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Unverbremt von Gareth JoswigArme Madonna!

Madonna, Picasso und der Villenbesitzer in Oberneuland ohne weitere Einkünfte – das waren aus Sicht des Wirtschaftsprofessors und FPD-Politikers Karl-Heinz Paqué zentrale Einwände gegen die Einführung einer Vermögenssteuer.

Der Volkswirt, der Dekan an der Uni Magdeburg ist, sieht das nämlich so: Madonna steuerflüchtet nach Portugal, der Wert eines Picassos ist sehr schwer zu bemessen, und der arme Villenbesitzer, dessen dann doch nicht allzu prunkvolles Domizil nur gerade so über den Freibetrag von einer Million Euro kommt, ist doch vollkommen überfordert, wenn er für die 100.000 Euro, die er über dem Freibetrag einer Million Euro liegt, bei einem Steuersatz von einem Prozent 1.000 Euro pro Jahr zahlen müsste! Woher soll er das alles nur nehmen? Schnüff.

„Das sind alles ja sehr lebensnahe Beispiele“, entgegnete sein Kollege Achim Truger von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, der in Sachen Vermögenssteuer deutlich anderer Ansicht ist. Kaum ein steuerliches Instrument sei zielgerichteter und besser geeignet, um der zunehmenden Ungleichheit unserer Gesellschaft zu begegnen, so Truger. Um seine These zu belegen, zog er es vor, Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaft und andere wissenschaftliche Erkenntnisse zu zitieren, statt randständige Negativbeispiele zu bemühen.

Zusammen gekommen waren die Experten nebst weiteren MakroökonomInnen und einem Richter für Steuerrecht, sowie einem viel zu lang redenden Mann vom Bund der Steuerzahler, weil der Finanzausschuss der Bürgerschaft am Freitagnachmittag über die Einführung einer Vermögenssteuer beraten hat. Auf Antrag der Linken waren sechs ExpertInnen für Impulsvorträge geladen worden. Im Anschluss hatten die Abgeordneten die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Unterm Strich blieb festzuhalten: Bremen und die anderen Länder könnten enorm von einer Vermögenssteuer profitieren. Die käme nämlich hauptsächlich den Landeshaushalten zugute. Die soziale Ungleichheit könnte sie zwar auch nicht rückgängig machen. Besser als ohne Vermögenssteuer wäre es aber schon, so die Mehrheitsmeinung. Für eine Einführung bräuchte es allerdings eine Länderinitiative über den Bundesrat. Denn ein lästiges Detail bleibt: Einführen kann die Vermögenssteuer nur der Bund.

Und seien wir mal ehrlich: Wenn Helene Fischer zurück nach Sibirien zieht, hat das ja auch seine Vorteile.

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