: Unterm Strich
Die obigen Anmerkungen zur Heiner Müllerschen Produktion der letzten Zeit müssen ein wenig zurückgenommen werden, aber eben nur ein wenig, denn noch herrscht wirklich Flaute. Aber bald schon ... Das lang erwartete neue Theaterstück von Heiner Müller liegt fertig vor. Nach einer Mitteilung des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch soll der Text in einer Buchausgabe im Dezember dieses Jahres erscheinen. Ein Titel stehe bisher noch nicht fest. Wie das Verlagshaus unter Berufung auf Müller verwies, wird das Stück Ende dieses Jahres im Berliner Ensemble und unter der Regie von Leander Haußmann im Bochumer Schauspielhaus auf die Bühne kommen. Im Berliner Ensemble, dessen künstlerischer Direktor Müller ist, sind für die Saison 1995/96 Inszenierungen mehrerer früherer Texte des Autors geplant. Das neue Müller-Stück, dessen Hauptfiguren Hitler und Stalin sind, wurde unter dem Arbeitstitel „Germania 3“ angekündigt. Nebenbei scheint sich damit ein Verlagswechsel anzudeuten, denn Müller hat seine Stücke bisher bei Rotbuch veröffentlicht.
Bücher werden teurer. In diesem Jahr bleiben die Preise allerdings noch stabil. Was der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt vor einigen Wochen bereits angekündigt hatte, bestätigten nun die großen deutschen Verlage in einer dpa-Umfrage. Die meisten Häuser werden angesichts gestiegener Kosten für Lohn und Papier zumindest bei ausgewählten Büchern ab Frühjahr 1996 die Preise anheben. Eine generelle Erhöhung der Preise wird von der Mehrheit der Verlage ausgeschlossen: Suhrkamp, S. Fischer und Eichborn in Frankfurt, Aufbau in Berlin, Hoffmann & Campe in Hamburg und Knaur in München wollen im Einzelfall entscheiden. Nur in Ausnahmefällen soll die Marke von 50 Mark für einen gebundenen Roman überschritten werden. Hier sei noch „eine Schamgrenze“, sagte ein Sprecher von Rowohlt. Früher seien es 30 oder 40 Mark gewesen, heute 50. Das Preisschild hat auf den Käufer eine nicht zu unterschätzende psychologische Wirkung: „Am besten verkauft sich ein Buch für 49,80 Mark“, sagt der Pressesprecher des Siedler Verlags in Berlin. Eine andere Politik vertritt bereits Hoffmann & Campe, wo man mit dem 78 Mark teuren und 1.500 Seiten dicken Bestseller „Die Festung“ von Lothar- Günther Buchheim jüngst beste Erfahrungen gemacht hat. Die kommenden Preiserhöhungen für gebundene Bände werden nach Ansicht der Experten kaum Auswirkungen auf den Absatz von Taschenbüchern haben. Deren Leser seien eine ganz andere Klientel, hieß es bei Rowohlt: Sie könnten weniger Geld ausgeben, läsen aber deutlich mehr und kauften Bücher zumeist spontan. Taschenbuchkunden müssen auch demnächst nicht unbedingt tiefer in die Tasche greifen. Keine Preiserhöhung plant der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv), sagte eine Sprecherin.
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