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Unterm Strich

So richtig schön ist er ja eigentlich nicht. Aber sooo charmant, ein Mann, den man nicht verletzen und irgendwie beschützen möchte. Charles Aznavour, der „Chansonnier mit den traurigen Augen“ (dpa), wird 70. „Eine unvorstellbare Anmaßung“, „für diesen Beruf ungeeignet“ – so unnachsichtig geißelte die Pariser Kritik den Ärmsten in den 40er Jahren nach seinem Debüt. 1956 gab er in Frankreich seine erste eigene Platte heraus, und den internationalen Durchbruch schaffte er 1963 in der New Yorker Carnegie Hall. Kein Geringerer als Bob Dylan befand nach einem Aznavour-Konzert, dies sei „das Schönste, was (er) je auf einer Bühne gesehen habe“. Monsieur Aznavour singt aber nicht nur („Du läßt disch gehn, du läßt disch gehn“ – ein Lied, das die Feministin in uns zum Verstummen bringt); anrührend begriffsstutzig war er in François Truffauts Film „Schießen sie auf den Pianisten“, zärtlich, devot und melancholisch spielte er bei Chabrol den kleinen Juden, der als einziger „Die Phantome des Hutmachers“ sehen konnte. Skandale hat er keine produziert. Zum Entsetzen seiner PR-Berater schickte er seinen zahlreichen Verehrerinnen Fotos von sich und seiner Frau, mit der er seit 27 Jahren verheiratet ist. Um klare Verhältnisse zu schaffen.

Eine vielleicht nicht ganz naheliegende Kombination von urchiger Volksmusik, archaischen Naturklängen und Elementen modernster Tanzmusik wird wohl bald die Schweizer Hitparaden durcheinanderbringen. Die Schweizer Schauspielerin Christine Lauterburg aus Bern erfand nämlich das Techno-Jodeln – eine ebenso neue wie schöne Kunst, die in einer „Klangmischung aus alpenländischem Volkslied und dumpfem Techno-Sound“ Tradition und modernen Mainstream mühelos miteinander versöhnt. Auf ihrem ersten Album „Echo der Zeit“, das sie beim ersten Schweizer Jodel- Techno-Abend am Mittwoch in Zürich vor-

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