: Unterm Strich
Friedrich Glauser, der 1938 verstorbene Schriftsteller, beschäftigt Schweizer Gerichte. Der Limmat-Verlag darf zwei Sammelbände mit Erzählungen Glausers nicht mehr ausliefern. Der Arche Verlag besteht darauf, daß ihm allein die Rechte an den Texten „Mattos Puppentheater“ und „Der alte Zauberer“ gehören, und hat den bislang befreundeten anderen Kleinverlag strafrechtlich verklagt. Die schon an den Buchhandel ausgelieferten Limmat-Bände dürfen allerdings noch verkauft werden, entschied das Gericht.
Jack Lang ist Superminister in der Nachfolge der französischen Revolution geworden, seit ihm Francois Mitterrand die Ressorts Kultur und Erziehung überlassen hat. Er hält das vor allem für „eine historische Chance“ für Frankreichs Museen, die er nun ganz besonders fördern will. Im Oktober feiern sie revolutionären Geburtstag. Am 16. Oktober 1792 hatte der Nationalkonvent ein Dekret über die Nationalisierung der Kunstwerke und deren öffentliche Verwahrung erlassen.
Douglas Home, der zweite Sohn des 13. Earl of Home, Absolvent der Royal Academy of Dramatic Art, ist am Montag im Alter von 80 Jahren in London gestorben. Er hatte zahllose Komödien geschrieben, darunter auch einige sehr erfolgreiche, die allesamt in Homes eigenem, aristokratischen Milieu spielten. Mit seinem altbritischen Humor war indessen eine dafür untypische, bemerkenswert zivile Haltung verbunden: Der junge Panzerkommandant aus bestem Hause verweigerte 1944 den Befehl, die von Deutschen besetzte Hafenstadt Le Havre zu beschießen. Er wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der Panzerangriff kostete über 2.000 französische Zivilisten das Leben, doch das britische Verteidigungsministerium sah noch 1988 keinen Grund, das Kriegsurteil gegen Douglas Home zu revidieren.
Willibald Glas will Priester und Beischläfer bleiben. Der Erzbischof von München und Freising hat ihm das eine aber verboten, wenn er, bislang wohlgelittener Priester in Arget bei München, nicht bis zum 30.9. öffentlich erkläre, daß er das andere, sein „eheähnliches Verhältnis mit seiner Hausfrau“, aufgebe. Der 65jährige Glas mag aber nicht verzichten. Das Zölibat sei „in sich schlecht und widernatürlich“, schreibt er in einem offenen Brief an den Kardinal Friedrich Wetter und verlangt von der Erzdiözese die „Zahlung von Schmerzensgeld für das Leid, das mir von der Kirche über Jahrzehnte zugefügt worden ist“.
1,3 Millionen Mark gibt der Berliner Senat im nächsten Jahr für sein Programm „Spezielle Förderung von Künstlerinnen“ aus. Das Programm, das in diesem Jahr ins Leben gerufen wurde, mußte bisher mit 800.000 Mark auskommen. Der Bedarf sei „außergewöhnlich hoch“, sagte eine Senatssprecherin, auf Anhieb hätten sich 298 Frauen mit Anträgen im Gesamtvolumen von 9,3 Millionen Mark beworben.
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