piwik no script img

Urteil in SingapurHaft und Stockhiebe für Sprayer

Zwei junge Leipziger sind in Singapur zu neun Monaten Haft und Stockschlägen verurteilt worden. Sie hatten in einem U-Bahn-Depot einen Waggon besprüht.

Die beiden Delinquenten auf dem Weg zum Gericht in Singapur. Bild: reuters

SINGAPUR afp/dpa | Die Richter im Stadtstaat Singapur sind bei der Ahndung von Gesetzesübertretungen nicht zimperlich. Auch Ausländer haben das immer wieder zu spüren bekommen. Nun wurden zwei junge Leipziger Graffiti-Sprayer vor Gericht verurteilt.

„Die Strafe liegt bei insgesamt neun Monaten Haft und den obligatorischen drei Stockhieben“, erklärte Richter Liew Thiam Leng. Die beiden 21 und 22 Jahre alten Männer waren im November in ein U-Bahn-Depot in Singapur eingedrungen und hatten einen Waggon mit Graffiti besprüht. Beide hatten sich schuldig bekannt und vor der Urteilsverkündung um Gnade gebeten. Ihre Tat bezeichneten sie als „dummen Fehler“.

Die beiden Männer waren auf dem Flughafen der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur festgenommen worden, von wo aus sie nach Australien weiterreisen wollten. Malaysia lieferte sie an Singapur aus. Seit ihrer Festnahme saßen sie in Untersuchungshaft. Die harten Strafen des südostasiatischen Stadtstaates bei Sachbeschädigung sind seit langem bekannt.

Vandalismus wird mit bis zur drei Jahren Haft oder einer Geldbuße von umgerechnet 1.300 Euro bestraft. Zudem drohen bei diesem Straftatbestand laut Gesetz drei bis acht Stockhiebe – eine Bestrafung, die aus der britischen Kolonialzeit stammt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Resozialisierung ist nur ein Teil der Wahrheit, ein anderer wichtiger Teil ist Abschreckung oder Angst vor Strafe und dieser Teil kommt bei einem erheblichen Anteil von Straftätern in unserem Land viel zu kurz.

  • Also mein Feedreader zeigt euer Artikel-Bild als Thumbnail unzensiert und selbst mit grauen Balken würde man die Herren doch erkennen, wenn man sie kennt.

    Ist das gewollt?

  • Die zusätzlichen 9 Monate Haft sind vermutlich als Abschreckung gedacht, damit sich Singapur nicht zum Wallfahrtsort für Masochisten entwickelt.

  • naja, jetzt kriegen die beiden halt mal ein 'tag' verpasst. Es sind halt Maertyrer fuer die Gute Sache.. Ich bin allerdings ueberrascht dass hier die eigentlich zu erwartenden Worte (Grausamkeit, Mittelalter, Folter ) und die entsprechende Verurteilung bei gleichzeitiger Hervorhebung des eigene moralisch hoch ueberlegenen Standpunktes fehlt. Fuer den interessierten Laien waere auch die Frage der Abschreckung ganz generell interessant: Kann man durch solche Strafen eine abschreckende Wirkung erzielen? Die Antwort liegt in der Frage "Gibt es in Frankfurt oder Berlin mehr Graffiti als in Singapur?", die ich leider nicht habe da ich noch nie in Singapur war.

    • @Gerald Müller:

      Ich war des öfteren dort und kann daher versichern: es gibt in Singapur keine Graffittis, nicht mal an Bauzäunen oder leerstehenden Abrisshäusern.

       

      Einen ganz besonders augenfälligen Kontrast zu hiesigen Verhältnissen kann man dort bei jeder U-Bahn Fahrt sehen: Blitzaubere Bahnhöfe auf denen nicht das kleinste Stück Abfall herumliegt (und das obwohl aus Sicherheitsgründen alle Abfallbehälter entfernt wurden), nirgendwo stinkt es nach Urin (dafür gibt es in jedem Bahnhof saubere Toiletten), alle Rolltreppen und Aufzüge funktionieren tadellos und die einzigen Kriminellen, vor denen man sich in Acht nehmen muss, sind Taschendiebe. Gewaltkriminalität in der U-Bahn ist dort völlig unbekannt, dafür sorgt nicht zuletzt eine eisenhart durchgreifende Strafjustiz.

       

      Kurzum: ein Singapurer, der nach Deutschland kommt und dort eine U- oder S-Bahn benutzt, der muss sich vorkommen wie in einem Drittweltland.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Gerald Müller:

      Ach moralisch überheblich ereifern muss ich mich gar nicht. Ich verweise einfach nüchtern und sachlich auf den Amnesty International Bericht. Lieber ein paar Graffiti, dafür aber auch eine Opposition und kein Einparteienstaat. Haben wir Deutschen ja nicht die besten Erfahrung mit gemacht.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        aaah, das Dritte Reich muss mal wieder herhalten weil die Argumente ausgehen. Politisch war an der Graffiti-Aktion doch nichts. Das war Sachbeschaedigung ind die wird halt bestraft, Einparteienstaat oder Mehrparteienstaat. "Lieber ein paar Graffiti als.. " - also sind "wir" doch moralisch ueberlegen, weil "wir" das naemlich haben.

         

        Moechte Sie mal sehen - hoeren wenn die Frontscheibe Ihres Autos besprueht wird...

  • 1G
    1074 (Profil gelöscht)

    Mein Mitleid hält sich hier in Grenzen.

    • @1074 (Profil gelöscht):

      Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten..., ;)

      • 1G
        1074 (Profil gelöscht)
        @tomas:

        Hier fehlt es mir schwer, Ihnen zu widersprechen. :-)