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Unterm Strich

Tausende von islamischen Fundamentalisten haben am Freitag in Beirut den Tod des Schriftstellers Salman Rushdie gefordert. Die Demonstranten riefen in Sprechchören „Tod für Rushdie“ und forderten die britische Regierung auf, den Autor an den Iran auszuliefern. Mohammed Berjaoui, Vertreter der islamischen Hisbollah im libanesischen Parlament, sagte: Seine Organisation werde nicht ruhen, „bis das Todesurteil ausgeführt wurde, weil Rushdies Buch [„Die satanischen Verse“] Teil einer westlichen Verschwörung gegen die Moslems ist“. Iranische Religionsvertreter haben unterdessen erklärt, die Morddrohung könne nicht zurückgenommen werden. Nur Khomeini, der vier Monate nach seinem „Urteilsspruch“ an Krebs gestorben war, hätte die Macht gehabt, es zu widerrufen. Dieser Behauptung wurde in der Vergangenheit bereits von namhaften islamischen Religionsgelehrten widersprochen.

Niederländische Parlamentsabgeordnete haben am Freitag angekündigt, Salman Rushdie nach Holland einladen zu wollen. Die Einladung sei ein deutliches politisches Signal an Teheran. Außerdem wurde der niederländische Außenminister Pieter Kooijmans aufgefordert, bei allen internationalen Gremien – namentlich der EG und den Vereinten Nationen – schärfstens gegen das Todesurteil zu protestieren.

Der Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat am Dienstag seine Solidarität mit Rushdie bekundet. Als Präsident der kürzlich in Paris neu gegründeten Weltakademie der Kulturen, der Rushdie angehört, bekräftigte Wiesel sein „unerschütterliches Festhalten an Freiheit des Geistes und des künstlerischen Schaffens“. Er rief alle Verfechter von Demokratie und Menschenrechten auf, „überall und mit allen Mitteln gegen die Diktatur und religiösen Fundamentalismus, alle Formen von Obskurantismus und Intoleranz“ zu kämpfen. Der „mörderische Haß“, dem Salman Rushdie ausgesetzt sei, richtete sich „gegen alle, die sich in Wort und Bild ausdrücken“, erklärte Wiesel. Vorletzten Sonntag jährte sich zum vierten Mal das „Todesurteil“ der iranischen Führung gegen Rushdie.

Die Lyrikerin Sarah Kirsch erhält den erstmals verliehenen Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die mit 20.000 Mark dotierte Auszeichnung wird am 30. April in Weimar verliehen. Dabei wird der Literaturwissenschaftler Wolfgang Frühwald, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Laudatio halten. In der Begründung der aus fünf Personen bestehenden Jury heißt es, Sarah Kirsch habe sich immer wieder engagiert, wenn sie die Freiheit und Würde des Menschen bedroht und unterdrückt sah. Mit der Vergabe des Literaturpreises knüpft die Stiftung nach eigenen Angaben an ihre Tradition an, den offenen und kritischen Dialog zwischen Schriftstellern und Politikern zu fördern.

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