Urananreicherungsanlage in Gronau: Atommüll rollt trotz Corona
Der Atomkonzern Urenco nutzt die Krise für Urantransporte. Demos dagegen sind in NRW eingeschränkt möglich, im Zielland Russland gar nicht.
Dorthin transportiert wird der radioaktive Uranhexafluorid-Müll aus Gronau per Bahn. Unterstützt vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) haben Anti-Atom-Aktivist*innen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen für Montagmorgen Mahnwachen vor der UAA in Gronau und am Güterbahnhof in Münster angemeldet. Die Stadt Münster habe diese Mahnwachen mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz problemlos genehmigt, berichten Atomkraftgegner*innen. Im April hatte die Stadtverwaltung zwei Mal versucht, Proteste gegen Atommülltransporte unter Hinweis auf die Corona-Kontaktsperren zu verbieten – war damit aber vor dem Verwaltungsgericht gescheitert.
Allein in diesem Jahr dürften sechs weitere Uranhexafluorid-Züge durch Nord- und Westdeutschland rollen. Die Gronauer UAA ist als einzige deutsche Atomanlage vom Atomausstieg ausgenommen. Sie beliefert Dutzende Kraftwerke in aller Welt, darunter auch die maroden belgischen Meiler Doel und Tihange.
Gegen dessen unsichere Lagerung in der Atomfabrik Novouralsk haben russische Umweltschützer*innen seit Jahren demonstriert. Jetzt ist das nicht mehr möglich: „Wegen Corona ist das Versammlungsrecht in Russland nicht mehr existent“, sagt Aktivist Eickhoff: „Unternehmen wie RWE und Eon, die Anteile an der UAA-Betreiberfirma Urenco halten, nutzen die Pandemie aus.“ Heftige Kritik kam auch von BBU-Sprecher Udo Buchholz: In Corona-Zeiten müssten Bundes- und Landesregierung die „vollkommen vermeidbare Belastung“ auch der deutschen Notfalldienste durch die potenziell gefährlichen Atommülltransporte stoppen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“