: Unterm Strich
Der nun mit vollem Staats- und Amtsgepränge ausgestattete Kultur-Staatsminister Michael Naumann hat sich für eine verstärkte Kulturförderung in Ostdeutschland ausgesprochen, wo über 40 Jahr hinweg „keine Museumskultur entstanden ist“. Dort seien Museen stiefmütterlich behandelt worden, erklärte Michael Naumann. An die rund 4.000 westdeutschen Museen seien seit Kriegsende viele Milliarden Steuergelder in Form von Investitions- und Projektmitteln geflossen, in die DDR schätzungsweise lediglich 400 bis 500 Millionen. Wer im Westen kulturpolitische Unterstützung in den neuen Bundesländern als einen Klagepunkt betrachte, „der sollte sich schämen“, sagte Naumann. Die Nachholbedürfnisse im kulturpolitischen Bereich in Ostdeutschland, die auch die vorherige Regierung richtig erkannt und unterstützt habe, existierten weiter. „Es gibt unendlich viele Baudenkmäler, die zu verrotten drohen, viele davon kirchliche“, sagte Naumann. Das könne sich Deutschland als einer der reichsten Staaten der Welt nicht leisten. „Das bedeutet, daß die Fördermittel, die auf Bundesebene sowieso nicht exorbitant sind, für die neuen Bundesländer prononciert und stärker dorthin fließen müssen.“
Die Unterstützer Salman Rushdies in dessen Kampf für Meinungsfreiheit sehen die neue Morddrohung aus dem Iran nicht als dramatisch an. „Dieser Ajatollah ist in Iran eine Randfigur“, sagte Carmel Bedford von der Organisation „Artikel 19“ als Reaktion auf eine entsprechende Drohung von Ajatollah Hassan Sane'i (siehe taz von gestern). Der Chef der fundamentalistischen „15. Khorad-Stiftung“ versuche nur, aus dem 10. Jahrestag der „Fatwa“ gegen Rushdie „innenpolitisch Kapital zu schlagen“, meinte Bedford. Der Ajatollah hatte in der Teheraner Zeitung Jomhuri Islami erklärt, die „Idee der Vernichtung“ Rushdies sei lebendig wie eh und je. Seine Stiftung hat 2,8 Millionen Dollar (rund 4,75 Millionen Mark) für die Ermordung Rushdies ausgesetzt. Die Organisation „Artikel 19“ tritt für das Recht auf freie Meinungsäußerung ein und führte auch die internationale Kampagne gegen die Fatwa.
Schöner die Titel nie klangen. Bundesjugendministerin Christine Bergmann wird die Schirmherrschaft für die 2. Bundesbegegnung „Jugend jazzt“ Ende April in Rostock übernehmen. Damit setzten das Bundesministerium und der Deutsche Musikrat einen jugend- und musikpolitischen Schwerpunkt in einer Region, in der man sich von innen und außen um eine verstärkte Jugendförderung bemühe, hieß es. Die Veranstaltung habe zum Ziel, „das kulturelle Engagement junger Leute und kreative jugendliche Leistungen in sozialen Brennpunkten“ zu fördern. Uiuiui! Kann da mal einer ein paar neue Formulierungen in das Handbuch für Projektbeschreibung einschleusen? Das hilft sprachpolitisch schon etwas weiter.
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