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Unterm Strich

Die beabsichtigte Gründung einer Wolfgang-Harich-Gesellschaft ist am Sonntag von der Witwe des 1995 gestorbenen Philosophen energisch zurückgewiesen worden. Gegen einen Verein zur Pflege des wissenschaftlichen und politischen Erbes ihres Mannes habe sie zwar nichts einzuwenden, unterstrich Marianne Harich in einer in Berlin verbreiteten Erklärung. Zu den fünf Unterzeichnern eines ihr vorliegenden Gründungsaufrufes habe sie aber kein Vertrauen. Mit zweien von ihnen befinde sie sich in einem Rechtsstreit um die Erbrechte. Marianne Harich unterstellt den Initiatoren, daß sie den Verein nur gründen wollten, „um mir den Nachlaß Wolfgang Harichs aus der Hand zu nehmen und die Kontrolle über künftige Veröffentlichungen auszuüben“. Der 1995 im Alter von 71 Jahren gestorbene Harich war als marxistischer Denker umstritten. In den 50er Jahren war er in der DDR intellektueller Kopf einer kommunistischen Oppositionsgruppe, zu der auch der Leiter des Aufbau-Verlags, Walter Janka, gehörte. Alle wurden 1957 in Schauprozessen wegen Bildung einer staatsfeindlichen Gruppe zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Taiwan hat die Behandlung seiner Filme auf der Berlinale kritisiert. Im Programm des Festivals würden die taiwanesischen Beiträge stets in Verbindung mit China genannt, weil Taiwan von der Volksrepublik noch immer als Bestandteil Gesamtchinas betrachtet werde. Dies geschehe in Abstimmung mit dem deutschen Auswärtigen Amt, kritisierte das Taipeh Wirtschafts- und Kulturbüro in Berlin und warf der Festspielleitung „vorauseilenden Gehorsam“ vor. Die kombinierte Schreibweise sorge seit Jahren für Verärgerung bei den taiwanesischen Filmemachern und Journalisten, weil damit ein anderes Land für die eigene Arbeit Lorbeeren einheimse.

Der Philosoph Prof. Bruno Baron von Freytag, genannt Löringhoff, ist, wie erst am Sonntag bekannt wurde, am 28. Februar im Alter von 83 Jahren in Tübingen gestorben. Er gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der Logik in der Gegenwart. Der Öffentlichkeit wurde der bei Riga geborene Wissenschaftler bekannt, als er 1957 nachwies, daß der Tübinger Astronom Wilhelm Schickard (1592-1635) schon 1623 und damit vor Pascal und Leibniz die erste funktionierende Rechenmaschine gebaut hat.

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