Uribe-Bruder in Kolumbien verhaftet: Die Schlinge zieht sich zu

Dem Bruder des kolumbianischen Ex-Präsidenten Álvaro Uribe werden Mord und andere Straftaten vorgeworfen. Nun wurde er festgenommen.

Porträt eines Mannes mit weißem Hut

Santiago Uribe soll enge Kontakte zu der paramilitärischen Gruppe „12 Apostel“ gehabt haben. Foto: ap

BUENOS AIRES taz | In Kolumbien ist der jüngere Bruder des früheren Präsidenten Álvaro Uribe (2002–2010) am Montag verhaftet worden. Santiago Uribe wird die Planung von Straftaten und Mord vorgeworfen. Wegen akuter Fluchtgefahr hatte die ermittelnde Staatsanwalt seine Festnahme verlangt.

Die Taten sollen von der paramilitärischen Gruppe der sogenannten 12 Apostel verübt worden sein, die für zahlreiche Morde, Entführungen und Verschwindenlassen in der nordwestlichen Provinz Antioquia verantwortlich gemacht wird. Santiago Uribe soll die Gruppe finanziert haben. Bei dem Mordvorwurf geht es um den gewaltsamen Tod von Camilo Barrientos Durán im Jahr 1994.

Barrientos Name tauchte auf einer schwarzen Liste der Polizei auf. Zwei unmittelbar der Tat verdächtigte Polizisten hatten Santiago Uribe als Drahtzieher dafür genannt. Bereits seit 2010 wurde gegen Santiago Uribe ermittelt.

Paramilitärischen Banden wie den „12 Apostel“ werden Massaker an der Zivilbevölkerung und Drogenhandel zur Last gelegt. Die Kampfverbände waren in den 80er Jahren von Großgrundbesitzern gegründet worden, um vor allem gegen linke Guerilleros vorzugehen.

„Systematische Strategie für soziale Säuberung“

Die Staatsanwaltschaft untersucht vor allem die Verbrechen, die in den Jahren 1993 bis 1995 in Antioquia verübt wurden. Nach ihrer Auffassung gab es eine „systematische Strategie für eine soziale Säuberung“, bei der Personen beseitigt werden sollten, die als „Guerillero, Drogenabhängige und allgemeine Straftäter“ galten. Den „12 Aposteln“ wirft sie den Mord oder das Verschwindenlassen von mindestens 164 Menschen vor. Sie stuft die Taten als Menschenrechtsverbrechen ein, die somit auch keiner Verjährungsfrist unterliegen.

Mit der Verhaftung seines Bruders zieht sich die Schlinge auch um den Expräsidenten immer weiter zu. Álvaro Uribe steht seit den 1990er Jahren in dem Verdacht, beste Kontakte zu den Paramilitärs unterhalten zu haben. Er war damals Gouverneur der Provinz Antioquia.

Bruder Santiago ist zudem nicht das erste Familienmitglied, das wegen mutmaßlicher Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen hinter Gittern sitzt. 2008 wurde Cousin Mario Uribe festgenommen. Damals wurden Vorwürfe laut, ein Landgut der Uribes habe den paramilitärischen „12 Aposteln“ als Unterschlupf und Lager gedient. Mario Uribe war gerade zu Álvaro Uribes Zeiten als Gouverneur der Provinz Antioquia ein enger politischer Weggefährte. Im Februar 2011 wurde er zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

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