Uran zum Gewichtsausgleich am Steuerruder

■ Nach dem Absturz eines Jumbos bei Amsterdam ging die Krebsrate nach oben

Im Zusammenhang mit dem Absturz einer Frachtmaschine der Fluggesellschaft El Al, die vor vier Jahren in Amsterdam in einen Wohnblock raste, wird derzeit in Israel über aus abgereichertem Uran bestehende Bauteile des Jumbo-Jets Boeing-747 diskutiert. Dies geschieht angesichts von Klagen, daß im Bereich der Absturzstelle mittlerweile vermehrt Krebs aufgetreten sei und auch mehr behinderte Kinder geboren würden, als statistisch zu erwarten ist. Bei zahlreichen Anwohnern sind zudem Krankeitssymptome wie Kronzentrationschwächen, Müdigkeit und Hautausschläge registriert worden. Vermutet wird, daß bei dem Absturz krebsauslösende Substanzen freigesetzt worden sind.

Von Ende der sechziger Jahre bis 1981 hat der US-amerikanische Flugzeughersteller Boeing bei der Produktion von insgesamt 551 Jumbo-Jets der Klasse 747 tatsächlich Bauteile aus abgereichertem Uran verwandt. Das Uran wurde jeweils als Gegengewicht an den Höhen-, Seiten- und Querrudern eingesetzt. Damit konnten die notwendigen Steuergeräte für die Ruder verringert und Flattererscheinungen verhindert werden.

Da aus dem eingesetzten Uran, das bei der Herstellung angereicherten Urans zurückbleibt – und daher recht kostengünstig verfügbar ist –, die radioaktiven Bestandteile weitgehend entfernt sind, ist seine Strahlungsaktivität sehr gering. Dazu kommt, daß es vor der Verwendung im Flugzeugbau von Boeing – aber auch von McDonnel Douglas für die DC-10 – mit Cadmium beziehungsweise Aluminium ummantelt wurde, so daß die gemessene Strahlungsintensität unmittelbar auf der Oberfläche 0,4 bis 0,5 Millirem pro Stunde betrug, im Abstand von einem Meter aber nicht mehr meßbar war. Wird allerdings das abgereicherte Uran längere Zeit Temperaturen von mehr als 800 Grad Celsius ausgesetzt, bildet sich gesundheitschädliches Uranoxid. Wird Uranoxidstaub inhaliert – oder gelangt auf andere Weise in den menschlichen Organismus –, kann das zu Krebs führen.

Boeing hat schon ab 1981 das ebenfalls sehr schwere, aber nicht strahlende Metall Wolfram statt Uran als Gegengewicht an den Ruderanlagen der 747 eingebaut. Die älteren Jumbos sind aber immer noch mit Uran-Bauteilen ausgerüstet. Allein die El Al hat noch neun Flugzeuge dieses Typs in Betrieb. Anatol Johansen