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Urteil im Fall Arzu Ö.Lebenslang für den Schwestermörder

Für den Mord an Arzu Ö. ist ihr Bruder und Todesschütze Osman zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Auch die vier anderen beteiligten Geschwister erhielten mehrjährige Haftstrafen.

Osman Ö. erwartet in Detmold das Urteil. Bild: dapd

DETMOLD dpa/dapd | Das Landgericht Detmold hat die Geschwister von Arzu Ö. wegen der Geiselnahme und Ermordung der 18-Jährigen zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Richter verhängten am Mittwoch gegen den Todesschützen Osman lebenslange Haft wegen Mordes und Geiselnahme. Osman hatte im Prozess die beiden tödlichen Kopfschüsse gestanden. Er sei von Arzu beschimpft worden, da habe er die Kontrolle verloren und geschossen.

Die Brüder Kemal und Elvis Ö. wurden wegen Geiselnahme beide zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die außerdem an der Tat beteiligten Geschwister Sirin und Kirer Ö. wurden wegen Beihilfe zum Mord und Geiselnahme zu je zehn Jahren verurteilt.

Das Gericht folgte damit teilweise der Forderung der Staatsanwaltschaft. Der Detmolder Oberstaatsanwalt Ralf Vetter hatte für Osman (22), sowie für die Schwester Sirin (27) und den Bruder Kirer (25) lebenslange Haft gefordert. Die drei hätten den gemeinschaftlichen Mord begangen, weil Arzu einen nicht-jesidischen Freund hatte. Die Religionsgemeinschaft der Jesiden duldet streng genommen keine Beziehungen zu Andersgläubigen.

Für die beiden anderen Brüder plädierte Vetter auf Haftstrafen wegen Geiselnahme mit Todesfolge. Für Elvis (21) forderte Vetter elfeinhalb Jahre Haft, für Kemal (24) elf Jahre. Die 18-jährige Arzu Ö. habe ihr eigenes Leben gelebt und mit ihre Familie gebrochen, sagte Vetter. Deswegen sei sie getötet worden.

Aufgespürt und entführt

Arzu Ö. war wegen ihres Lebenswandels mindestens zweimal von Osman verprügelt worden. Daraufhin war sie am 1. September 2011 in ein Frauenhaus geflohen und hatte Vater und Bruder angezeigt. Am Abend vor dem 1. November spürten die Geschwister Arzu bei ihrem Freund auf und entführten sie.

Die Verteidiger hatten Strafen zwischen zwei Jahren auf Bewährung und elf Jahren gefordert. Die Schwester Sirin war nach eigenem Geständnis die treibende Kraft bei der Suche nach Arzu. Man habe aber nur die verlorene Schwester wieder zur Familie holen wollen, sagte Anwalt Carsten Ernst. Später sei die Situation eskaliert. (Az.: 4 Ks 31 Js 1086/11-10/12)

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15 Kommentare

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  • W
    @wenstruba

    ich sag nur Äpfel und Birnen...

     

    oder kurz: Schwachsinn.

  • S
    Störtebekker

    Das Strafmaß ist viel zu gering. Der Mord geschah aus sehr niederen Beweggründen und müßte viel, viel härter abgestraft werden.

  • W
    Wenstruba
  • P
    PeterWolf

    @Wenstruba

     

    Für einen bewiesen (schuldhaft) begangenen Mord gibt es in Deutschland keine Strafe auf Bewährung. Sie behaupten eine Rechtsbeugung, verweigern aber den Beleg dafür.

    Literatur von Frauen oder Männern hilft da nicht weiter, ein ihrer Behauptung entsprechendes Urteil habe ich nicht gefunden.

    Hic Rhodos, hic salta.

     

    P.S. Viele Männer, die ihre Frauen und/oder Kinder z.B. nach einer Trennung getötet haben, wurden tatsächlich nicht bestraft, weil sie sich danach auch noch selbst getötet haben. Aber diese Täter meinen Sie sicher nicht.

  • W
    Wenstruba

    @Peter und der Wolf

     

    Dann betreiben Sie mal Forschung, ich werde ihnen da keinen Vorschub leisten, denn Frauen beackern dieses Feld schon seit 30 Jahren. Danach geben Sie bitte einen qualifizierten Kommentar ab, vorher sollten Sie sich bedeckt halten und Frauenliteratur zur Brust nehmen. Aber das lehnen Männer ja ab, ist ja nur Frauenliteratur...

     

    Also ich finde, das die Verurteilung endweder maßlos übertrieben ist oder die Herkunft, der Glaube und das Verwandschaftsverhältnis keine Rolle spielen darf. Sind Sie da gleicher Meinung oder finden Sie es richtig, dass regelmäßig Frauenmörder von Deutschen Frauen mit Bewährungs- oder geringen Haftstrafen durchkommen? Mord ist Mord.

  • P
    PeterWolf

    "Ich frage mich, warum sich Männer dagegen wehren, zuzugeben, dass, sofern eine Deutsche Frau umgebracht wird, es nachlässig betrachtet werden kann, aber sofern eine Muslima von ihren Brüdern umgebracht wird, so ein Tamtam gemacht wird?"

     

    Weil dem nicht so ist.

    Wenn ein deutscher Mann so zweifelsfrei alle Merkmale eines Mordes erfüllt, wird er genauso bestraft.

    Und das ist ja auch richtig.

     

    Ich weiß nicht, welchen Fall Sie da meinen, wo dem nicht so gewesen sein soll.

     

    Wenn die Merkmale eines Mordes nicht zweifelsfrei erwiesen sind, wird z.B. wegen Totschlag verurteilt, aber das gilt für Muslime genauso.

  • W
    Wenstruba

    @Peter und der Wolf

     

    Ich frage mich, warum sich Männer dagegen wehren, zuzugeben, dass, sofern eine Deutsche Frau umgebracht wird, es nachlässig betrachtet werden kann, aber sofern eine Muslima von ihren Brüdern umgebracht wird, so ein Tamtam gemacht wird? Rassistisch ist hier nur das Urteilsmotiv gegen Andersgläubige. Sexistisch sind alle, auch die von ihnen beschriebenen Gewalttaten dagegen. Eines ist auffällig, die Gleichgültigkeit, wie mit den Morden in den eigenen Reihen umgegangen wird. Immer erst mal an die Nase fassen, das sollte auch für Christen gelten. Für mich steht die Straftat Mord aus sexistischer Motivation im Vordergrund, nicht aber die Motivation des Glaubens. Das ist alles sehr fragwürdig, wenn Täter auf Grund ihres Glaubens und damit ausgerichtetem Motiv verurteilt werden. Das geht an der Sachlage Mord vorbei und trifft nicht das Geschehen. Mord an Frauen, Kinder, Mädchen und Jungen, also immer an Schwächeren ist gleichwertig, egal wie der Mord geprägt ist. Wer das leugnet, macht sich schuldig und zwar i. S. d. StGB.

  • P
    PeterWolf

    @Wenstruba

     

    Anno meint etwas anderes:

    Nämlich den Unterschied zwischen persönlich motivierter Gewalttat z.B. Eifersucht, wie bei den von Ihnen beschriebenen Tötungsdelikten und "ideologisch" motivierter, in diesem Fall rassistisch.

     

    Das Strafmaß unterscheidet sich übrigens nicht, sofern eine gleiche Straftat vorliegt.

    Ein Mord aus Eifersucht wird definitiv nicht nur mit einer Bewährungsstrafe geahndet.

  • BW
    Bald wieder raus und "integriert"

    In 3 jahren Freigänger, in 5 Jahren raus. Die Mitmörder in 1Jahr Freigänger, in 2,5 jahren raus. Das ist "Familienehre" wert. Dann bleiben sie natürlich, schließlich haben wir ja "Integration". Ihr könnt also mit eurem "lebenslänglich" keinen verarschen.

  • W
    Wenstruba

    @Anno

    Sie haben den Sachverhalt nicht verstanden. Oft genug kommt es vor,dass Deutsche Frauen von ihren betrogenen Männern aus falschem Stolz und falscher Ehre umgebracht werden. Tot ist Tot! Und wir Deutsche Frauen sind nicht einmal eine Randnotiz wehrt, wenn eine von uns fast

    allwöchentlich umgebracht wird. Ob es nun von einem Deutschen Bruder vollzogen wird oder von einem Deutschen Ehemann ist unerheblich. Die Ignoranz und dieser Ethnozentristische Sexismus, wie von Ihnen, muss

    aufhören! Jede tote Frau und jedes tote Mädchen, egal welcher Herkunft, ist schlimm! Jeder Frauen-, Mädchen- und Jungenmörder, egal ob Christ, Buddhist, Hinduist, Jude, Agnostiker oder Heide ist zu verachten! Basta. Wir sind nämlich alle Brüder, Schwestern sowie Geschwister, denn wir sind alle aus der gleichen Ursuppe!

  • A
    Anno

    @Wenstruba: Du hast den Sachverhalt nicht begriffen.

    Sie wurde von Ihren BRÜDERN und SCHWESTERN getötet, weil sie den falschen Freund/Mann hatte.

    Ich habe noch nie von einem Fall gehört, wo das unter "Wurzeldeutschen" vorgekommen wäre.

    (Ich will aber nicht ausschließen, dass das in Bayern vorkommen mag.)

  • P
    PeterWolf

    "Die Religionsgemeinschaft der Jesiden duldet streng genommen keine Beziehungen zu Andersgläubigen."

     

    Der Artikel zu "Jesiden" in Wikipedia erinnerte mich an den "Anhalter durch die Galaxis" und hat mich mehr verwirrt als erhellt.

     

    Sind Jesiden nun religiös verfolgt, Rassisten oder beides?

     

    Oder eine verfolgte rassistische Religion?

     

    Sind hiesige Nazis eigentlich auch eine verfolgte Religionsgemeinschaft?

     

    Wie meistens ratlos.

  • W
    Wenstruba

    Wenn die Deutsche Frau ermordet wird, es um die Ehre von dem Deutschen Mann geht, dann kommt er regelmäßig mit drei Jahren oder Bewährung davon. Sind wir Deutsche Frauen also weniger Wert? Oha, das ist ja echt unglaublich, wie hier unterschieden wird. Also noch mal, wenn wir Deutsche Frauen von Deutschen Männern zu Tode kommen, dann gibt es oft Bewährungsstrafen oder geringe Haftstrafen. Außerdem ist keine Sau von der Presse daran interessiert, wie geurteilt wird, aber wehe wenn es um Migranten geht, dann ist jeder zur Stelle. Wir sind nicht mal eine Randnotiz wert!

  • A
    Andi

    @zombie1969

     

    Was machen wir mit den Pädophilien, die Kinder nicht nur sexuell missbrauchen auch noch töten,

    oder mit Beate Z.?

    Sie alle werden auch mit meinen Steuergeldern gedeckt(!).

    Wohin weisen wir die aus?

  • Z
    zombie1969

    Da geht einer für seine angebliche Ehre über Jahre in den Knast. Das zu hören tut sehr gut. Dummköpfe scheinen nicht auszusterben. Einziger Makel ist, dass der deutsche Steuerzahler dafür aufkommen muss. Nach der Haftstrafe ist daher unverzüglich abzuschieben.