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Unterm Strich

Staatstragender Nachklapp zu Brecht. Der Umarmung von Bundespräsident Roman Herzog konnte der Dichter anläßlich seines gestrigen 100. Geburtstags nicht entgehen. Beim Festakt in der Berliner Akademie der Künste bekannte Herzog, daß er und sein Volk Brecht viel verdanken. Der Bundespräsident bedauerte, daß es einmal Zeiten gegeben habe, in denen Brecht im Bundestag beschimpft worden sei. Herzog arbeitete sich erneut an der Forderung nach einer ätzenden Gesellschaftskritik ab. Kulturbanausen lauern schließlich überall. Brechts Verständnis von Literatur als gesellschaftlich nützliche Tätigkeit sei vielen Menschen heute ferngerückt. Dem gilt es präsidial zu begegnen. Hochaktuell fügte Herzog an, es gebe auch heute „Fragen eines lesenden Arbeiters“ zu beantworten, oder sollte man sagen: „Fragen eines lesenden Arbeitslosen“?

Die Studenten sprechen an den Hochschulen anders als in der Kneipe und auf der Straße. Das jedenfalls hat eine Befragung an der Universität Potsdam im Fachbereich Germanistik ergeben. Der studentische Wortschatz sei vor allem durch Abkürzungen geprägt. Als möglichen Grund gaben die Forscher Prestigesucht und Unsicherheit an. Früher jedenfalls haben die Studenten daheim bei Muttern genauso gesprochen wie an der Alma mater. Heute unterscheidet sich die Campus-Sprache erheblich von der privaten.

Brecht zum letzten. In Buckow wurde gestern das Brecht-Weigel-Haus mit einer Dauerausstellung eröffnet. Unter dem Titel „Brecht – ein Autor des Widerspruchs – ein widersprüchlicher Autor“ ist sie ganz dem Leben und Schaffen des Dichters gewidmet. Zu sehen sind unter anderem Fotos, Briefe und Journalnotizen, darunter auch bisher kaum bekannte Dokumente. Das Haus am Schermützelsee in der Märkischen Schweiz war ab 1952 Brechts bevorzugter Erholungs- und Arbeitsort.

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