Urteil nach Blumenstrauß-Vorfall: Anke Domscheit-Berg soll blechen
Die Ex-Piratin ist wegen Körperverletzung zu einer Strafe von 600 Euro verurteilt worden. Es ging um ein Gerangel mit Polizisten, bei der ein Blumenstrauß im Spiel war.
Hintergrund des Verfahrens ist das turbulente Ende einer Mahnwache für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge. Mehr als 5.000 Teilnehmer hatten sich im Juni 2015 vor dem Bundestag versammelt, um der Toten zu gedenken. In einem Strafbefehl über 900 Euro war Domscheit-Berg zunächst vorgeworfen worden, zwei Polizisten im Gerangel um ihren Blumenstrauß leicht verletzt zu haben.
„Aus dem Vorwurf, der sich erst heftig anhörte, ist ziemlich wenig geworden“, hieß es im Urteil. Dass Domscheit-Berg einem Beamten mit den Blumenstielen durch den offenen Helm ins Gesicht gestoßen habe, sehe sie nicht, sagte die Richterin. Die kleine Verletzung an der Hand einer 40-jährigen Beamtin sei „strafbar am untersten Rand“. Auch die Geschädigte habe den Kratzer als eine Lappalie angesehen. Gegen Domscheit-Berg wurde eine Strafe von 20 Tagessätzen zu je 30 Euro verhängt. Der Staatsanwalt hatte auf 60 Tagessätze plädiert.
Zu dem Prozess war es gekommen, weil Domscheit-Berg gegen den zunächst erlassenen Strafbefehl Einspruch eingelegt hatte. Sie habe zu keinem Zeitpunkt Polizisten attackiert, erklärte sie zu Beginn der Verhandlung vor fünf Wochen. Vielmehr sei sie „unbegründet und willkürlich“ von Beamten getreten und geschlagen worden. Die Blumen habe sie lediglich „verzweifelt hoch gehalten“. Sie werde weiter um einen Freispruch kämpfen. „Meine berufliche Reputation und Zukunft steht mit vor Gericht“, sagte sie.
Anke Domscheit-Berg, die Textilkunst und Betriebswirtschaft studiert hat, war politisch erst bei den Grünen aktiv. Sie wechselte dann zu den Piraten, trat 2014 aus der Partei aus. Sie will nun als Parteilose für die Linke bei der Bundestagswahl 2017 kandidieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin