piwik no script img

Unterm Strich

Das Ereignis war ein Nichtereignis: Ausschließlich wohlwollende Neugier schlug Peter Handke im Hamburger Thalia Theater entgegen. 1.000 Besucher immerhin lauschten der Lesung seiner winterlichen Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina, und Serbien wurde die Gerechtigkeit nicht vorenthalten. Es half auch nicht, daß Handke betonte: „Ich mag mich gern verletzbar und angreifbar machen.“ Da stand schon Wochenpost-Chef Jürgen Busche vor, der im vergangenen Dezember – damals noch Redakteur der Süddeutschen Zeitung – Handke die Zusage zur Veröffentlichung der Reportage gegeben hatte. Er wolle „kein Duett mit Handke singen“, erklärte er dem Publikum, und deshalb nicht in die Diskussion um den Text einsteigen. Wohlgesinnt moderierte Busche das anschließende Gespräch kurz und bündig in friedfertige Harmonie ab. Handke hätte wohl Lust gehabt, sich den Vorwürfen der nationalen wie internationalen Presse zu stellen. Immerhin bestand er neuerlich auf seiner Schmähung der FAZ als „zentrales europäisches Serbenfreßblatt“. Ansonsten befand er, „wenn die Wahrhaftigkeit in Schwung kommt, wird sie schön!“ Das zeitigte heftigen Applaus. „Ich wäre gern ein reiner Erzähler, aber ich kann es nicht sein. Eine reine Erzählung über Serbien, das wäre Zynismus.“ Auch das fand den Beifall des hanseatischen Publikums. Ein paar verzagte Buhrufe immerhin erhielt der Dichter, als er seine Standardposition bezog und vom fehlenden „klaren Gewissen der Wahrhaftigkeit“ sowie vom „käuflichem Halbwissen“ der Serbien-Reporter sprach – und verschwand. In festem Schuhwerk, das er in der bosnisch-serbischen Grenzstadt Bajina Basta erstanden hat. Wem das noch nicht reicht: Weitere Lesungen gibt Handke in den kommenden Wochen in Frankfurt (25. 2.), München (4. 3.), Wien (18. 3.), Klagenfurt (20. 3.) und Ljubljana (21. 3.).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen