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Unterm Strich

Sauber, CSU! Nachdem Christa Wolf in der vergangenen Woche erklärt hatte, von 1959 bis 1962 ohne ihr Wissen vom Ministerium für Staatssicherheit als „Inoffizielle Mitarbeiterin“ geführt worden zu sein, will die Bayern-Union ihr den 1987 (für ihr Buch „Störfall“) erhaltenen Geschwister-Scholl-Preis aberkennen. Der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion von München, Gerhard Bletschacher, gab am Samstag kund, nach Auffassung seiner Partei sei eine Schriftstellerin, die in „irgendeiner Weise“ Stasi-Kontakte unterhalten habe, solch eines Preises nicht würdig. Wir zweifeln keine Sekunde daran, daß dieser Vorstoß die Stasi-Debatte, in der Christa Wolf mit ihrer Offenlegung eine neue Wendung eingeleitet hatte, ganz unglaublich voranbringen wird.

Schon jetzt im Januar haben die Lektoren des Darmstädter Lyrik-Wettbewerbs „Literarischer März“ auf einen auffälligen „Rückzug“ junger ostdeutscher Dichter hingewiesen. Von 600 Bewerbungen seien dieses Jahr nur 40 aus der ehemaligen DDR gekommen, „ein Bruchteil der Zahl früherer Jahre“, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heißt. Man vermutet auf Seiten der Lektoren, daß die schwache Motivation etwas mit der Diskussion um die Stasi-Kontakte früherer Teilnehmer (z.B. Rainer Schedlinski) zu tun hat. Überraschend sei auch die fast völlige Absenz politischer Themen. Es dominierteten wieder einmal unmittelbar private Erfahrungen.

Im Vorfeld der Uraufführung seines „Wessis in Weimar“-Stücks (am 10.Februar im Berliner Ensemble, Regie: Einar Schleef) hat Rolf Hochhuth in Berlin Passagen daraus gelesen – u.a. die, in der ein altes Ehepaar, das nach der „Wende“ von seinem Bauernhof vertrieben wird, Pläne zu einem gemeinsamen Selbstmord bespricht. Die Teuhand-Anstalt nehme aufgrund des Einigungsvertrags teil an „einem Raubzug, wie er in keinem von Hitler überfallenen Land angezettelt wurde“, kommentierte der Autor seine Lesung. Er sehe auch „hochgestellte Schweine im Rohwedder-Haus in der Leipziger Straße“. Die Treuhand hat Hochhuth derweil aufgefordert, sich von diesen Äußerungen zu distanzieren, andernfalls behalte man sich rechtliche Schritte vor. Volkstribun Hochhut, dem wohl schwant, daß er in seiner Parteinahme ein wenig zu weit gegangen ist, hat sich mittlerweile beeilt, dpa wissen zu lassen, sooo sei das auf der Lesung nicht gesagt worden. Augen- und Ohrenzeugen bestätigten indessen den Wortlaut, um dessen Aufnahme in die Inszenierung ein „Meinungsstreit“ (dpa) beim Berliner Ensemble entbrannt ist.

Bundespräsident von Weizsäcker hat im Berliner Schloß Bellevue eine Arbeitsbibliothek übernommen, die der Börsenverein des deutschen Buchhandels gestiftet hat. Das Geschenk „ehre sein Amt und seinen Amtssitz“, sagte Weizsäcker am Freitag vor Journalisten.

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