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Unternehmer auf der Palme

■ Streit um Industriegebiet Billbrook. Handelskammer wirft der Stadtentwicklungsbehörde vor, an Betroffenen vorbeizuplanen

Der Wunsch, Hamburgs größtes zusammenhängendes Industriegebiet in Billbrook zu erhalten, hat zu einem Proteststurm der dort ansässigen Unternehmen geführt. Der Bebauungsplan, mit dem die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) die Flächen vor dem Zugriff großflächigen Einzelhandels wie Bau- oder Möbelmärkten schützen will, muß ein zweites Mal überarbeitet werden. Die Bezirksversammlung Mitte hatte den Plan nach seiner ersten Auslegung abgelehnt.

„Die Unternehmen vor Ort sind auf der Palme“, sagt Klaus Harbs von der Handelskammer. Durch den neuen Bebauungsplan fühlten sie sich in ihren Entwicklungsmöglichkeiten beschnitten und zum Teil in ihrer Existenz bedroht. „Das ist so schlimm, daß Firmen weggehen“, behauptet Harbs.

Nach Ansicht der Steb ist der Bebauungsplan (B-Plan) notwendig, weil der derzeit gültige Baustufenplan aus dem Jahr 1952 großflächigen Einzelhandel zuläßt, der die eingesessenen Industriebetriebe verdrängen und die Geschäfte im Zentrum Billstedts bedrohen könnte. Ein neuer B-Plan, so Steb-Sprecherin Ina Klotzhuber, müsse jedoch heute gültigen gesetzlichen Anforderungen genügen. Das hat zum Beispiel zur Folge, daß 18 Hektar des 435 Hektar großen Industriegebietes in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden müssen: In der Nachbarschaft liegt eine Wohnsiedlung, für die besondere Lärmschutzvorschriften gelten. Bei größeren Umbauten hätten die dort ansässigen Betriebe diese strengeren Auflagen zu erfüllen.

Die größten Sorgen macht den Unternehmern allerdings, daß die Grünstreifen entlang der Bille und der Kanäle von sieben auf 15 Meter verbreitert werden müssen – insgesamt 22 Hektar werden für die Firmen so zur Tabuzone. „Das heißt aber nicht, daß irgendjemand seine Halle abreißen muß“, versichert Klotzhuber, „sondern die Leute haben Bestandsschutz“.

Stefan Seils vom Fuhrunternehmen Bursped beruhigt das wenig: Die Hallen seiner Firma reichten heute schon an den geplanten Grünstreifen heran. Jeder Neubau, zum Beispiel einer automatischen Ladevorrichtung, für die ein Fundament gebaut werden müsse, wäre unmöglich, die Firma könnte sich nicht mehr an veränderte Bedingungen anpassen. Seils ärgert besonders, daß die Steb nicht von vornherein versucht habe, Einzelfall-Lösungen zu finden. „Man hätte mit den Firmen sprechen müssen“, sagt er.

Klaus Harbs formuliert es schärfer: „Die Stadt hat leider die Angewohnheit, daß sie viele Dinge an den Betroffenen vorbeiplant“, sagt der Mann von der Handelskammer.

Gernot Knödler

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