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Unterm Strich

Unter dem nicht unerheblichen Titel „Büßer in schneebedeckter Landschaft“ zog gestern die FAZ eine Bilanz des Berlinale-Forums anhand immerhin ganzer zwei Filme von über hundert. Diesen zwei Filmen, russischen Beiträgen, wurde nicht nur „eine maßlose Verzweiflung in den Schreien der Mondhunde“ attestiert. Ein starker Leadsatz führt schon mal gleich in die voll ins Existentielle lappende Dimension der Chose ein: „Wenn ein Schiff untergeht, gehorcht ein verantwortungsbewußter Kapitän einem biologischen Gebot, wenn er Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote steigen läßt.“ Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus; du hast das Zeug zum Kanzlerdichter: „Was man dem Regisseur nicht absprechen kann, sind die ernste Sorge um sein Vaterland und die existentielle Tiefe seines Mahnrufs an die ins Spiel der Macht verstrickte Intelligenzija. Dieser Ernst berührt auch den, dem Rußland fremd sein mag.“ Heulen und Schreien der Mondhunde von der taz: O, fremdes Rußland. Als nächstes dann „Mondhunde“, der die Geschichte eines Heimkindes erzählt. „Ein tiefer Verlust an Humanität. (...) Die grausame Seite des slawischen Gemüts wird in dramatisch stilisierten Episoden (...) vorgeführt.“ Die asiatische Tat, hier ist sie wieder. Aber den Leuten kann geholfen werden: Nach Lektüre des FAZ-Artikels sah man weite Teile Rußlands sich als Büßer in schneebedeckter Landschaft gen Westen neigen.

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