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Unterm Strich

Die Schauspielerin Deborah Kerr feiert heute ihren fünfundsiebzigsten Geburtstag. Zu Weltruhm gelangte Kerr 1953, als sie sich in der Rolle einer untreuen Ehefrau mit Burt Lancaster leidenschaftlich im nassen Sand wälzte: „Verdammt in alle Ewigkeit“. Die für damalige Verhältnisse gewagte Liebesszene erschien dem Publikum um so denkwürdiger, als Regisseur Fred Zinnemann die Schauspielerin gegen ihr Image besetzt hatte. In unzähligen Filmen war die gebürtige Schottin zuvor als reiche Erbin, Prinzessin oder Königin aufgetreten: stets sehr nobel, meist sehr britisch und oft so blutleer, daß ein Kritiker die Filme jener Jahre als Kerrs „dekorative Periode“ bezeichnete. Daß sich hinter der kühlen Fassade jedoch auch ungeahnte Abgründe auftun konnten, hatte zuvor bereits die britische Produktion „Black Narcissus“ (1947) angedeutet. In Michael Powells Film verkörpert Kerr eine Nonne, die im Himalaya mit ihrer Mission scheitert – nicht zuletzt, weil auch sie nicht völlig unberührt bleibt vom erotischen Taumel, der die Schwestern angesichts einer lustbetonten und lebensfreudigen Umgebung erfaßt. Nach ihrem Erfolg mit „Verdammt in alle Ewigkeit“, für den sie die zweite von insgesamt sechs Oskarnominierungen erhielt, konnte Kerr auch im amerikanischen Kino endlich ihre Fähigkeiten beweisen: In Filmen wie „The King an I“ (1956), „An Affair to Remember“ (1957) und „The Grass is Greener“ (1961) zeigte sie sich von ihrer warmherzigsten Seite und bewies komödiantisches Talent. Ihre Spezialität blieben die „frustrierten Frauen“: Häufig spielte sie Gouvernanten, Lehrerinnen oder Nonnen, deren geregeltes, langweiliges Leben aus den Fugen gerät, als sie plötzlich mit ihrer unterdrückten Sexualität konfrontiert werden. Nach nahezu dreißig Jahren und rund fünfundvierzig Filmen, in denen sie mit den berühmtesten Stars (Grant, Mitchum, Niven, Gable) und den renommiertesten Regisseuren (Huston, Minnelli, McCarey, Preminger) gearbeitet hatte, zog Deborah Kerr sich schließlich Ende der 60er Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. „Das alte Hollywood war tot, und ich hatte einfach keine Lust, irgendeine Gastrolle mit zehn Dialogsätzen in einem Katastrophenfilm zu übernehmen“, erklärte sie. Heute lebt sie mit ihrem zweiten Mann, dem Autor Peter Viertel, in der Schweiz. Wir gratulieren auf das herzlichste.

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