luft gegriffenen sind, weil sie sonst keine Rolle spielen, sondern mit aller Macht ignoriert werden (ich erinnere nochmal an jenes transsexuelle Kind, dass eben nicht über sich entscheiden darf, sondern mit aller Gewalt zu "geschlechtsspezifischem Verhalten" erzogen werden soll - das bisschen Vorhaut taugt dagegen wohl kaum zum Trauma).

     

    Ich als Gottloser (und Gegner jeder Form von organisierter Gewalt, a.k.a. "Religion") habe das mit der Demokratie, der Religionsfreiheit und dem Verbot der Diskriminierung immer so verstanden, dass alle einigermaßen gleich behandelt werden - und dass der Staat nicht gezielt einzelne Konkurrenten der Staatsreligion bekämpfen darf.

  • HH
    Heribert Hansen

    Auf dieses Urteil habe ich seit Jahren gewartet! Endlich die Menschlichkeit über religiöse Blindheit! Religion verblendet, Extrem ist die Beschneidung von Mädchen. Aber auch Jungen haben ein Recht auf ihr unverändertes Geschlechtsteil. Dort zu schneiden, ohne dass sich das Kind wehren kann, dass ist eine so eklatante Verletzung des Selbstbestimmungsrechtes des Menschen, dass dieses Urteil ein Befreiungsschlag ist. Jahrhunderte der Aufklärung haben gewirkt! Dass der Zentralrat der Juden das Urteil als eine ungeheurliche Entgleisung bezeichnet ist seinerseits eine ungeheuerliche Entgleisung. Wir leben immer noch in einem Rechtsstaat..Religionen aller Couleur möchten das nur allzu gern vergessen machen und haben sich, auch aufgrund der schrecklichen geschichte in Deutschland, (zu) viele Rechte erkämpft. Doch es muss universal gelten, dass die Menschenrechte über allem stehen. Und Beschneidung ist eine Körperverletzung, daran gibt es nichts zu rütteln. Und das auch noch in einem solch sensiblen Bereich. Wenn ich also jetzt ne Religion gründe, deren Erkennungszeichen ist, dass schon kleinen Kindern die Ohren abgeschnitten werden, soll ich das dürfen? Liebe Religionsverfechter, dass man die Beschneidung im normalen Leben nicht sieht heißt nicht dass sie nicht so brutal ist wie ein Ohr abzuschneiden.Auch ein Kinderohr ist schnell angeschnitten, und das Kind hört ja noch. Merkt ihr jetzt was? Dieser drastische Vergelich ist hoffentlich geeignet, deutlicher zu sehen, was da passiert.

  • T
    thomas

    1)Es mag ja viele Schwierigkeiten geben, wenn man sich als Erwachsener von der ideologischen Gemeinschaft lösen will, in die man hineingeboren ist. Aber wieso soll gerade die Tatsache, beschnitten zu sein, später die freie Religionswahl behindern? Gibt es Religionen, bei denen man nicht beschnitten sein darf? Hatten muslimische und jüdische Männer, die sich von ihrer Religion gelöst haben, wirklich Probleme damit, dass sie beschnitten sind?

  • WP
    Werner Paulsen

    Mit demselben Argument könnte man auch weibliche Beschneidungen verteidigen: besser in der Klinik als auf dem Küchentisch. Ich bin entsetzt!

    Ich bin auch darüber entsetzt, wie von Frauen über männliche Sexualität geurteilt wird. Umgekehrt ginge das nicht mehr. Dass mit der Beschneidung Masturbation erschwert wird, dass Geschlechtsverkehr mit Einschränkungen verbunden ist, dass es zu Komplikationen kommen kann, all das wird mit dem Argument, da wird halt ein bisschen was weggeschnitten, das hat noch niemand geschadet... vom Tisch gewischt.

  • C
    Claudia

    Wie wäre es denn alternativ mit der generellen Einführung der Beschneidung von männlichen Säuglingen? In Kulturen, in denen das praktiziert wird, ist das Risiko der Frauen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, meines Wissens deutlich geringer. Und da man mit Hygiene nicht weiterkommt ...

  • TT
    Think Twice

    Die Argumentation der Autorin ist einfach nicht zu Ende gedacht. Warum auch immer - ob Unvermnögen, Schludrigkeit oder mangelnder Arbeitseifer. Sobald man sich die kleine Mühe macht, den Gedanken noch ein Stückchen zu verfolgen, wird offenbar, dass hier viel zu kurz gesprungen wurde: Soll alles erlaubt sein, was irgendjemand dennoch tun könnte, wenn es verboten ist? Ist etwas deswegen schlecht, weil es nicht alle vorstellbaren Probleme auf einmal löst? Kann ein religiös verbrämter Irrglaube alles rechtfertigen, bloß weil einige ihm auch früher schon anhingen?

     

    Na also ...

  • SO
    Säkularismus oder Tod

    Gutes Urteil. Aber es darf nur ein allererster Anfang sein.

     

    Leider wird in der Presse darüber sehr tendenziös berichtet. Anstatt dieses richtungweisende und der Aufklärung dienende Urteil mit Freude aufzunehmen wird wie so oft falsche Toleranz gepredigt.

     

    Ums unmißverständlich klarzumachen :

     

    Diese Beschneidung ist Genitalverstümmelung und Kindesmißhandlung !

  • S
    simona

    Das Urteil, ein Schritt in die richtige Richtung, nicht alle werden den "Mut" haben, ihre Knaben den Küchentisch-Metzgern zu überlassen!

    Wir müssen dringend den zunehmenden religiösen Schwachsinn in dieser Gesellschaft (und allen anderen) bekämpfen! Leider besteht wenig Hoffnung auf raschen Erfolg, da ja das Bildungsniveau im Sinkflug begriffen ist und Religion und Dummheit siamesische Zwillinge sind.

  • A
    ahoi

    Generell muss man sich doch als Verfechter eines aufgeklärten Menschenbildes über das Urteil freuen! Die Argumentation in dem Artikel (Zwangsbeschneidung mit alten Traditionen zu rechtfertigen, notfalls OPs am Küchentisch durchzuführen, etc.) sind dieselben die auch Verfechter von Genitalverstümmelungen bei Mädchen anbringen. Machen Sie sich das bitte bewusst! Auch Männer haben ein (vom Grundgesetz geschütztes) Recht auf körperliche Unversehrtheit! Richter urteilen nicht nach Wohlfühlfaktor für alle Beteiligten und sollten keine Rücksicht auf besondere Interessensgruppen nehmen, sondern anhand von geltendem Recht und im speziellen unter der verfassungsmäßig geschützten Rechte urteilen. Somit ist auch deren Argumentation völlig schlüssig die Beschneidung zu nicht medizinischen Zwecken zu verbieten.

  • E
    eva

    "Aus religiöser Sicht ist der Gläubige kein mündiger Bürger, der seine Religion frei wählt" -?!?

     

    So ein Blödsinn. Eine Amputation macht noch keinen Gläubigen, egal an was. Für den Islam kann ich zwar nicht sprechen, aber auch da gilt soweit mir bekannt, dass mensch frei entscheiden kann, muslim/muslima zu werden, auch wenn er/sie vorher etwas anderes war.

     

    jedenfalls gilt im judentum und christentum die freiwilligkeit der religion und der freie wille. religion ist sache des herzens, nicht des körpers. im christentum gibt es bekanntlich auch keine amputationen.

     

    beschneidung kleiner kinder ist durchaus problematisch. dass die taz dieses thema zu ihrem hobby allgemeines religionsbashing nutzt, ist unpassend und zynisch und wirft in einen topf, was nichts miteinander zu tun hat.

     

    wer von religion keine ahnung hat, sollte auch nicht darüber schreiben.

  • S
    STURM

    Das Urteil entspringt der Perspektive, unser kultureller Standpunkt ist ueberlegen und der Andere hat unrecht und muss belehrt und bestraft werden.

     

    Natuerlich kann man nicht Vorschriften aufgrund religioeser Wertsysteme akzeptieren, wenn diese anderen Werten in Konflikt stehen. Hier gibt es einen solchen Wertekonflikt meiner Ansicht nach nicht, und es wird ein Streit vom Zaum gebrochen, ohne dass es einen wirklichen Anlass dafuer gibt.

     

    Medizinisch ist die Beschneidung naemlich bei Maennern eine sehr einfach und risikoarme OP, die keine medizinisch relevanten Konsequenzen hat: ein Penis funktioniert mit oder ohne Vorhaut sowohl zum urinieren als auch in der Sexualitaet. Etwas, das man von der weiblichen Genitalverstuemmelung absolut nicht sagen kann.

     

    Das Urteil greift Muslime und Juden an und schraenkt das Leben dieser Communities ein. Die Beschneidung hat in beiden Weltreligionen grosse symbolische Bedeutung.

     

    Ich es zeugt von extremem Mangel an Sensibilitaet und gesundem Menschenverstand, dass dieses Urteil im Land des Holocausts gesprochen wurde. Kann man nicht einfach den Anderen in Ruhe lassen, wenn es keinen Anlass fuer Streit gibt, selbst wenn man findet dass der Andere in einem Detail unrecht hat?

  • L
    Luise

    Um es vorweg zu sagen: Ich finde das Urteil richtig und gut. Aber der Mehrheit der hier Kommentierenden ist ganz deutlich anzumerken, dass sie nicht die geringste Ahnung davon hat, was unter dem Begriff Religionsgemeinschaft zu verstehen ist. Aber wie auch, wenn man von klein auf eine Art Religionsbaukasten angepriesen bekommt.

  • OK
    Oma Kruse

    Vier Punkte:

     

    1. Aus rein medizinischer Sicht gibt es durchaus gute Gründe dafür, Jungen zu beschneiden. Die Beschneidung senkt die Wahrscheinlichkeit an bestimmten Krebsarten und Infektionen zu erkranken – unter anderem AIDS.

     

    2. Auch wenn das vielleicht einzelne Juden und Muslime anders sehen: Für die ganz überwiegende Mehrheit von ihnen ist die Beschneidung von Jungen eine zentrale Forderung ihres Glaubens – da gibt es keinen Zweideutigkeit. Ein Beschneidungsverbot greift daher massiv in die Religionsfreiheit in Deutschland ein. Wie wollen wir Deutschen denn in der Welt Respekt für Religionsfreiheit fordern, wenn wir selber religiöse Minderheiten kriminalisieren?

     

    3. Religion ist auch und gerade für Kinder und natürlich legen Eltern die Religion und Konfession ihrer Kinder fest. Konfirmaton beziehungsweise Bar/Bat Mitzwah geben den jungen Menschen dann später Gelegenheit, die Wahl ihrer Eltern zu bestätigen – oder auch nicht. Der Gedanke, Kinder als religiöse Neutren zu erziehen, bis sie volljährig sind, ist abstrus.

     

    4. Erschreckend finde ich, wie viele Kommentatoren sich hier abfällig über den jüdischen Glauben äußern. Soll man jetzt nach der Hetze gegen Israel (Antizionismus) auch noch die Hetze gegen den jüdischen Glauben (Antijudaismus) als normal empfinden? What's next?

  • N
    Neo

    Artikel 2 Grundgesetz und Zusatz:

     

    Warum hat die Evolutionsbiologie den Menschen genau so entwickelt und nich anders?

     

    Nachtrag: Beschneidungen bei Kindern (männlich od. weiblich) ist für mich eine Körperverletzung!!!

  • M
    Mat

    Als Christ finde ich Beschneidung unnötig, aber ich sehe darin keine Körperverletzung.

    @Freidenker. Nunja. Auch Agnostiker und Atheisten haben einen Glauben.

    Natürlich hat jeder religiöse Mensch, ob Christ, Jude, Moslem, Atheist oder Agnostiker das Bedürfniss seine Ansichten seinem eigenen Kind beizubringen. (Wollen sie etwa die Kinder Menschen wegnehmen, die nicht nach ihren religiösen oder politischen Vorstellungen erzogen werden)

    Es gibt übrigens nicht die perfekte Wahlfreiheit, sonst hätten die Menschen auch das Recht zu wählen in welcher Nation sie geboren werden sollen, welches Einkommen ihre Eltern haben sollen zum Zeitpunkt ihrer Geburt und in welchen Zeitalter sie geboren werden sollen usw.

    Wir sind am Anfang abhängig, erst später entwickelt sich das eigene Urteil und man wählt.

    Darin sind wir alle gleich

  • G
    godzilla

    die frei von anatomischen kenntnissen praktizierten meinungsäusserungen kommen hier aber sehr uncircumcisioniert vor.

     

    in gewohnter grammatischer monstrosität verharrend

    godzilla

  • G
    gesche

    "Das Urteil der Kölner Richter ist jedoch auch insofern beachtlich als es mit dem Moment der Entscheidung für einen Glauben – und damit natürlich auch der Möglichkeit, sich dagegen zu entscheiden – das Moment von Freiheit und Mündigkeit in die Religionen einführen möchte."

     

    Blödsinn: die Richter möchten nur die Rechte aller BürgerInnen, auch der kleinen, vor Körperverletzung schützen. Wenn die Religion im Zwist damit steht, ist das ihr Problem.

     

    Der Artikel ist aus der Perspektive von Gläubigen geschrieben, die sich ihre dem GG entgegenstehenden Rituale nicht nehmen lassen wollen, auch wenn das auf Kosten von Kindern geschieht. Die Perspektive des erwachsen gewordenen Kindes, das die Beschneidung nicht rückgängig machen will, und sich zusätzlich vielleicht von der Eltern-Religion lossagt, spielt hier keine Rolle. Ein anti-freiheitlicher Text.

  • R
    RedHead

    Mir ist das eigentlich ziemlich egal, wie Religionen die Religionsfreiheit gerne auffassen wollen. Wenn einem Kind, dass noch viel zu jung ist, um zu begreifen, was da eigentlich passiert die Genitalien verstümmelt werden (auch wenn das in diesen Religionen nicht so gesehen wird), dann hat das jedenfalls nichts mit einer freien Wahl der Religion zu tun. Genauso wenig wie eine christliche Taufe von Babys übrigens. Allerdings hinterlässt letztere nicht lebenslang sichtbare Spuren.

    Sollten die Eltern dann veranlassen, dass das ganze wie beschrieben verlagert wird, dann gehört diesen Psychopathen das Sorgerecht entzogen und derjenige, der diese Praktik durchführt sollte ganz normal wegen schwerer Körperverletzung belangt werden.

  • J
    Jörn

    Sicher ist das ofizielle Verbot und die Strafverfolgung etwas welches die Küchentisch-OPs mit ihren hohen Infektionsgefahren fördert und damit die Kinder deutlich höheren Gefahren aussetzt.

     

    Bei weiblicher Genitalverstümmelung ist dies jedoch auch kein Grund von der Ächtung und Strafverfolgung abzusehen. Vielmehr müssen sich Eltern klar werden, dass sie sich strafbar machen. Auch Religionsgemeinschaften, die die Beschneidung fordern und fördern müssen belangt werden.

     

    Der Kampf gegen die weibliche Beschneidung ist in vielen Ländern langwierig und schwierig - warum sollte es bei der männlichen Beschneidung einfacher sein?

  • D
    D.J.

    Das Urteil wird spätestens in Straßburg keinen Bestand mehr haben. Im Übrigen handelt es sich um eine Nebenschauplatz. Weit schlimmer als die Beschneidung von Jungen (in den USA sehr häufig unabhängig von der Religion praktiziert) ist der Skandal, dass an Schulen statt echtem Aufklärungsunterricht (im philosophischen, historischen und naturwissenschaftlichen Sinn) steuerfinanzierter konfessioneller Märchenuterricht betrieben wird (u.a. in NRW jetzt auch in der islamischen Variante).

  • U
    Ute

    Ich bin gespannt ob auch hier der Volker Beck, der Reinhold Robbe und wie sie alle heißen - von mir aus auch Petra Pau - dem Zentralrat der Juden in der Empörung beispringen werden,

    Bei Günter Grass, Gazahilfsflotte usw. waren diese Berufsempörer ja auch immer schnell dabei.

  • A
    aurorua

    Wer Religion und unfreiwillige schwere Körperverletzung nicht trennen kann und somit vormittelalterliche Irrlehren verherrlicht und praktiziert, sollte auch mit Küchentischen und Fleischhauern kein Problem haben.

  • F
    Freidenkerin

    Eltern zwingen oftmals ihren Kindern ihren Glauben auf. Das kommt in allen Religionen vor. Und das finde ich grundsätzlich falsch.

    Jeder Mensch soll für sich frei, nach eigenem Willen entscheiden können, ob er gläubig ist oder nicht. Und wenn er sich entscheidet, einer Religion anzugehören, dann sollte man die Religion wählen dürfen, der man sich zugehörig, verbunden fühlt. Und nicht gezwungen sein, den Glauben der Eltern anzunehmen.

     

    Ein tropfen Wasser oder eine Beschneidung machen meiner Meinung nach keinen Gläubigen.

    Gläubig ist man, wenn man sich dafür entscheidet.

  • IQ
    Ignaz Quadratwurzel

    Vielleicht sollte die Autorin aufnehmen, das Unterlassen der Beschneidung war bereits vor 1939 im europäischen Raum bei Menschen jüdischer Religion oder Abstammung (Siehe Theodor Herzl !) weit verbreitet. Dies war gelebte Aufklärung und die beginnt auch in „Israel“, obwohl der Staat in vielem eine emanzipatorische Rückwendung darstellt, auch dort wieder Einzug zu halten.

     

    „Even in Israel, more and more parents choose not to circumcise their sons“

    http://www.haaretz.com/weekend/magazine/even-in-israel-more-and-more-parents-choose-not-to-circumcise-their-sons.premium-1.436421

     

    Verstümmelung ist und bleibt eben das was sie ist und für Reinheit gibt es heute Hygieneaufklärung und überall Wasser und Seife.

    Wie überholt das Bescheiden und gewisse Rituale sind, mag ein anderer Artikel aus Ha´aeretz beschreiben.

    Schlagzeilen dort machte vor einiger Zeit die Forderung des Leiters der New-Yorker Gesundheitsbehörde, bei der Beschneidung auf das Blutabsaugen mit dem Mund wegen der Übertragung von Herpesviren auf Säuglinge zu verzichten.

     

    „N.Y. health chief calls for end to metzitzah b’peh rite in circumcisions“

     

    http://www.haaretz.com/jewish-world/jewish-world-news/n-y-health-chief-calls-for-end-to-metzitzah-b-peh-rite-in-circumcisions-1.435227

     

    Ein weiterer Tipp dazu aus der Jüdischen Allgemeinen

     

    „Haben Beschnittene schlechteren Sex?“

     

    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13286

  • ZM
    Zweierlei Maß

    Es gibt auch Christen die die Religionsfreiheit anders verstehen.

     

    Warum ist es uns verboten?

     

    Warum wird nur auf Juden und Moslems Rücksicht genommen?

     

    Warum darf man Jesus Christus besudeln, aber Mohammed nicht?

     

    Warum wird die Homophobie nur bei der kath. Kirche angeprangert, genauso wie Kindesmissbrauch (in allen Religionen kommt/kam sowas vor und Odenwaldschule)?

     

    Ich gebe zu, dass mir bisher vor Kurzem nicht bewusst war, dass sich Linke ausschließlich gegen das Christentum wenden, deshalb bin ich den Moslems ein Stück weit dankbar. Früher dachte ich immer es ginge bei den Linken grds. gegen alle Religionen.

     

    Dieser Artikel zeigt es mal wieder ganz deutlich.

     

    Nur das Christentum ist schlecht.

     

    Ich persönlich bin aber trotzdem stolz das wir eine Aufklärung und einen Luther hatten und ich bin stolz das christliche Frauen nicht mehr dem Manne, sondern Gott dienen.

  • F
    Freidenkerin

    Eltern zwingen oftmals ihren Kindern ihren Glauben auf. Das kommt in allen Religionen vor. Und das finde ich grundsätzlich falsch.

    Jeder Mensch soll für sich frei, nach eigenem Willen entscheiden können, ob er gläubig ist oder nicht. Und wenn er sich entscheidet, einer Religion anzugehören, dann sollte man die Religion wählen dürfen, der man sich zugehörig, verbunden fühlt. Und nicht gezwungen sein, den Glauben der Eltern anzunehmen.

     

    Ein tropfen Wasser oder eine Beschneidung machen meiner Meinung nach keinen Gläubigen.

    Gläubig ist man, wenn man sich dafür entscheidet.

  • A
    AMH

    Ein "Königsweg" ist die Klarstellung des Verbots sicher nicht.

     

    Man sollte in dieser Situation aber nicht übersehen, dass das Gericht einen Fall vorgelegt bekam, in dem eine Entscheidung zu treffen war. Es handelt sich also nicht um einen Gesetzgebungsprozess (der aus diversen Gründen angestossen werden kann), sondern um im Einzelfall auszulegende Gesetze.

     

    Hier war also zu entscheiden, ob der Arzt eine Körperverletzung begangen hat, oder ob dies eine kosmetische (zumindest nicht medizinisch induziert) Operation auf berechtigtes Verlangen war. Können Eltern im Namen ihres Kindes auf die körperliche Unversehrtheit verzichten? Das Gericht sagt nein, dazu sind Eltern nicht berechtigt.

     

    Ich finde das nur konsequent, denn Eltern dürfen ja ihre Kinder auch nicht verletzen, weil ihnen das pädagogisch angebracht erscheint. Warum sollte in einem säkularen Staat für Brauchtum eine höhere Gewichtung gelten?

  • BS
    B. Schnitt

    Es ist gut, dass der Genitalverstümmlung in Deutschland ein - zumindest rechtlicher - Riegel vorgeschoben wird!

  • LB
    Lothar Bartz

    Hallo,

     

    Ihre religiösen und gesellschftlichen Argumente für die Beschneidung kleiner Buben sind zwar nachvollziehbar, sie müssten dann aber auch für die Beschneidung kleiner Mädchen gelten. Hier ist doch eine Körperverletzung mit lebenslangen Folgen nicht zu leugnen.

     

    Gruss, Lothar Bartz

  • K
    Karl

    Ganz einfach:

     

    Das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit kann nicht von der nachgeordneten "Religionsfreiheit" aufgehoben werden.

     

    Wenn diese rechtsgrundlage nicht für alle Menschen gleich gilt, könnte man das GG gleich in die Tonne hauen!

     

    "Religionsfreiheit" ist auch keine Ausrede für die Einführung eines Willkürgebotes, Willkür ist Kennzeichen von Diktaturen!

     

    Schließlich ist die Beschneidung von Frauen aus irgendwelchen Wahnvorstellungen heraus ja auch ein Straftatbestand und kein legitimer Rechtfertigungsgrund!!

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • V
    vorp

    und die ideologie der freien wahl schlägt wieder zu... auf dass sie alle kinder des kapitalismus werden und dann frei entscheiden, welcher konsumgesellschaft sie denn angehöre wollen. heut bet' ich zu gott, morgen allah und übermorgen probier ich mal JHW.

    religionsfreiheit hieß ursprünglich, dass die anhänger einer religion frei sind, diese auszuüben, also freiheit der religion, und nicht freiheit von der religion. dieses urteil wendet die religionsfreiheit in eine freiheit von religion. die freiheit von der religion heißt nun, religionslosigkeit bis zur mündigkeit. weit davon entfernt, nun keine spezielle identität vorzugeben, wird hier lediglich die religiöse identität des gläubigen durch die des staatsbürgers ersetzt. und die schafe, die hier gezüchtet werden, sollen vor allem eines lernen: wähle zwischen dem, was man dir vorsetzt!

     

    so schön eine religionsfreie welt wäre, wo sie verordnet wird, und nicht aus eigenaktivität entspringt, ist sie nur zum weitaus höheren preis einer verallgemeinerung der staatsmacht zu haben.

  • P
    PeterWolf

    Wobei sich dann immer noch die Eltern und der nichtärztliche Beschneider strafbar machen.

    Und das Ganze läßt sich nicht auf Dauer vertuschen.

    Die Ahndung der Körperverletzung wird dann eher zur Regel.

    Deutschland würde dann ein ungemütlicher Ort für Menschen, die Ihre Religionsfreiheit über das Recht anderer auf körperliche Unversehrtheit stellen.

    Und das ist wahrlich eine frohe Botschaft!

  • UL
    Ulrich Loose

    Mir scheint das Urteil wird etwas zu eng gesehen... Es geht zwar im konkreten Fall "nur" um eine weggeschnippelte Vorhaut, das Urteil hat aber durchaus seine weitreichende Berechtigung:

     

    Als nächstes kommt dann eine Islam-Ausprägung daher und will einen Freifahrtsschein für die Beschneidung der Frauen. Das sei in ihrem Kulturkreis seit Jahrtausenden gängige Praxis.

     

    Oder wie sieht es mit nicht religiösen Schönheitsoperationen aus. Silikon mit 16?

     

    Ich gehe immer noch davon aus, das eine Unversehrtheit von Schutzbefohlenen mehr wiegt, als irgendwelche religiösen Riten.

     

    Wer glaubt mit der Volljährigkeit seine Religionszugehörigkeit durch eine Beschneidung kund tuen zu müssen - gerne... Einen hilf- und wehrlosen Kind sollte man das aber ersparen.

  • R
    Roni

    Ein sehr guter Artikel, der u.a. die Frage aufwirft, ob der säkulare Rechtsstaat(in dessen Logik das Urteil Sinn macht) über die Art der Religionsausübung seiner Bürger entscheiden darf.

    Mit großartigem Sachverstand sind die Richter letztlich jedoch nicht vorgegangen, und auch dem letzten Absatz des Artikels unterläuft ein grober Schnitzer:

    Zumindest im Falle des Judentums ist es nicht der "Fleischhauer", welcher die Beschneidung vornehmen, sondern ein speziell dafür ausgebildete medizinisches Personal. Am 8.Tag nach der Geburt sind die Nerven des Kindes zudem noch nicht ausgebildet, so dass es letztlich kaum bis gar keine Schmerzen verspürt. Gibt es gesundheitliche Bedenken und sind die Blutwerte(die Gerinnung ist ein wichtiger Faktor) nicht in Ordnung, wird die Beschneidung selbstverständlich verschoben.

  • K
    kopfschüttler

    Einen Königsweg gibt es da gewiss nicht. Aber ein Verbot einer solchen archaischen Praxis abzulehnen, nur weil es dann - verbotenerweise - noch archaischer geschieht kann nicht die Lösung sein. Das Verbot ist sinnvoll und auf der Höhe unserer säkularen Gesellschaft.

    Wer das nun noch tut ist ein Kinderschänder der religiösen Art. Das ist gut so. Viel zu selten werden Religionsgemeinschaften gerade in Deutschland in die Grenzen gewiesen. Auch die "Nichtbeschneider".

  • F
    Frank11

    Ihre Wertung des Kölner Urteils als "unsensibel" und das Setzen von "wegweisend" in Anführungsstrichen stößt mir sauer auf. Wie sensibel ist eigentlich die standardmäßige Verstümmelung des Geschlechtsteils kleiner Jungen ohne medizinische Indikation? Ich glaube nicht, dass eine Frau sich in dieser "unsensiblen" Art und Weise über etwas äußern sollte, wovon sie keine Vorstellung haben kann. Wenn Sie in gleicher Weise über die rituelle Integration in die religiöse Gemeinschaft durch das "Abschneiden" von Schamlippen oder Kitzler kleiner Mädchen dahergefaselt hätten, wären Sie wahrscheinlich als nicht ganz zurechnungsfähig deklassiert worden, aber bei kleinen Jungen ist das vermutlich nicht so schlimm, oder? Schauen Sie sich doch mal bei Youtube ein paar Videos von sogenannten Beschneidungsfesten an und ich hoffe, Sie können die Gesichter der kleinen Jungen ertragen ...

  • P
    Pizarro73

    Schon oft prallten weltliches Recht und Religionsausübung aufeinander.

    Religionsausübenden sollte klar sein, dass sie die freie Ausübung ihrer Konfession besonders unserem weltlichen Recht verdanken - anders als es in Gottesstaaten für die Angehörigen anderer Religionen zumeist gilt, um es mal vorsichtig auszudrücken.

     

    Das Recht auf körperliche Unversehrtheit muß für jeden Menschen gelten,

    für wehrlose Kinder insbesondere.

    Selbstverständlich dürfen solche Riten nicht in Hinterzimmern auf "Küchentischen" stattfinden.

    Ein bestehendes Unrecht an Kindern aber zu belassen, weil es beim Verbot zu Schwierigkeiten kommen könnte, wofür die Autorin anscheinend plädiert, halte ich aber ebenfalls für sehr problematisch!

     

    Selbst WENN man der Meinung ist, eine Beschneidung hätte AUSSCHLIESSLICH Vorteile: wie kann man daraus schließen, über andere Menschen Körper zu bestimmen zu dürfen??? Das sind doch zwei völlig verschiedene Dinge.

    In der Hinsicht finde ich dieses Urteil schon wichtig, weil es den Punkt der körperlichen Unversehrtheit in den Mittelpunkt rückt und nicht irgendwelche individuellen medizinischen oder religiösen Anschauungen.

    Denn auch die erlaubte Ausnahme bei medizinischer Notwendigkeit ist ja äußerst schwammig, man beachte die unterschiedlichen Handhabungen von Deutschland und zB Finnland, die beweisen, dass Phimosen bei Jungen in fast allen Fällen konstruierte Diagnosen sind, sprich ein entwicklungsbedingter Zustand, der sich in in 98 % der Fälle entweder von ganz allein behebt oder zumindest vorhauterhaltend behandeln läßt - sprich dem Heranwachsenden SELBST zu entscheiden überläßt, ggfls. Veränderungen an seinem Penis vorzunehmen.

     

    Es wird in unserer Gesellschaft darüber diskutiert, ob und wann (erwachsene) Frauen Kopftücher tragen dürfen sollen, aber an einem wehrlosem Kind irreversiebel rumzuschnibbeln soll in Ordnung sein, schließlich empfiehlt es ja auch die Weltgesundheitsorganisation. Wenn diese sich mal dazu durchringen könnte, es ausdrücklich ERWACHSENEN zu empfehlen!

    Im Forum wird auch wieder vielfach behauptet, es gäbe schließlich keine Beschnittenen, die ihre Vorhaut vermissen. Warum gibt es dann wohl eine wachsene Anzahl von Wiederherstellungsprodukten auf dem amerikanischen Markt?

    Weil Beschnittene alle so glücklich mit dem Zustand ihres Penis sind???

    Es wird auch wieder gesagt, schließlich sei ein Viertel der Männer auf der Welt beschnitten und dann könne es ja keine Nachteile haben.

    Da frage ich: und was ist mit den anderen drei Vierteln?

    Wenn die Vorhaut so überflüssig, lästig, ungesund und bei Frauen unbeliebt ist - warum sind dann NUR ein Viertel der Männer (und davon schließlich fast ausschließlich unfreiwillig) beschnitten? Wenn man nicht jährlich Millionen wehrloser Kinder dieser Operation aussetzen würde, wäre also fast niemand auf der Welt beschnitten, obwohl es doch aus unterschiedlichsten Gründen angeblich so eine tolle Sache ist.

    Seltsam ist und sollte Befürwortern wirklich zu denken geben, dass, bis auf eine winzige Minderheit, mündige erwachsene Männer, die eben frei über ihren Körper und ihren Penis bestimmen können, sich trotz aller Propaganda egal aus welcher Richtung NICHT beschneiden lassen.

    Sprich: allein die zwangsmäßige Ausübung macht also Beschneidung überhaupt zu einem Massenphänomen!!!

     

    Besonders sprachlos macht mich, wenn, was ja nicht selten geschieht, Frauen für männliche Beschneidung plädieren. Ich möchte mal wissen, was (zu Recht), nicht nur aber besonders in der taz los wäre, würden wir Männer für das Abschneiden egal welcher weiblicher Körperteile Propaganda betreiben!

  • M
    manfred (60)

    Diese Entscheidung der Richter ist die einzig mögliche, aber sie ist nicht konsequent. Denn die freie Entscheidung über die eigene Religionszugehörigkeit muß auch für Christen gelten, was im Klartext bedeutet, daß nur die Taufe eines Volljährigen die Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft begründen kann.

     

    Die Beschneidung von Knaben ist Körperverletzung. Das sehen viele schon lange so. Bei der Beschneidung von Mädchen aus religiösen Gründen sind sich da auch alle einig. Weshalb sollen hier für Jungen andere Maßstäbe gelten?

  • J
    JohnReed

    Die Binnensicht von Religionsgemeinschaften kann niemals normstiftend sein, da der Rechtsstaat in erster Linie dem Individuum und seiner Unversehrtheit verpflichtet ist und nicht Gruppenzwang ausübenden Subsystemen. Und mit dem Argument "jetzt wieder Küchentisch statt OP" kann man jedwedem rechtlichem Korrektiv begegnen - Parteiverbot, Vereinsverbot, Verkaufsverbot von Alkohol an Jugendliche etc. Derartige Normierungen erzeugen stets auch Ausweichmechanismen.

  • W
    Warum?

    Ich finde das Urteil richtig gut und Verantwortungsbewusst!

     

    Warum sollen wir alle für die Beschneidung religiösen Gedöns bezahlen?

     

    Deutsche und US-Amerikanische Frauen wurden noch bis 1935 beschnitten (Klitoridektomie - Ausätzung oder Entfernung der Klitoris), weil sie angeblich hysterisch waren. Ich denke, auch diese Abschaffung hatte ihre Berechtigung oder nicht? Ach ja, von dieser Wahrheit will ja wieder keiner was wissen, betrifft ja nur Weiße und Frauen!!! Kann man drüber lesen in: "Der Krieg gegen die Frauen" M. French 1992, Seite 141 ff.

  • R
    R.A.

    Es ist nicht der Königsweg aus der Archaik. Aber ist der drastische hinweis, dass Körperverstümmelung nicht geduldet wird.

     

    Hätte der Autor diese Frage auch gestellt, wenn das Landgericht das Absäbeln von weiblichen Genitalien noch einmal explizit als illegal, körperverletzend und mit nichts zu begründen deklariert hätte?

     

    Zumindest können sich Eltern nicht mehr darauf berufen, dass es ja Ärzte machen und somit das ganze völlig in Ordnung ist. Dieses Land duldet schliesslich auch nicht mehr, dass Kinder verprügelt werden obwohl das Jahrtausende (auch religiös verbrämt) so gehandhabt wurde.

  • EB
    Erik B.

    "Statt mit einer Lokalanästhesie werden die Babys wieder mit drei Tropfen Rotwein „betäubt“ und statt eines Arztes werden wieder jene die Beschneidungen durchführen, die das früher auch schon getan haben: die Fleischhauer."

     

    Mit der gleichen Argumentation könnte man Schusswafen frei geben, da man sie auf dem Schwarzmarkt besorgen kann oder die Steuerfahndung einstampfen weil Schwarzgeld sowieso in die Schweiz geschafft wird.

     

    Abgesehen davon ist es ansich schräg, dass sich ein Arzt dafür her gibt aus religiösen Gründen ein unnötigen med. Eingriff durch führt.

     

    Werden sich eben ein paar rel. Gemeinschaften danach richten müssen, dass körperliche Unversehrtheit ein höheres gut als ein aufgezwungener Glaube ist.

  • PP
    piri pinkus

    es ist trotz allem religiösen gebplapper ja wohl unbestritten, dass die beschneidung ein akt der körperverletzung ist. d.h. es gibt jedem menchen das recht den beschneider zu verklagen, das finde ich gut. ich glaueb im grundgesetz steht schon sowas wie das recht auf körperliche unversehrtheit oder ? das man religiöse menschen nicht davon abhalten kann das weiterhin zu tun steht auf einem anderen blatt und ist nicht aufgabe der justiz sondern der gesellschaft. ich find das urteil gut denn ich könnte jetzt klagen, wenn es nicht schon verjährt wäre.

  • J
    jakob

    Klasse Argument.

     

    Nur kann man das genauso gut gegen Mädchenbeschneidung anwenden. Und die ist ja böse, richtig?

     

    Wenn das Argument also bei Mädchenbeschneidung nicht gilt, warum soll es dann bei Jungenbeschneidung anwendbar sein?

  • JM
    Jules Mari

    Dieses längst überfällige Urteil ist zu begrüssen und auf allen Ebenen massiv zu unterstützen und durchzusetzen. "Irreparabel" ist der einzig richtige Ausdruck für sinnlose Genitalverstümmelung, die unter dem Mantel der Religionsfreiheit noch immer geduldet wird.

    Ihre Logik des "wenn's nicht im Krankenhaus gemacht wird, verschiebt es sich halt woanders hin" kann ich zwar nachvollziehen, aber keinesfalls unterstützen: in der Schlussfolgerung müsste man auch weibliche Beschneidungen in Krankenhäusern durchführen, weil sie sonst unter schlechteren Bedingungen stattfinden. Kann das das Ziel sein?!

    Es ist gesellschaftliche Aufklärungsarbeit zu leisten, aber es muss auch gesetzlich und gerichtlich rigoros gegen derart barabarische Praktiken vorgegangen werden.

    Kein Mensch hat das Recht, den Körper eines anderen mutwillig und unbegründet zu verstümmeln!