Urteil gegen Abtreibungsgegner: Holocaust-Vergleich untersagt
Ein Website-Betreiber hatte Christina Hänel mit den Nazis verglichen, weil sie Schwangerschaftsabbrüche macht. Dafür muss er nun 6.000 Euro zahlen.
Konkret wegen zweier Textpassagen sowie zweier Bilder hatte Hänel wegen Verleumdung und auf Unterlassung geklagt. Darin bezeichnete Annen die Medizinerin als „Entartete“. Auf den Bildern, die Wachmannschaften eines Konzentrationslagers zeigen, stellte er die Medizinerin auf eine Ebene mit den NS-Verbrechern. Das Gericht gab Hänel in diesen Fällen recht.
Eine Passage, in der Annen geschrieben hatte, Hänel habe „Blut an den Händen“ kleben und dies sei „menschenverachtend“, sah die Richterin dagegen bereits am Freitag als weniger eindeutigen Fall. Hänel und ihr Anwalt zogen diesen Punkt aus der Klage zurück.
Der Angeklagte selbst erschien weder zur Verhandlung am Freitag noch zur Urteilsverkündung am Montag. Auch sein Anwalt Tomislav Cunovic, der in Frankfurt Mahnwachen von ultra-katholischen Abtreibungsgegner*innen organisierte, tauchte vor Gericht nicht auf.
Während der Verhandlung schilderte Hänel, wie groß mittlerweile ihre Angst davor sei, von radikalen Abtreibungsgegner*innen, die im Netz gegen sie hetzen, auch körperlich angegriffen zu werden.
Nach dem Urteil am Montag zeigte Hänel sich zufrieden. „Wir dürfen diesen Vergleich zwischen dem Holocaust und Schwangerschaftsabbrüchen niemals zulassen“, sagte Hänel. Der Verurteilte kann gegen das Urteil noch Revision einlegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge