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Unterm Strich

Fröhlich pfeifen's die Kinder von den Dächern: „Goethe spielt Flöte auf Schiller sein' Piller.“ Ganz so heiter ist es aber dann wieder nicht in Berlin zur Sommerszeit, wo unlängst die FDP das lokale Verfassungsgericht anrief: Eine einstweilige Anordnung sollte erwürkt werden gegen die Schließung des Schiller Theaters. Dafür ist ja die FDP auch nicht bekannt, daß sie so coulant ist mit öffentlichen Einrichtungen. Aber wir nehmen erfreut jede Wandlung zur Kenntnis.

Herr Richta, was sprichta? Die Richter hatten angeregt, man solle bis zur endgültigen Entscheidung durch das Parlament den Spielbetrieb weiterführen. Der Senat wiederum lehnte dies schlankerhand ab: es kost' zuville und es sei schließlich das gute Recht des Senats, über die Vergabe von staatlicher Penunze selbst zu entscheiden, Rumms. Höflich wandten die Richter ein, für die politische Kultur sei es ja wohl so ganz schlecht nicht gewesen, das Parlament so ein kleiiines bißchen zu konsultieren, und daß es doch irgendwie schade war, wie der Senat so mir nichts, und dir sowieso nichts, rasch noch vor der Sommerpause die Schließung beschloßen hätte. Aber das beeindruckte nicht weiter. Auch daß Peter Rau, FDP, einwandte, das Parlament habe die im Haushaltsplan für Schiller Theater, Werkstatt und Schloßparktheater vorgesehenen 41 Millionen Mark für Spiel und nicht für Abwicklung bewilligt, half nichts. Unsereins kann dann wieder hergehen und die Aufwallungen gegen das Parlament als „Quasselbude“ abwehren. Was soll'n sie auch anderes machen als quasseln, wenn die Entscheidungen anderswo fallen? Währenddessen geht es auf der Bühne munter weiter.

Also heute morgen erbrachen Reinigungskräfte bei der linksalternativen tageszeitung (ja, auch wir haben Reinigungskräfte) den Eingang zur Filmredaktion und fanden die zuständige Redakteurin von Weinkrämpfen geschüttelt unter ihrem Tischlein zusammengekrümmt. Von dpa hatte sie erfahren, daß der Film Dennis, diese gottserbärmliche, hundsfottene Zumutung, von einem Mistfilm über einen Kleinstterminator der Publikumsrenner Nummer 1 geworden ist. Wir fragen mit Ernst Jandl: „Bist Eulen?“ und antworten uns selbst „Ja! Bist auch Eulen?“ – „Ja, ja!“ – „Bin schon viel zu lang Eulen gewesen!“ Merke: Wer einmal Eulen war, wird Eulen bleiben immerdar.

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