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Unterm Strich

Der Deutsche Presserat hat dem Neuen Deutschland eine Mißbilligung ausgesprochen. Es geht, Sie ahnen's bereits, um Alfred Hrdlicka: In einem offenen Brief hatte der österreichische Künstler, Grantler und Antifaschist dem Ex-DDR-Liedermacher Wolf Biermann „die Nürnberger Rassegesetze“ an den Hals gewünscht. Daraufhin war eine heftige Feuilleton-Diskussion entbrannt, in deren Verlauf Henryk M. Broder forderte, Hrdlickas Holocaust-Denkmal in Wien abzureißen. Das alles hat den Presserat bei seiner Entscheidung jedoch nicht beeinflußt, wie aus dessen Mitteilung hervorgeht. Vielmehr lag dort eine Beschwerde vor, die zwar auch Hrdlickas Metaphernwahl monierte, vor allem aber beklagt hatte, daß eine Distanzierung der ND-Redaktion ausgeblieben war. Das Distanzieren gehört nachgeradezu zum täglichen Hard-Fact-Journalismus. Beim ND aber nimmt man sowohl die Vorwürfe als auch die Mißbilligung gelassen hin. Feuilleton-Chef Peter Berger steht steif und felsenfest hinter Hrdlickas Überzeugung. Er sieht in dessen Äußerung „einen zutiefst humanen Fluch, der seinen eigenen Gesetzen folgt, um Biermann zur Vernunft zu bringen“. Trotzdem habe man vor dem Abdruck des Briefes „diese inkriminierte Stelle diskutiert und eine Meinung gebildet. Wir wissen, was da alles dranhängt.“ Das Urteil des Presserats ist seiner Ansicht nach auch einem gewissen Zugzwang geschuldet, der durch die Mediendebatte entstanden ist.

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