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Unterm Strich

Das Sigmund-Freud-Museum in der Wiener Berggasse, das insofern gegenüber dem Londoner Freud-Museum reichlich alt aussah, als Couch, Bücher, Figurensammlung und auch sonst fast alles aus Freuds Besitz mit der Zwangsemigration des Psychoanalysegründers fortgingen und in Wien, wo Freud bekanntlich nicht nur sehr gut gelitten war, selbst nur gewissermaßen der Genius loci übrigblieb (und der auch noch durch Teilung der alten Wohnung halbiert) ... das Wiener Sigmund—Freud-Museum also ist jetzt zumindest um einen Vortragssaal reicher geworden, der ungefähr 100 Personen fassen soll. Auch hat Freud-Enkel W. Ernest Freud, der als Analytiker in Großbritannien lebt, Wien Spiele aus dem Besitz seines Großvaters geschenkt. Wollen hoffen, daß dadurch der Eindruck einer gewissen Armut an Ausstellungsstücken, der sich beim Besuch unweigerlich einstellt, etwas zum Positiven hin korrigiert wird, wo London schon so viel besser dasteht — und im übrigen auch den besseren Museums-Shop hat: In Wien gibt's vor allem Freud-Kugelsschreiber und edle Tintenfederhalter, als wäre das Unbewußte ein Roman aus dem 19. Jahrhundert, in London ist man bei der T-Shirt-Kultur angelangt und kann veritable Freud-Tassen kaufen.

Die Entscheidung der neuen Wiener Stadtregierung, die langjährige sozialdemokratische Kulturstadträtin Ursula Pasterk abusetzen, ist von österreichischen Künstlern, darunter Johannes Mario Simmel, Elfriede Jelinek, Christine Nöstlinge, H. C. Artmann, Peter Turrini, Olga Neuwirth und André Heller, scharf kritisiert worden. Zu der Entscheidung war es gekommen, nachdem bei den Wiener Gemeinderatswahlen die SPÖ die absolute Mehrheit verloren hatte und damit das Kulturressort an die Konservativen gegangen war. Vorgesehen ist für den Posten Peter Marboe, bislang im Außenministerium für Kultur zuständig.

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